Mehrfache Buchführung

Du bist 55+ und ziehst Bilanz. Gegeben die gebräuchlichsten Verwendungen von Wörtern wie 'Erfolg' und 'Versagen', ist die Rechnung im Nu gemacht: Du steckst ganz entschieden im Minusbereich.

[Ich setze jetzt mal voraus, dass du nicht zu den Erfolgsmenschen gehörst und dass du dir wenig davon versprichst, deine Bilanz dadurch zu verbessern, dass du an den gebräuchlichen Verwendungen von Wörtern herumlaborierst.]

Tja, und jetzt? - Die Bilanz ist richtig, keine Frage. Ich verstehe bloss nicht, was es angesichts dieser erschütternden Bilanz zu grinsen gibt. Darf ich annehmen, dass du stillschweigend eine zweite Bilanz gezogen hast? Du hast nicht etwa deine Rechnung überprüft; du hast ihr Vokabular weggeschmissen, stimmt's?

[Schon klar: Gegeben ein bestimmtes Vokabular, sind die Fragen nach Wahrheit und Falschheit sehr oft im Handumdrehen beantwortet. Und bei der Wahl des Vokabulars spielen solche Fragen höchstens eine untergeordnete Rolle.]

Du steckst voll im Minusbereich und wirst gewahr, dass du dabei bist, ein altes Liedchen vor dich hinzuträllern: "Ich weiss nicht, was soll es bedeuten, dass ich so fröhlich [Freudscher Versinger] bin." Sei um Himmels willen streng mit dir, wenn du vernichtende Bilanzen ziehst! Du sprichst sie aus, und jeder, der dich dabei beobachtet, sieht sofort: Sein Grinsen straft diesen Kerl lügen! Ein Quentchen Ehrlichkeit, wenn ich bitten darf!



Vokabulare: MEW III, die Ordensregel des Heiligen Benedikt, ... - "Pustekuchen! Ich will wissen, was seine Erfolgsbilanz ist, wo er versagt hat ..." - Ach Gott, diese Einfalt ist nicht heilig, sie nervt bloss. - "Habe ich jetzt was Falsches gesagt?" - Im Gegenteil, alles ist zweifellos richtig. Wir haben bloss im Moment keine Verwendung für dein Vokabular. Du langweilst.]