T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Montag, April 27, 2009

[Der Besuch von Hegels Vorlesung wird zur lieben Gewohnheit. Da wird dann auch der eine oder andere Satz mitstenografiert und anschliessend ausgebeutet.]


"Diese Einheit nun des Allgemeinen und Besonderen, der Freiheit und Notwendigkeit, der Geistigkeit und des Natürlichen [1], welche Schiller als Prinzip und Wesen der Kunst wissenschaftlich erfasste und durch Kunst und ästhetische Bildung ins wirkliche Leben zu rufen unablässig bemüht war [2], ist sodann als Idee selbst zum Prinzip der Erkenntnis und des Daseins gemacht und die Idee als das allein Wahrhafte und Wirkliche erkannt worden." [3]


Kurzer Abriss der Geschichte des Deutschen Idealismus

(1) eine Reihe von Gegensätzen, die bei Kant in besonderer Schärfe auftreten; (2) die Ästhetik Schillers: das Wesen der Kunst als die Einheit dieser Gegensätze; (3) Schelling: Schillers Gedanke ergreift alle Gebiete der Philosophie. - Die Grundbewegung des Deutschen Idealismus mit Schiller als dem entscheidenden Dreh- und Angelpunkt.

Wichtige Begriffe des Deutschen Idealismus stellen sich, auch wenn im Text nicht genannt, unmittelbar ein: Entzweiung, Entfremdung, Zerrissenheit ... - Einheit, Vermittlung, Versöhnung ...

Das sinnliche Scheinen der Idee

Kunst: das sinnliche Scheinen der Versöhnung des Entzweiten. - Vow! Ist kalkülmässig aus Hegelschen Sätzen abgeleitet und tönt schon fast wie Bloch oder Adorno. (Dass auch Marx am Tropf Schillers hängt, sei hier nur nebenbei bemerkt. Scruton macht's ausdrücklich.)


Eine letzte Übung: [Ich schicke den Wahrheitsbegriff voraus, der hier zugrundeliegt. Zum Glück hab ich den auch mitstenografiert: Die Wahrheit liegt in der Versöhnung und Vermittlung der Gegensätze.] "... dass die Kunst die Wahrheit in Form der sinnlichen Kunstgestaltung zu enthüllen, jenen versöhnten Gegensatz darzustellen berufen sei ..." So: Und das überführen wir nun in eine Form, an der dann etwa ein Bloch anbeissen kann: Kunst enthüllt die Wahrheit, indem sie die Widersprüche als überwundene vorscheinen lässt. [Tja, und wenn nun ein Kunstwerk so auftritt, dass es die Widersprüche als überwunden hinstellt, dann ist es ein Stück Ideologie. Dann wütet Adorno, weil er es nicht leiden kann, dass ein Werk nicht schon von seiner Bauart her auf Bruchstellen im Bestehenden hinweist, sondern diese vielmehr verschleiert.]


[Und so weiter ... Welch ein Palaver! Aber wenn ich schon dabei bin, will ich mal etwas über mein Verhältnis zu Adorno loswerden: Das ist ambivalent, sicher. Aber es gibt für mich persönlich keinen wichtigeren Autor. Er sprach vom "Primat inhaltlichen Denkens": "Seine Bewegung gewinnt einzig im Vollzug ihr Selbstbewusstsein." - Passt übrigens hervorragend zu Feyerabend: Es gibt keine Trampelpfade, denen nicht zu folgen dich mit Sicherheit in die Irre führt. (Und erst jetzt!:) Anything goes.]