T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, August 22, 2009

[Zu den Versen 13-15: Zwei frisch Verliebte befinden sich in einem geschlossenen dunklen Raum, dessen Türe sich von selber geöffnet hat. - Die Art, wie hier die Dinge zusammenfliessen, hatten wir dort schon mal.]


Winterstürme wichen dem Wonnemond,
In mildem Lichte leuchtet der Lenz;
Auf lauen Lüften lind und lieblich,
Wunder webend er sich wiegt:
Durch Wald und Auen weht sein Atem,
Weit geöffnet lacht sein Aug'.
Aus sel'ger Vöglein Sange süss er tönt,
Holde Düfte haucht er aus:
Seinem warmen Blut entblühen wonnige Blumen,
Keim und Spross entspringt seiner Kraft.
Mit zarter Waffen Zier bezwingt er die Welt;
Winter und Sturm wichen der starken Wehr:
Wohl musste den tapfern Streichen
Die strenge Türe auch weichen,
Die trotzig und starr uns - trennte von ihm.
Zu seiner Schwester schwang er sich her;
Die Liebe lockte den Lenz:
In unsrem Busen barg sie sich tief;
Nun lacht sie selig dem Licht.
Die bräutliche Schwester befreite der Bruder;
Zertrümmert liegt, was sie je getrennt:
Jauchzend grüsst sich das junge Paar:
Vereint sind Liebe und Lenz!


[Quizfrage: Wer verbrach die verwegenen Verse? - Hinweis 1: Es gibt viele Leute, die sie vielleicht lesen, aber bestimmt nicht hören mögen. Hinweis 2: Im Drama finden sich die folgenden Verse des eigentlichen Helden: "Auf geb ich mein Werk; / nur eines will ich noch: / das Ende, / das Ende!" Und das Ende vom Lied wünschen sich auch die Leute aus Hinweis 1. Hinweis 3: Während andere das Ende vom Lied herbeisehnen, mag ein Schwermütiger, schwelgend im grossen Lied vom Ende, dabei ganz gut überleben. Einem andern Schwermütigen könnte das Lied freilich leicht den Rest geben.]

Dienstag, August 18, 2009

Strohhalme


Wie ich höre, wird das Menschenwesen mit zunehmendem Alter nicht etwa unempfindlicher. Fachpersonen für Altersfragen - meine Frau gehört zu ihnen - halten eher das Gegenteil für richtig. Tja, dann ist es wohl angezeigt, gewisse Weisheitsideale Ideale sein zu lassen und sich selber mit seinen Empfindlichkeiten, Empfänglichkeiten auch, ernstzunehmen. Na ja, halt auch für sich selber ein bisschen Achtsamkeit entwickeln, das kann kaum schaden. Das mag ich, das kann ich nicht ausstehen, und so kann keiner mir kommen: elementare Sicherheiten, dem Strudel der Schwermut entzogen.

Sonntag, August 16, 2009

[Auf SWR 2 ab 17.00 Aufzeichnung des Weltuntergangs in Bayreuth vom 1. August dieses Jahres. Gegen 22.30 war es dann so weit:]


Schlummerlied


Die allerletzten Takte aus der 'Götterdämmerung': Es ist ausgestanden. Kein Unheil wird je wiederkehren. Keine 'unendliche Melodie', eine unendlich schöne Melodie, die kurz erscheint und leise verklingt. Aus. Ende. Ruhe. Ewige Ruhe.

"Ich kenne nur noch eine Hoffnung: einen Schlaf, einen Schlaf so tief, so tief, dass alles Gefühl der Lebenspein aufhört."
(Wagner im Herbst 1854, als ihm, mitten in der Arbeit am 'Ring', die Idee des 'Tristan' zu dämmern begann)


[Nietzsche speit. Sein schwermütiger Bewunderer schöpft tief Luft.]

Samstag, August 15, 2009

Langeweile: der uneingestandene Erschöpfungszustand, der eintritt, wenn der Unwille, sich mit mir zu befassen, mich über längere Zeit in angespannteste Aktivität getrieben hat


[Es ist natürlich verdammt angenehm, sich nicht mit sich selber befassen zu müssen. Aber es gibt auch Momente, wo es nichts als natürlich ist, es zu tun.]

Wenn alles mir Mühe bereitet, sollte ich aufhören, mich zu bemühen.

Manchmal sagt mir meine Stimme: "Ich mag nicht mehr." Dann muss ich mich mit mir befassen.
(Die Sängerin Patricia Petibon)

Donnerstag, August 06, 2009

"Das 8 + 4 + 8 Takte von Robert Schumanns 'Kuriose Geschichte', aus den 'Kinderszenen', ist alles andere als originell: Grundriss ebenso von unzähligen anderen Stücken. Individualität liegt hier, wie generell beim Lyrischen Klavierstück, in der poetischen Idee und Aussage, nicht in der Form."
(Clemens Kühn: Formenlehre der Musik, S. 204')

Tja, und was ist jetzt die Aussage des Stücks? - Nee, ich lasse mich nicht länger ins Jagdhorn boxen, ich habe schliesslich Philotustans unveröffentlichtes Opus über den musikalischen Ausdruck gelesen. Für alle, die nicht das Vergnügen hatten und durch die Frage irritiert sind, zwei kleine Hinweise:

Hinweis 1:
Märchenbilder
Hinweis 2:
Du wendest dich entschieden ab von der Idee, dass die Sprache ein Mittel der Repräsentation ist, und die Frage, wie Musik Bedeutung/Gehalt/... haben kann, verliert ihre Rätselhaftigkeit. (Blog vom 11.7.09)


[(Aus dem musikalischen Tagebuch:) Bergs Klaviersonate: spätromantische Gesten mit ihrer chromatischen Überhitzung. Und dann 'Don' aus 'Pli selon pli' von Boulez: Die Schwarze Dame ärgert sich darüber, wie ihr Gastgeber über ungewohnten/unverbrauchten Klängen und Gesten ihre Anwesenheit vergisst.]
["In Gottes Namen, wenns dem Chef guttut, will ich mal nicht motzen und den Lärm aushalten." (Jan)]

Dienstag, August 04, 2009

[Tagesgeschehen]


So beginnt es: Blau und Weiß, wie lieb ich Dich, / Blau und Weiß, verlass mich nicht ... Die 3. Strophe:

Mohammed war ein Prophet,
Der vom Fußballspielen nichts versteht,
Doch aus all der schönen Farbenpracht
Hat er sich das Blau und Weiße ausgedacht.

Es gibt Leute, die finden das Vereinslied des FC Schalke 04 beleidigend.


Als Folge des Rückgangs der Berglandwirtschaft nimmt die bewaldete Fläche in der Schweiz zu. - Es gibt Leute, die finden diesen Vorgang 'nicht umweltverträglich'.


[Es gibt Leute, die ... Ich kann sie allesamt nicht mehr hören.]