T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Sonntag, April 26, 2009

[Zum Wetter: Die allgemeine Lage: Es hegelt mal wieder ganz gewaltig. Das Hoch einer Theorie über den musikalischen Gehalt/Ausdruck kommt nur schleppend voran und wird diese Seiten, wenn überhaupt, erst in den nächsten Wochen erreichen. Permanente atmosphärische Spannungen entladen sich zwischendurch in der Form von poetischen Ergüssen.]

[Zur philosophischen Geographie: Scruton lässt sich am ehesten im Deutschen Idealismus (Schiller/Kant und Hegel sowie Schopenhauer und Marx) verorten. (Dass er Marxisten schlecht ausstehen kann, ist hier belanglos; dass er Goodman & Co. gut drauf hat, ist zwar hoch erfreulich, aber auch etwas, was wir von jedem zeitgenössischen Philosophen erwarten dürfen, oder?)]

[Über das Leben nach dem Tod: Ich befürchte, dass ich im Fegefeuer eine Seminararbeit über Hegels These vom Ende der Kunst zu schreiben haben werde. Zu Lebzeiten darf ich natürlich, wie jeder andere, von ihrer Widerlegung durch die hartnäckig unvernünftig sich gebärdende Wirklichkeit ausgehen. Trotzdem werde ich schon im Diesseits ein paar vorläufige Überlegungen dazu anstellen. (Dieser Hegel ist anregend auch dort, wo er komplett neben allen Schuhen steht.) Vielleicht schon hier (Kommt immer drauf an, wie das Ding läuft):]


Wir erinnern uns an die Formel aus der punkto Philosophiegeschichte einschlägigen Broschüre (Es darf auch ein Taschenbuch sein oder das Skript des Philosophielehrers; Hauptsache, man hat was im Hinterkopf, wenn man sich in Hegels Vorlesung begibt):

Das sinnliche Scheinen der Idee


[Aus der Vorlesung ziehen wir dann eine Überfülle weiterer hübscher Formeln wie diese hier: "Das Sinnliche ist in der Kunst vergeistigt, da das Geistige in ihr als versinnlicht erscheint."]

Wer sich mit der 'Idee' und dem 'Geist' etwas schwertut (oder darüber mit Mathilde ins Kichern gerät), der kann sich anderweitig behelfen, ohne mit dem Verzicht auf die grossen Worte etwas Wesentliches ungesagt zu lassen. Er darf getrost - mit Hegel den hegelschen Formeln Leben einhauchend - von 'menschlichen Verhältnissen' etwa sprechen: "In jedem Fall, wenn der Inhalt auch geistiger Art ist, wird er dennoch nur so ergriffen, dass er das Geistige, wie menschliche Verhältnisse, in Gestalt äusserlich realer Erscheinungen darstellt."

Nicht jedem ist jederzeit wohl dabei, wenn von der 'Befriedigung höherer geistiger Interessen' die Rede ist. Bei Hegel darf er sich rundum wohl fühlen: "Die sinnlichen Gestalten und Töne treten in der Kunst nicht nur[!] ihrer selbst und ihrer unmittelbaren Gestalt wegen auf, sondern mit dem Zweck, in dieser Gestalt höheren geistigen Interessen Befriedigung zu gewähren, da sie von allen Tiefen des Bewusstseins einen Anklang und Wiederklang im Geiste hervorzurufen mächtig sind." - Leute, das ist schön, und es steht in einem ausgedehnten, unverfänglichen, für Konkretheit und unblöde Einfachheit sorgenden Kontext:

"Die künstlerische produktive Phantasie aber ist die Phantasie eines grossen Geistes und Gemütes, das Auffassen und Erzeugen von Vorstellungen und Gestalten, und zwar von den tiefsten und allgemeinsten menschlichen Interessen in bildlicher, völlig bestimmter Darstellung."


[Die These vom Ende der Kunst lasse ich besser beiseite. Ehrlich gesagt, traue ich ihr nicht. Es gibt zwar in den Texten, die ich bisher durchkämmt habe, Hinweise in diese Richtung: "(Die Tätigkeit der menschlichen Phantasie) ist das Vernünftige, das als Geist nur ist, insofern es sich zum Bewusstsein tätig hervortreibt, doch, was es in sich trägt, erst[!] in sinnlicher Form vor sich hinstellt. Diese Tätigkeit hat also geistigen Gehalt, den sie aber sinnlich gestaltet, weil[!] sie nur[!] in dieser sinnlichen Weise desselben bewusst zu werden vermag." Und später kommt dann die Philosophie und befreit den reinen Gedanken von den sinnlichen Verunreinigungen? Oder wie, oder was? Nun, ich mag, wie Hegel, nicht spekulieren. Abwarten und Hegel lesen!]