T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Montag, April 27, 2009

Ich will es wissen! Kein weiteres Mal will ich ertrinken "In dem tönenden Schall, / In dem wogenden Schwall", der über den Orchestergraben schwappt. Und was bietet sich da als besserer Rettungsanker an als ein Plot?

Das Orchestervorspiel ("Langsam und schmachtend, 6/8") ist verrauscht, und wir vernehmen "aus der Höhe, wie vom Mast her", die Stimme eines jungen Seemannes [Im Westen liegt Irland, im Osten Cornwall, und der junge Mann ist angeheuert, den blöden Kahn voll in die verkehrte Richtung zu lenken:]

Westwärts / schweift der Blick: / ostwärts / streicht das Schiff. Frisch weht der Wind der Heimat zu: mein irisch Kind, / wo weilest du? / Sind's deiner Seufzer Wehen, / die mir die Segel blähen? / Wehe, wehe, du Wind! / Weh, ach wehe, mein Kind! / Irische Maid, / du wilde, minnige Maid!

In den ersten Versen schon erscheint hier das Motiv des Liebesversagens, das im Kommenden dann stets grössere und tiefere ... Quatsch! In diese Tasten mag ich nicht greifen! Ich bin ja schliesslich kein Gelehrter, will mir bloss einen Überblick verschaffen und dabei natürlich bei der einen und andern Szene etwas verweilen.

Der Gesang des Seemanns hat eine gewisse Isolde jäh auffahren lassen. [Ja, so ist das in der Oper.] Eine gewisse Brangäne beruhigt sie: Die See sei ruhig, der Kahn voll auf Kurs, das Reiseziel in Sichtweite. Und wie solche Aussichten die Isolde beruhigen!:

... Hört meinen Willen, / zagende Winde! / Heran zu Kampf / und Wettergetös! / Zu tobender Stürme / wütendem Wirbel! / Treibt aus dem Schlaf / dies träumende Meer, / weckt aus dem Grund / seine grollende Gier! Zeigt ihm die Beute, / die ich ihm biete! Zerschlag es dies trotzige Schiff, / des zerschellten Trümmer, verschling's! * / Und was auf ihm lebt, / den wehenden Atem, / den lass ich euch Winden zum Lohn! - [* Des zerschellten Schiffes Trümmer soll es verschlingen!]

[Brangäne, die Isolden [ein Goethescher Akkusativ, damit alle wissen, wer hier wem dient] als "Herrin" anspricht, gerät, nachdem sie ein paar Takte früher schon "bestürzt" herbeigeeilt ist, umgehend "in äussersten Schreck". Nicht zum letzten Mal: So ist das eben in der Oper.]


Wenn Wagners Weiber wüten! - Da hat Mann sich doch erdreistet, Brünhilde ihren Herzallerliebsten, Siegfried, wegzunehmen. Ihre Reaktion hat dem Stück, in dem die Schweinerei passiert, den Titel gegeben: Auf diesem Scheiterhaufen wird die Leiche meines Liebsten verbrannt! Ich stürze mich samt Pferd mit in die Flammen! Gibt das ein Feuerchen! Walhalla brennt! Die Götter, die waren mal: Götterdämmerung! - Wenn Wagners Weiber wüten!


[Nun, es reizt natürlich schon, Wagner zu parodieren. Solche Dinge gehören zu meinen ersten Schreibübungen. Da braucht man nicht erst ein Libretto gelesen zu haben. Das geht von selber:

Zwischenspiel (stürmischer Walzertakt) - Dann: Minnerich, der neidliche Recke, zu seinem Schwarm Gernholde, die es danach gelüstet, sich am Herzblut eines Drachen zu verköstigen: Gern, Gernholde, / hol ich dir / aus hohler Höhlung / das Ungetier! (Orchestergetöse, 4/4 - Die Alblungen schlottern; den Nibichen sausen die Ohren.) ...

Na ja ... Auch Parodisten zeigen vielleicht nur ihre Ergriffenheit. Wie dem auch sei: Auch solche Launen sind eh nach wenigen Takten vom Original weggespült.]


[Also wenn ihr mich fragt: Die heiter parodierende Beschreibung einer Lohengrin-Aufführung in Heinrich Manns 'Untertan' kann ich empfehlen. Entschieden ernster eine solche Beschreibung in Johannes Bobrowskis "Litauische Klaviere". Giftig Thomas Mann in der Novelle 'Tristan', wenn er zeigt, wie es die gute Frau Klöterjahn gepackt hat.]


[Nee, das geht noch höchstens 50 Blogs so weiter, dann ist schon der 'Ring' dran. - "Zurück vom Ring!" - "Der war gut, mein bester Jan!"]