T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Mittwoch, April 29, 2009

"Nach den bisherigen Vorausschickungen ..." (S. 126) Hoppla! Ich bin mittlerweile fix und foxi, und der Herr da vorne droht damit, in absehbahrer Zeit zur eigentlichen Sache vorzudringen und damit die Schraube anzuziehen. Ich bin heute nicht in der richtigen Verfassung. Meine Gedanken gehen verschlafene Wege. Und die Musi spielt dazu: "Das bunte, farbenreiche Gefieder der Vögel glänzt auch ungesehen, ihr Gesang verklingt ungehört; die Fackeldistel, die nur eine Nacht blüht, verwelkt, ohne bewundert zu werden, in den Wildnissen der südlichen Wälder, und diese Wälder, Verschlingungen selber der schönsten und üppigsten Vegetationen, mit den wohlriechendsten, gewürzreichsten Düften ..." Das Sandmännchen ist mir wohl gesonnen. Nicht so mein Nachbar, der mich heftig anschubst: "Hast du's gehört? Sag ich doch schon die ganze Zeit über. Da hast du's! Von höchster Stelle. Wenn du mir nicht glauben magst." Hier die Stelle, deretwegen Scruton mich aus dem Gedöse gerissen hat. Er hat sie mitstenografiert:

"Das Kunstwerk aber ist nicht so unbefangen für sich, sondern es ist wesentlich eine Frage, eine Anrede an die widerklingende Brust, ein Ruf an die Gemüter und Geister."

A Theory of

Musical Expression


Scrutons heutige Aufregung zeigt mir überdeutlich, dass Hegel mit seinem Satz einen Punkt getroffen hat, an dem ich bei meiner Darstellung von Scrutons Theorie aussichtsreich einsetzen kann.

[Ein paar Dinge betrachte ich hier als schon entsorgt: Musik ist a) nicht-repräsentational und b) keine Sprache. Von 'meaning' ist nicht mehr, von 'content' nur noch selten die Rede.]

Musik ist also wesentlich eine Frage oder Anrede. (Hegel) Wir, die solchermassen in einen wesentlichen Anspruch Genommenen, setzen uns in eine angemessene Entsprechung zu diesem Anspruch. (Heidi! Heidi!) Wir antworten (Das war Peter aus der 1. Kindergartenklasse.), oder à la Scruton: Musik hat einen Ausdruck. Dieser spricht uns an und provoziert eine bestimmte Antwort: "The response to expression is a sympathetic response." Und jetzt:

Wir erkennen den Ausdruck von Musik, wenn wir unsere Antwort auf ihn verstehen. Den Ausdruck von Musik erkennen, heisst, sich mit der expressiven Musik bewegen. - Ja, das ist schwerstes idealistisches Geschütz. [Ich sag mal 'Antirealismus ohne Subjektivismus'.] Da starrt kein fertiges Subjekt auf ein ebensolches Objekt, dessen Eigenschaften es feststellen will. Eine Differenz bezüglich des konkreten Ausdrucksgehalts eines Stücks ist keine irgendwelche Überzeugungen betreffende Differenz, sondern eine Differenz in der Art, wie verschiedene Subjekte auf den musikalischen Ausdruck des Stücks antworten mögen. Und darüber sich zu streiten, ist so anregend. Da sagt nicht einer zum andern, dieser habe eine objektiv vorhandene Eigenschaft eines Gegenstandes nicht getroffen, sondern er fordert ihn dazu auf, etwas versuchsweise mal anders zu hören und sich anders als bisher dazu zu bewegen, anders zu reagieren - und sich dabei als ein anderer zu erfahren.

'und sich dabei als ein anderer zu erfahren': Das ist von mir. (Oder doch Scruton selber? Oder am Ende gar Hegel? Ja, Hegel!:) Wie ersichtlich, stösst hier ein Ich immer wieder auf sich selbst. Nur ist das eine bewegte Geschichte. [Keine 'leere Subjektivität', kein 'im Grunde immer nur von sich selber reden' und dergleichen.) Ein Ich trifft auf einen Ausdruck von bewegtem Leben, das weder sein eigenes noch das eines andern ist, sondern schlicht Leben, eben. Es reagiert darauf sympathetisch. Es drückt sich mit aus. Und weil, wie hier beschrieben, das Ausgedrückte nie von vornherein fertig vorliegt, sondern durch seinen Ausdruck auch geschaffen wird, hat sich das Ich durch die Einlassung auf ein fremdes Leben verändert. Es ist auf sich gestossen, sicher; bloss ist es nicht mehr dasselbe wie vorher. Und unter der Hand hat sich ihm bei dieser Bewegung auch der Gegenstand selber verändert. Ich und geliebter (Ohne Liebe geht hier wohl gar nichts) Gegenstand sind so innig miteinander verbandelt, dass beide in der Erfahrung sich in ständigem (Ver)Fliessen befinden.

'Und unter der Hand hat sich ihm bei dieser Bewegung auch der Gegenstand selber verändert.' - Wieso? - Na ja, es wird ihn nach der eben gemachten Erfahrung wohl anders sehen. I mo nimma. Das hier ist eine echte Überforderung. Rezept: Man lese kiloweise Scruton und Hegel parallel und lasse sich dann schreibend vom Aufgenommenen überfahren. Nur: ... - "Was?" - Ich will es mal so sagen:


Es liesse sich schnell aus schnell gefundenen Formeln, in denen (auch) ein bisschen geheideggerlt wird, ein kugelrunder Blog schreiben:

The response to expression is a sympathetic response.

(1) mitschwingend: sich der Bewegung eines[!] Lebens überlassen; getragen, fortgetragen, erhoben/enthoben werden

(2) sich einstimmend: sich auf etwas Neues/Unerhörtes/noch nicht Gehörtes einlassen; sich neue Möglichkeiten des Ausdrucks erobern; im Unerhörten auf sich selber als den unbedachten Andern treffen; sein Gefühl bilden; zum Wissen gelangen, wie zu fühlen ist, (wie ich fühlen will, wer ich sein will, wer ich bin)

(3) sich führen lassend: der musikalischen Linie folgen - Die Musik 'verstehen' heisst, diese Linie nachzuvollziehen; das Verständnis wächst nicht beiläufig nebenher.

Und zum Schluss dann was Kugelrundes, wo das Unerhörte, wie es in der Musik Ereignis wird, in die Erscheinung tritt als das mitschwingende Sich-Einstimmen auf den Gehalt der Musik, indem deren Linien und Bewegungen im vollen Hörgenuss nachvollzogen werden.


Oh Gott, ist das alles billig! (Wer hat da zu oft an der Kurbel des Kaugummiautomaten gedreht?) - Meine Lieben, ich krieg eine Krise! Egal! Was ich sagen wollte: Das 'mitschwingende Sich-Einstimmen auf den Gehalt der Musik' und dergleichen ist mir zu starr. Es schreit nach der 'Verflüssigung des Gedankens'. Ehrenwort! So ist mir zumute. Ein bisschen Dialektik wär halt schon nicht schlecht. Ich meine das ernsthafte Spiel, in dem ein liebender Betrachter, wenn er sich auf seinen geliebten Gegenstand einlässt, mit dem geliebten Gegenstand selber sich verwandelt. Ja, das wollte ich noch sagen.


[So! Krise hin oder her: Ein Anfang ist geschafft. (Hätte Scruton mich heute morgen in der Vorlesung nicht geweckt, wäre es nie dazu gekommen. Ich bin ihm dafür sehr dankbar.) Daran kann ich nun arbeiten. Wenn ich überhaupt dazu komme. Ich kann euch sagen: Dieser Hegel verlangt einem bei schriftlichen Arbeiten etwas ab.]

Dienstag, April 28, 2009

[Zwischen zwei Vorlesungen wird ab und zu gerne in der Mensa ein gelehrtes Plauderstündchen abgehalten und von den Abenteuern im Hörsaal berichtet.]

Nachtigallen


Es soll ja Leute geben, die es, auch wenn sie genügend Mussezeit haben, nicht fertigbringen, mal über zwei bis drei Wochen hinweg täglich ein paar Stündchen Hegel zu lesen. Tsss! (Wie es Leute geben soll, die Wagners 16-stündigen Ring an keinem Ferientag unterbringen können. Tsss!) Ihnen mag es dann rätselhaft erscheinen, was mich bei der Stange hält. Nun, es sind die Nachtigallen und verwandte Wesen. - Natürlich langweile ich mich nicht selten ganz ordentlich. Da höre ich etwa der Kritik einer Auffassung zu, wonach die Kunst in der Nachahmung der Natur bestehe. Gääähhn! Doch dann ist auf einmal von einem die Rede, der die Nachtigall nachahmt. Schon Kant, versteht sich, habe sich hierzu geäussert: Wir seien solchen Gesanges alsbald überdrüssig, wenn sich herausstelle, dass ein Mensch sein Urheber sei. Es fallen die Worte 'Kunststück' und 'Kunstwerk'. Nicht uninteressant. Und dann: "Von der freien Produktionskraft des Menschen erwarten wir noch ganz anderes als eine solche Musik, die uns nur interessiert, wenn sie, wie beim Schlage der Nachtigall, absichtslos, dem Ton menschlicher Empfindung ähnlich, aus eigentümlicher Lebendigkeit hervorbricht." - So ist das. Man weiss nie, ob sich nicht irgendwo in den Satzbuschwerken eine Nachtigall verbirgt.

"Du, hat er heute wieder etwas über Schiller und Goethe gesagt?" - Ja freilich hat er über den Philosophen Schiller gesprochen, und auch der Naturforscher Goethe hatte die Ehre. - "Nun sag schon!" - Zu Schiller: Man fühle es "einer Periode seiner Werke an, dass er - mehr selbst, als für die unbefangene Schönheit des Kunstwerks erspriesslich ist - mit dem Gedanken sich beschäftigt hat." - "Vow!" - Sehr schön, ja. Bei Goethe hat er dann noch einen draufgesetzt, als er von dessen "stets sich gleichbleibender, vom Begriff ungetrübter Unbefangenheit" sprach.

[Die Idee muss eben sinnlich scheinen, sie darf sich nicht als Idee aufdrängen. Wir wollen nicht, dass der Dichter uns etwas 'sagt'. Man merkt den Gedanken, und man ist verstimmt.]

"Was Schiller wohl dazu sagen würde?" - Er ist einverstanden damit. Das kann man nachlesen in "Über naive und sentimentalische Dichtung". - "Eine Empfehlung?" - Nee, aber 'Über die ästhetische Erziehung des Menschen" ist ein Muss! Das Schlüsselwerk zum Verständnis des Deutschen Idealismus." - "Angeber!" - "Ok."

Montag, April 27, 2009

[Der Besuch von Hegels Vorlesung wird zur lieben Gewohnheit. Da wird dann auch der eine oder andere Satz mitstenografiert und anschliessend ausgebeutet.]


"Diese Einheit nun des Allgemeinen und Besonderen, der Freiheit und Notwendigkeit, der Geistigkeit und des Natürlichen [1], welche Schiller als Prinzip und Wesen der Kunst wissenschaftlich erfasste und durch Kunst und ästhetische Bildung ins wirkliche Leben zu rufen unablässig bemüht war [2], ist sodann als Idee selbst zum Prinzip der Erkenntnis und des Daseins gemacht und die Idee als das allein Wahrhafte und Wirkliche erkannt worden." [3]


Kurzer Abriss der Geschichte des Deutschen Idealismus

(1) eine Reihe von Gegensätzen, die bei Kant in besonderer Schärfe auftreten; (2) die Ästhetik Schillers: das Wesen der Kunst als die Einheit dieser Gegensätze; (3) Schelling: Schillers Gedanke ergreift alle Gebiete der Philosophie. - Die Grundbewegung des Deutschen Idealismus mit Schiller als dem entscheidenden Dreh- und Angelpunkt.

Wichtige Begriffe des Deutschen Idealismus stellen sich, auch wenn im Text nicht genannt, unmittelbar ein: Entzweiung, Entfremdung, Zerrissenheit ... - Einheit, Vermittlung, Versöhnung ...

Das sinnliche Scheinen der Idee

Kunst: das sinnliche Scheinen der Versöhnung des Entzweiten. - Vow! Ist kalkülmässig aus Hegelschen Sätzen abgeleitet und tönt schon fast wie Bloch oder Adorno. (Dass auch Marx am Tropf Schillers hängt, sei hier nur nebenbei bemerkt. Scruton macht's ausdrücklich.)


Eine letzte Übung: [Ich schicke den Wahrheitsbegriff voraus, der hier zugrundeliegt. Zum Glück hab ich den auch mitstenografiert: Die Wahrheit liegt in der Versöhnung und Vermittlung der Gegensätze.] "... dass die Kunst die Wahrheit in Form der sinnlichen Kunstgestaltung zu enthüllen, jenen versöhnten Gegensatz darzustellen berufen sei ..." So: Und das überführen wir nun in eine Form, an der dann etwa ein Bloch anbeissen kann: Kunst enthüllt die Wahrheit, indem sie die Widersprüche als überwundene vorscheinen lässt. [Tja, und wenn nun ein Kunstwerk so auftritt, dass es die Widersprüche als überwunden hinstellt, dann ist es ein Stück Ideologie. Dann wütet Adorno, weil er es nicht leiden kann, dass ein Werk nicht schon von seiner Bauart her auf Bruchstellen im Bestehenden hinweist, sondern diese vielmehr verschleiert.]


[Und so weiter ... Welch ein Palaver! Aber wenn ich schon dabei bin, will ich mal etwas über mein Verhältnis zu Adorno loswerden: Das ist ambivalent, sicher. Aber es gibt für mich persönlich keinen wichtigeren Autor. Er sprach vom "Primat inhaltlichen Denkens": "Seine Bewegung gewinnt einzig im Vollzug ihr Selbstbewusstsein." - Passt übrigens hervorragend zu Feyerabend: Es gibt keine Trampelpfade, denen nicht zu folgen dich mit Sicherheit in die Irre führt. (Und erst jetzt!:) Anything goes.]

Ich will es wissen! Kein weiteres Mal will ich ertrinken "In dem tönenden Schall, / In dem wogenden Schwall", der über den Orchestergraben schwappt. Und was bietet sich da als besserer Rettungsanker an als ein Plot?

Das Orchestervorspiel ("Langsam und schmachtend, 6/8") ist verrauscht, und wir vernehmen "aus der Höhe, wie vom Mast her", die Stimme eines jungen Seemannes [Im Westen liegt Irland, im Osten Cornwall, und der junge Mann ist angeheuert, den blöden Kahn voll in die verkehrte Richtung zu lenken:]

Westwärts / schweift der Blick: / ostwärts / streicht das Schiff. Frisch weht der Wind der Heimat zu: mein irisch Kind, / wo weilest du? / Sind's deiner Seufzer Wehen, / die mir die Segel blähen? / Wehe, wehe, du Wind! / Weh, ach wehe, mein Kind! / Irische Maid, / du wilde, minnige Maid!

In den ersten Versen schon erscheint hier das Motiv des Liebesversagens, das im Kommenden dann stets grössere und tiefere ... Quatsch! In diese Tasten mag ich nicht greifen! Ich bin ja schliesslich kein Gelehrter, will mir bloss einen Überblick verschaffen und dabei natürlich bei der einen und andern Szene etwas verweilen.

Der Gesang des Seemanns hat eine gewisse Isolde jäh auffahren lassen. [Ja, so ist das in der Oper.] Eine gewisse Brangäne beruhigt sie: Die See sei ruhig, der Kahn voll auf Kurs, das Reiseziel in Sichtweite. Und wie solche Aussichten die Isolde beruhigen!:

... Hört meinen Willen, / zagende Winde! / Heran zu Kampf / und Wettergetös! / Zu tobender Stürme / wütendem Wirbel! / Treibt aus dem Schlaf / dies träumende Meer, / weckt aus dem Grund / seine grollende Gier! Zeigt ihm die Beute, / die ich ihm biete! Zerschlag es dies trotzige Schiff, / des zerschellten Trümmer, verschling's! * / Und was auf ihm lebt, / den wehenden Atem, / den lass ich euch Winden zum Lohn! - [* Des zerschellten Schiffes Trümmer soll es verschlingen!]

[Brangäne, die Isolden [ein Goethescher Akkusativ, damit alle wissen, wer hier wem dient] als "Herrin" anspricht, gerät, nachdem sie ein paar Takte früher schon "bestürzt" herbeigeeilt ist, umgehend "in äussersten Schreck". Nicht zum letzten Mal: So ist das eben in der Oper.]


Wenn Wagners Weiber wüten! - Da hat Mann sich doch erdreistet, Brünhilde ihren Herzallerliebsten, Siegfried, wegzunehmen. Ihre Reaktion hat dem Stück, in dem die Schweinerei passiert, den Titel gegeben: Auf diesem Scheiterhaufen wird die Leiche meines Liebsten verbrannt! Ich stürze mich samt Pferd mit in die Flammen! Gibt das ein Feuerchen! Walhalla brennt! Die Götter, die waren mal: Götterdämmerung! - Wenn Wagners Weiber wüten!


[Nun, es reizt natürlich schon, Wagner zu parodieren. Solche Dinge gehören zu meinen ersten Schreibübungen. Da braucht man nicht erst ein Libretto gelesen zu haben. Das geht von selber:

Zwischenspiel (stürmischer Walzertakt) - Dann: Minnerich, der neidliche Recke, zu seinem Schwarm Gernholde, die es danach gelüstet, sich am Herzblut eines Drachen zu verköstigen: Gern, Gernholde, / hol ich dir / aus hohler Höhlung / das Ungetier! (Orchestergetöse, 4/4 - Die Alblungen schlottern; den Nibichen sausen die Ohren.) ...

Na ja ... Auch Parodisten zeigen vielleicht nur ihre Ergriffenheit. Wie dem auch sei: Auch solche Launen sind eh nach wenigen Takten vom Original weggespült.]


[Also wenn ihr mich fragt: Die heiter parodierende Beschreibung einer Lohengrin-Aufführung in Heinrich Manns 'Untertan' kann ich empfehlen. Entschieden ernster eine solche Beschreibung in Johannes Bobrowskis "Litauische Klaviere". Giftig Thomas Mann in der Novelle 'Tristan', wenn er zeigt, wie es die gute Frau Klöterjahn gepackt hat.]


[Nee, das geht noch höchstens 50 Blogs so weiter, dann ist schon der 'Ring' dran. - "Zurück vom Ring!" - "Der war gut, mein bester Jan!"]

Sonntag, April 26, 2009

[Zum Wetter: Die allgemeine Lage: Es hegelt mal wieder ganz gewaltig. Das Hoch einer Theorie über den musikalischen Gehalt/Ausdruck kommt nur schleppend voran und wird diese Seiten, wenn überhaupt, erst in den nächsten Wochen erreichen. Permanente atmosphärische Spannungen entladen sich zwischendurch in der Form von poetischen Ergüssen.]

[Zur philosophischen Geographie: Scruton lässt sich am ehesten im Deutschen Idealismus (Schiller/Kant und Hegel sowie Schopenhauer und Marx) verorten. (Dass er Marxisten schlecht ausstehen kann, ist hier belanglos; dass er Goodman & Co. gut drauf hat, ist zwar hoch erfreulich, aber auch etwas, was wir von jedem zeitgenössischen Philosophen erwarten dürfen, oder?)]

[Über das Leben nach dem Tod: Ich befürchte, dass ich im Fegefeuer eine Seminararbeit über Hegels These vom Ende der Kunst zu schreiben haben werde. Zu Lebzeiten darf ich natürlich, wie jeder andere, von ihrer Widerlegung durch die hartnäckig unvernünftig sich gebärdende Wirklichkeit ausgehen. Trotzdem werde ich schon im Diesseits ein paar vorläufige Überlegungen dazu anstellen. (Dieser Hegel ist anregend auch dort, wo er komplett neben allen Schuhen steht.) Vielleicht schon hier (Kommt immer drauf an, wie das Ding läuft):]


Wir erinnern uns an die Formel aus der punkto Philosophiegeschichte einschlägigen Broschüre (Es darf auch ein Taschenbuch sein oder das Skript des Philosophielehrers; Hauptsache, man hat was im Hinterkopf, wenn man sich in Hegels Vorlesung begibt):

Das sinnliche Scheinen der Idee


[Aus der Vorlesung ziehen wir dann eine Überfülle weiterer hübscher Formeln wie diese hier: "Das Sinnliche ist in der Kunst vergeistigt, da das Geistige in ihr als versinnlicht erscheint."]

Wer sich mit der 'Idee' und dem 'Geist' etwas schwertut (oder darüber mit Mathilde ins Kichern gerät), der kann sich anderweitig behelfen, ohne mit dem Verzicht auf die grossen Worte etwas Wesentliches ungesagt zu lassen. Er darf getrost - mit Hegel den hegelschen Formeln Leben einhauchend - von 'menschlichen Verhältnissen' etwa sprechen: "In jedem Fall, wenn der Inhalt auch geistiger Art ist, wird er dennoch nur so ergriffen, dass er das Geistige, wie menschliche Verhältnisse, in Gestalt äusserlich realer Erscheinungen darstellt."

Nicht jedem ist jederzeit wohl dabei, wenn von der 'Befriedigung höherer geistiger Interessen' die Rede ist. Bei Hegel darf er sich rundum wohl fühlen: "Die sinnlichen Gestalten und Töne treten in der Kunst nicht nur[!] ihrer selbst und ihrer unmittelbaren Gestalt wegen auf, sondern mit dem Zweck, in dieser Gestalt höheren geistigen Interessen Befriedigung zu gewähren, da sie von allen Tiefen des Bewusstseins einen Anklang und Wiederklang im Geiste hervorzurufen mächtig sind." - Leute, das ist schön, und es steht in einem ausgedehnten, unverfänglichen, für Konkretheit und unblöde Einfachheit sorgenden Kontext:

"Die künstlerische produktive Phantasie aber ist die Phantasie eines grossen Geistes und Gemütes, das Auffassen und Erzeugen von Vorstellungen und Gestalten, und zwar von den tiefsten und allgemeinsten menschlichen Interessen in bildlicher, völlig bestimmter Darstellung."


[Die These vom Ende der Kunst lasse ich besser beiseite. Ehrlich gesagt, traue ich ihr nicht. Es gibt zwar in den Texten, die ich bisher durchkämmt habe, Hinweise in diese Richtung: "(Die Tätigkeit der menschlichen Phantasie) ist das Vernünftige, das als Geist nur ist, insofern es sich zum Bewusstsein tätig hervortreibt, doch, was es in sich trägt, erst[!] in sinnlicher Form vor sich hinstellt. Diese Tätigkeit hat also geistigen Gehalt, den sie aber sinnlich gestaltet, weil[!] sie nur[!] in dieser sinnlichen Weise desselben bewusst zu werden vermag." Und später kommt dann die Philosophie und befreit den reinen Gedanken von den sinnlichen Verunreinigungen? Oder wie, oder was? Nun, ich mag, wie Hegel, nicht spekulieren. Abwarten und Hegel lesen!]

Samstag, April 25, 2009

[Solch Liedchen bleibt selten allein; schon stellt ein zweites sich ein:]


Widmung

Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn', o du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel du, darein ich schwebe,
O du mein Grab, in das hinab
Ich ewig meinen Kummer gab.
Du bist die Ruh, du bist der Frieden,
Du bist vom Himmel mir beschieden,
Daß du mich liebst, macht mich mir wert,
Dein Blick hat mich vor mir verklärt,
Du hebst mich liebend über mich,
Mein guter Geist, mein bessres Ich!

(Friedrich Rückert; Robert Schumann, op. 25, 1)

3sat, 20.15: Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre. - Reine Stimmung. Einheitliche Stimmung. Unterschiedlichste Elementen werden in einen Stimmungsraum geworfen. Dieser wächst, wird reicher, gewinnt an Fülle - und bleibt der eine Stimmungsraum.

20.30: Nun stehen Johann Strauss, Wagner, Debussy u.a. auf dem munteren Programm des Frühlingskonzerts der Wiener Symphoniker. Ich will mir die Stimmung durch keine beste Musik verderben lassen und drücke den richtigen Knopf. Ich folge meinen Gedanken:

Mendelssohn hat die Ouvertüre zum 'Sommernachtsstraum' mit 17 Jahren geschrieben. [Nicht dass ich übermässig beeindruckt bin, wenn mir von einem berichtet wird, der bereits mit 17 seine ersten 20 Sinfonien geschrieben haben soll. Aber diese Ouvertüre! Dieses bezirzende Klanggewebe! ...] - Ob Wittgenstein tatsächlich Vorbehalte gegenüber Mendelsssohn hatte? [Wer liest schon gründlich 'Vermischte Bemerkungen'?] - Die Gedanken werden auf das Gehörte versammelt: "Reine Stimmung ... der eine Stimmungsraum", und schon löst sich die Versammlung auf: Die Sache entgleist auf beschämend einfältige Weise, wenn der liebeskranke Dichter in den Kreis der Lieder gerät:

Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne,
Die liebt' ich einst alle in Liebeswonne.
Ich lieb' sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie selber, aller Liebe Wonne,
Ist Rose und Lilie und Taube und Sonne.

Ein Mittel, die Entgleisung aufzuheben, wäre die Setzung eines hier sehr gut passenden Titels:

Laute, Wörter, Sätze 10/103

Montag, April 20, 2009

Der Ton an sich ist inhaltslos; er hat seine Bestimmtheit in Zahlenverhältnissen, quantitativen Verhältnissen mithin, durch die die qualitative Bestimmtheit des geistigen Gehaltes nicht vollständig kann ausgeprägt werden. Soll daher diese Seite nicht durchaus fehlen, muss die Musik zum Wort greifen, das für das Subjektive, das sich durch die Töne hin ergiesst, erst die nähere Erfüllung gibt. [Aimez-vous Hegel?] Nun soll es aber Musik geben, die sich jeglicher Verbindung mit dem Wort entschlägt, "um sich in ihrem eigenen Kreise des Tönens hemmungslos umherzubewegen". Da kann man ja beruhigt sein, wenn ein Komponist sich aus altem Sagenstoff sein eigenes Libretto zusammenstabreimt und so das sinnliche Scheinen erst zu einem solchen der Idee macht.

Wer kichert hier? - Es ist Mathilde, die Frau Wesendonck, die mit den gleichnamigen Liedern Beschenkte. Beim 'sinnlichen Scheinen' hat sie eben noch verständnisinnig genickt, aber bei der Idee ist es mit ihr durchgegangen. "Ich dachte erst, du schriebest von meinem Richard. - Wenn du wüsstest! Was glaubst du denn, warum dieser Unerlöste seine Septimakkorde partout nicht auflöst? - Ach, das ist ein weites Feld! ..." Mathilde nimmt unsere Anwesenheit nicht weiter zur Kenntnis und singt versonnen vor sich hin: "Dass in selig süssem Vergessen / Ich mög alle Wonne ermessen! / Wenn Auge in Auge wonnig trinken, / Seele ganz in Seele versinken / ... ertrinken / unbewusst / höchste Lust!" - Hoppla! Jetzt bringt sie die Texte aber gewaltig durcheinander. Wer wird es ihr verdenken? Sie weiss es halt besser: "Seht ihr's, Freunde? / Seht ihr's nicht?" - Oh Mathilde, wir haben sie gehört, die im eigenen Kreise hemmungslos sich herumbewegenden Töne! Und die nicht aufgelösten Spannungen! [Die der Septakkorde, versteht sich.]


[Denken: Die kürzeste Verbindung zwischen (beispielsweise) einer Hegelpassage und dem 'Tristan' finden.]

[Dies ist ca. der 350. Blog und der zweite Versuch, die Reflexivität meiner Bloggerei um eine Spur zu heben. - Ich bin zur Besinnung gekommen, als ich mir kürzlich die eine und andere Online-Rezension zu Scrutons AoM verordnete und dabei feststellte, wie kritisch und reflexiv andere Leute, deren Sprechweise mich an längst vergangene Tage erinnert, an die Sache herangehen. Da erfährt man etwas über die gesellschaftlichen (Re)Produktionsbedingungen von Kunst und davon, dass schwer auf einem Holzweg trampelt, wer solche Bedingungen ignoriert. Das Ganze in einem komplett ausgelutschten Wortschatz vorgetragen zwar ... Egal! Ich reflektiere jetzt mal über ein paar Reflexionen, kritisch, versteht sich. Kostet ja nichts:]


Oh nein, ich bin nicht naiv. Ich habe gestern abend nicht einfach in einem Meer von unaufgelösten Septakkorden geschwelgt. Schliesslich habe ich ja zwischendurch einen Blog verbrochen. Neben dem Sterben in Schönheit habe ich mich zudem einer entschieden weniger schönen Form des Todes gestellt, einem Mord nämlich, den Verena und Otto - "Ein starkes Paar" - im ZDF aufzuklären hatten. Nun, zugegeben, eine solche Übung führt noch nicht zu einer kritisch reflexiven Haltung. Aber zu dem Zweck hatte ich ja u.a. die ARD mit ihrem unverwüstlichen 'Musikantenstadel', wo ebenfalls - Der Name möge es verbürgen! - Musik zu hören war.

Ich habe es mir nicht leicht gemacht und die Anstrengung des Denkens unternommen. "Ertrinken, versinken, unbewusst, höchste Lust" und so kann schliesslich jeder. Aber ich habe die Konfrontation nicht gescheut, habe mich auseinandergesetzt mit einem Ismus, der nicht durch den schönen Schein den Verstand sich rauben lässt, sondern tiefer bohrt, bis in Tiefen, an denen sich zeigt, dass - im Grunde und letztlich und richtig und vorurteilsfrei bedacht und so - alles einerlei ist und dass darum jedes abwertende Urteil strikt verboten ist. [Man klopfe mir auf die Schultern! Schon dieses sacrificium intellectus! Wo ich mitten in einer wegwerfenden Handbewegung reflektiert inne halte und zur Heirat zwischen gleichmacherischem Relativismus und mit rigorosen Verboten operierendem Absolutismus meinen Senf - äh, Segen - zu geben versuchte.]

Nun, ich bin gescheitert. Aber ich habe es versucht. Und ich werde nicht nachlassen. Ich lasse mich ein auf die bewusste Fragestellung, die gleichzeitig mit dem Wort 'Ästhetik' in Umlauf kam, und frage hiermit nach den Bedingungen der Unmöglichkeit meines Nicht-Scheiterns in Sachen kritischer Reflexion, so wie sie auch auf dem Felde der Musiktheorie zu grassieren scheint. Ich habe auch schon eine erste Vermutung: Erfahrungen mit dem kritisch reflektierend zu denkenden Objekt schaden. Sie trüben das objektive Urteilsvermögen. Musikalische Erfahrungen schliessen unwillkürlich in Kraft tretende Werturteile ein, die wie aus den bewegten Gliedern zu schiessen scheinen, ehe man sich's bedacht hat.

Oh, ich weiss, wovon ich rede. Ich kenne die Heimsuchungen der Verführung. Ich kenne ihre perfide Leichtigkeit. Sie lässt jedes Argument stehen. Sie umspült/umspielt es bloss, und wenn wir bloss in spielerischem Genuss verharren, wird es spätestens im zweiten Takt mit dem Einbruch des ersten Akkords einfach weggespült.


[spätestens im zweiten Takt: (Nicht nur) Barenboim lässt den Tristanakkord eine Spur zu früh eintreten und damit auf den ersten Takt überschwappen. (Schicksal, nimm deinen Lauf!) (Schon anregend, den vergrabenen Dirigenten beobachten zu können, bevor die Kamera sich dem Geschehen auf der Bühne zuwendet oder schon vorher, wie gestern geschehen, hübsche Bildchen einblendet, um ... "Ja, wozu eigentlich?", fragt sich der Ohrenmensch.)]


[Nur damit man mich nicht komplett missversteht: Die Rede war vom Musikantenstadel und nicht etwa vom Röpfl Dreigsang oder den Wetterstoa Musikanten. Ich beliebe hier streng zu unterscheiden. (Ein stairisches, bayrisches Örgele - Juchheirassa! ... Und ein Tusch für alle Sängerinnen/Tänzerinnen zwischen Inn und Saale!)]

Sonntag, April 19, 2009

[Nüchterne Gedanken eines Ergriffenen zum Unaussprechlichen]

Es ist 01.30. Die letzten Takte sind längst verklungen, und ich bin immer noch etwas benommen. (Übrigens: Das Todeserlebnis, von dem ich hier berichte, ist diesmal ins Augenwasser gefallen.) Wieder einmal drängt ES nach Worten. Nun, dieses ES, der musikalische Gehalt/Ausdruck, ist halt von seinem Medium, dem Ton, nicht abtrennbar. Das ist der schlichte (und nicht wenig ergreifende) Grund, warum ES sich nicht sagen lässt. Indem du es aussprichst, ist ES verloren. So einfach ist das. Ein Gedanke ist ein Gedanke, eine Folge von Tönen ist eine Folge von Tönen. Diese mag gehaltvoll sein, aber du kommst nicht an den isolierten Gehalt; ohne Töne ist der nicht zu haben.

Samstag, April 18, 2009

Es ist 22.25. Die Sache hat um 20.15 mit dem Vorspiel begonnen und wird um 00.20 mit dem Liebestod enden. Da ich die Handlung nicht kenne, weiss ich nicht, wo die beiden stehen, aber jedenfalls, das entnehme ich ihren äusserst erregten Bewegungen, sind sie noch schwer am Leben. Da ich den Text nicht verstehe, weiss ich nicht, was die beiden einander auf den Kopf zu singen. - Tristan trägt Wendungen vor, mit denen Isolde gegen 00.20 zu ihrem letzten Gesang anheben wird. Ist es zu fassen?! Bei diesen Opern weiss man ja nie, aber ich nehme schon an, dass Tristan im Moment eher nett gemeinte Dinge von sich gibt. Egal! Unter den gebenen musikalischen Umständen sagt er Folgendes: "Ich bin mit Leib und Seele dabei, derjenige zu werden, an dessen Leichnam meine Angesungene demnächst ihren letzten Gesang anstimmen wird." - Tja, das sind Dinge, die einem doch glatt entgehen könnten, wenn man sich zu sehr auf die Worte und das Bühnengeschehen versteift.


[Blogs, die nie geschrieben wurden: Was Glenn Gould nicht in Bayreuth gefunden hat. - Augen zu und durch! Ein erlebnisreicher Opernabend. - Du sollst dir keine Bildchen machen! (Oder: Mach dir beliebige Bildchen!) Über den nicht-repräsentationalen Charakter der Musik. - Debussys 'La Mer' oder Wie die Wälder rauschen! - Wer ist Jolantha? Was der pubertierende Philotustan in Tschaikowskis Oper wohl gehört haben mag? (Königstochter, Bauernmädchen, Nonne? Ich weiss es bis heute nicht. Egal.) - Die Geburt der 'Geburt der Tragödie' aus dem Geist, der aus dem Orchestergraben kam. (Ein hochgelahrter Blog mit diesem Ausgangspunkt: Wagner schrieb der Opernmusik eine Rolle zu, wie sie der Chor in der antiken Tragödie inne hatte.) ...]

[Es ist 23.58.]

Dienstag, April 14, 2009

Laute, Wörter, Sätze 9/103


Wer sich in der Philosophie partout weigert, in der 1. Person (Singular) zu sprechen, läuft Gefahr, sich mit bloss möglichen Problemen anderer Leute herumzuschlagen.

Ich bin wichtig, wenn ich da bin, aber es ist nicht wichtig, dass ich da bin.

Den richtigen Stil entdecken heisst, das entdecken, was man wirklich will. (Nach Bernard Williams)

Genugtuung: Der Bösewicht, der sich über jede moralische Erwägung mockiert und, von einem Vertreter einer juristischen Behörde reingelegt, mit Empörung reagiert.

Mittel zum Zweck und Selbstzweck: Die Arbeit ist zum Vergnügen; das Spiel ist vergnüglich. (Nach Schiller)

Der Eigensinn des Mondes: Er bewegt sich immer gegen die Wolken.


Eine Theorie des musikalischen Ausdrucks ist lächerlich gescheitert, wenn sie der folgenden Bemerkung G. B. Shaws, der komischsten Bemerkung, die mir je untergekommen ist, einen tieferen Sinn abzuringen vermag: Wagners Musik ist besser, als sie tönt.

The ordering of sound as music is an ordering of the soul. (Scruton, AoM, ix)
Die ordnende Tätigkeit, die Klang in Musik verwandelt, ist eine Verwandlung der Seele.

Die unverhüllte Gegenwart der Welt

Aesthetic interest is an interest in appearances: its object is not die underlying structure of things, but the revealed presence of the world. (AoM, 5) -
Nun liegst du erschlossen ... Es zittert durch all meine Glieder / Deine selige Gegenwart. (R. Strauss:Vier letzte Lieder: 1. Frühling [Hesse])
(Lust auf Oberfläche, Verlangen nach Haut)

Ekel

Auf der Mattscheibe erscheint ein betont freudvolles Ereignis, das Eierkuchen beschert, ein Zeichen für den Frieden und gegen Abgrenzung setzt und - ja - bewegen soll. Ich glotze angewidert in ein Meer von Feuerzeugen. Everbody's singing: We are the world, we are the children ...

Heimsuchung

Nun, es gibt Schlimmeres: Dasselbe Ereignis, diesmal mit (bloss) dem letzten Satz aus Beethovens 9. Sinfonie: Alle Menschen werden Brüder ...

Heimkehr

Die 9. Sinfonie von Beethoven.

[Lektüreempfehlung: Der dritte Abschnitt auf Seite 359 aus Scrutons AoM, der so schliesst: "Beethoven's sincerity lies in the process whereby we are led from isolation to community without a faltering or sarcastic step, without a single cliché or a note that is forced from its natural orbit to do service to a false emotion."]