T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Donnerstag, März 29, 2007

[Noch keine gute Tat vollbracht heute. Schlage drum an dieser unmassgeblichen Stelle vor, das Wort 'Pöbel' als politisch unkorrekt zu disqualifizieren:]

Schluss mit der Pöbelei!


Wer könnte denn nicht ohne weiteres auf das Wort 'Pöbel' verzichten!

Es gibt Leute, die sind hervorragend. (Wir repetieren kurz: e-gregius: von der Herde sich abhebend.) Und dann gibt es immer Leute, die die Hervorragenden wieder auf das Herdenlevel herabzuziehen versuchen. Das sind die Leute, die die Hervorragenden anpöbeln.

Gar nichts spricht dagegen, dass ein jeder Mensch sich zu den Hervorragenden zählen darf. Dieses Status' muss er sich schon selber berauben. Er verliert ihn nämlich erst, wenn er zu pöbeln anfängt; dann freilich hat er sich bereits selber deklassiert: "Ich bin hier unten, du bist da oben, ich mag das nicht, und darum pisse ich dir ans Bein."


Eine Stufe grundsätzlicher und infolge/trotz weiter Verbreitung zahlreiche Stufen dümmer wäre folgendes in der Regel mit grossem Nachdruck vorgebrachtes Argument: "Es gibt nicht den Pöbel!"

Und noch ein frommer Satz (Die Gutheit geht mit mir gerade durch): Einen Menschen, zu dessen Métier es gehört, der Herde seine Referenz zu erweisen, sollte man nicht anpöbeln. Der ist schon genug gestraft.

Sonntag, März 18, 2007

Philotustans Weisheit


Ich darf vermelden, dass ich letzte Woche wieder ein kleines bisschen weiser geworden bin. Natürlich werde ich das binnen kurzem wieder durch eine kleine Dummheit wettmachen. Noch gehöre ich ja zu den Lebenden.

Freitag, März 16, 2007

den Faden nicht verlieren


Ein freier, freundlicher Blick in einem von einem Schleier umhüllten, lebensfrohen Gesicht: Es ist angenehm, mit meiner Arbeitskollegin Bilkiz zwischendurch ein paar Worte über das Wetter zu wechseln, oder auch mal über Gott und die Miezekatzen. Ihre Bekleidung ruft mir das freundlich unaufdringliche und doch prachtvolle Geflecht von Ornamenten in Moscheen in Erinnerung.

Es ist ein paar Jährchen her, dass sie mir mal unverhofft und geradeheraus eine ihrer Beobachtungen mitgeteilt hat: "Alban, du bist ein glücklicher Mensch." Ich erinnere mich gut, dass ich diese Beobachtung ebenso geradeheraus umgehend bestätigte. Heute nun bin ich einen Schritt weitergegangen: "Weisst du, Bilkiz, glücklich bin ich, wenn ich Gott lieben kann." Vielleicht war es bloss das Wörtchen 'wenn', das mir ein Stirnrunzeln nebst einem langen kritischen Blick bescherte. Jedenfalls fühlte ich mich gemüssigt beizufügen: "Weisst du, manchmal verliere ich den Faden zu ihm." Die Antwort kam buchstäblich postwendend: "Um den Faden nicht zu verlieren, haben wir die fünf Gebete." Mein 'Vow!' war vollkommen echt.

Sonntag, März 11, 2007

[Schon wieder eine Abstimmung verpasst. Ich gehe in mich, erforsche mein Gewissen:]

not my cup of tea


Abstimmungsarena. Thema: Einheitskrankenkasse. Schlussrunde. Frage an eine Befürworterin: "Was ist, wenn die Vorlage abgelehnt wird?" - "Kein Problem. Dann machen wir uns sofort an die Bekämpfung der anstehenden SVP-Initiative." Ganz toll! Vom Achtungserfolg zum vollen Erfolg. Dazwischen wird mal eine Vorlage des Bundesrates via Referendum gebodigt, und dann das Ganze wieder von vorne.

Mein Jan hat nichts dagegen einzuwenden: "Jedem Tierchen ..."

Samstag, März 10, 2007

Nebst einer Bemerkung zur Political Correctness:


Über das richtige Tempo beim Schreiben


Philosophie sei, so Peter Sloterdijk im 'Vis-à-vis' mit Frank A. Meyer, vom Ansatz her ganz auf Entschleunigung angelegt, indem sie das Geplapper durch die bedachte Rede ersetze. Sloterdijk bemüht in diesem Zusammenhang die Marktweiber auf der Agora, deren Geschwätz Platon nichts habe abgewinnen können. Meyer interveniert sofort: "Wir sind uns schon bewusst, dass diese Äusserung nicht diskriminierend verstanden werden darf." Und was sagt Sloterdijk darauf? Nun, Sloterdijk hat es mit der Musik; er war mal Chorsänger und trat dabei auch solistisch hervor; so einer kann dann, wenn er mal in seinem Element ist, mit Blick auf den nächsten Themeneinsatz, den er ins kontrapunktische Geflecht einzuweben gedenkt, gar leicht das Bemühen eines andern um Political Correctness aus den Augen verlieren. Was also sagt Sloterdijk? Ich schreibe memorierend weiter:

Das richtige Tempo ist beim Schreiben enorm wichtig. Man muss die eigenen Gedanken nachvollziehen können. Sie sollten einem nicht davonlaufen. (Charakterisierung des Plappermauls: Seine Gedanken laufen ihm davon.) Man muss sie sich richtig einverleiben können. Sie sollen Besitz von einem ergreifen. Die eigene Person soll sie mitprägen. Dann wird so was wie ein authentischer oder wahrhaftiger Text daraus.

Freitag, März 09, 2007

Rubrik: Tugendlehre

Der Friedfertige


"Lass es raus!" Ein geläufiges Plapperwort an einen, den die Wut gepackt. "Behalte sie, sammle sie, bündle sie!" Die Wut in Zorn verwandeln, Bekanntschaft schliessen mit seinem engsten Vertrauten, dem Stolz, dem elementaren, dem nicht aufgeblasenen Stolz, der harte Grenzen setzt mit leichten Worten: "Hier ist Feierabend, wer weiterwerkelt und fuhrwerkelt und vordringt, darf dann selber sehen, wie er heil bleibt. Dafür wird meine Zeit nicht reichen. Was geht's mich an?" Ein paar leichte Worte also, und man wird weitersehen. Unbekümmert. Oder tief bekümmert oder getroffen oder, wenn's gar nicht wehtut, stockbetroffen. Nach leichtem, präzisem Schlag, in voller Sammlung ausgeführt, bleibt jedes Auge trocken. Der Greinling mag verenden, die Sache, kaum begonnen, ist vollendet. "Es ist Feierabend!" Aber das sagte ich schon.

Und jetzt? - Na, Feierabend eben, der Mond erscheint, die Katze will gefüttert, ein Buch gelesen, ein Blog oder ein Gedicht vielleicht geschrieben werden. 'Oh weiter, stiller Friede!'

Bezähme deine Wut und zeige deinen Zorn,
Spürbar soll er werden.
Laut ist die Wut und still der Schrecken,
Den der Zorn verbreitet.
Das Dulden macht dich mürb, die Wut zerfetzt dich,
Der Zorn allein versammelt deine Kräfte.