T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Sonntag, August 29, 2010

'Stuttgart 21'. Aus der Rede eines Demonstrationsteilnehmers: "Wir wollen ja keine gewaltsame Auseinandersetzung; wir wollen nur ein bisschen Schweiz."

Samstag, August 28, 2010

Verzeihen

Grosse Geste und lockere Wegwerfbewegungen


Seinen Peinigern verzeihen. Wie soll das gehen? Es scheint, als müsste da eine übermenschliche Leistung sich zugemutet werden.

[Als könnte erst durch einen heiligmässigen Akt der Begnadigung die Gnade der Seelenruhe erworben werden. Als stünde eine gepeinigte Seele vor der Aufgabe, in einem Kraftakt äusserster Selbstverleugnung sich selber zu heil(ig)en. Als wäre die Befreiung von grosser Qual nur durch Selbstpeinigung zu erreichen.]

Nun, seelische Anstrengung lindert keine Seelenqualen. Es muss was Leichteres her!

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Den Peiniger sein lassen. Fahren lassen. Zur Hölle oder sonstwohin. Egal. Hauptsache, er ist weg.

Den Peiniger sein lassen. Ihn weiter peinigen lassen. Hauptsache, ich bin in Sicherheit.

Den Peiniger sein lassen. Genau so, wie er im Moment eben ist. Er hat sich gebessert? Er bereut? Er zeigt Einsicht? Er sieht überhaupt nicht, dass er was Schlimmes angerichtet hat? Egal. SEIN LASSEN! Die Befreiung von der Verstrickung mit dem Peiniger nicht von den Wendungen, die dessen Lebensgeschichte genommen hat, abhängig machen! Du darfst da raus! Tu dir da keine Rücksicht an!

Den Peiniger sein lassen. Alles, was deine innere Verstrickung mit dem Peiniger lockert, kommt gerade recht. Alles.

Den Peiniger sein lassen. Er darf sein, wesen, verwesen, ein unversehrtes Leben führen, peinigen, blühen ... Ohne mich!

Den Peiniger sein lassen ...

[Meine Sätze hier sind nicht selbstverstrickend, eher ab- und wegstossende Bewegungen. Sie dürfen stehenbleiben, dürfen wiederkehren, ausufern. Ihre Bewegung stimmt. Sie wollen nicht verbissen jemanden umbringen, und täten sie es beiläufig doch, bekümmerte es sie nicht. Brave Sätze!]

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Natürlich zwickt es. Zwicken tut es alleweil und immer. Verdammt, willst du dich vielleicht dagegen wehren, dass es zwickt?! Zwicken lassen! - Es zwickt dich? Dann lass es zwicken! Es verstrickt dich? Dann lass es sein!

Mittwoch, August 18, 2010

nicht stubenrein

"Dein Interesse an der Nationalökonomie scheint auch nachgelassen zu haben." - "Dafür gibt es einen spezifischen Grund: Ich habe eine Allergie gegen Aussagen der folgenden Art entwickelt:

Tim Hinz von der Kunz Corporation warnt davor, dass die anhaltend expansive Offenmarktpolitik der Notenbank mittelfristig zu einer Hyperinflation führen könnte.

By the way: Dass Tilo Kunz von den Hinz Financial Services (HFS) am gleichen Tag vor den Gefahren einer möglichen Deflation warnt, macht mir die Sparte auch nicht schmackhafter." - "Ich glaube zu verstehen: Für dich ist das Lesen im Kaffeesatz." - "Mit einem wichtigen Unterschied: Um Aussagen von dieser Art zu produzieren, brauche ich keinen Kaffeesatz. Ein bisschen sprachlicher Schlendrian, gepaart mit einem übermässigen Gebrauch von Modaloperatoren, reicht da völlig aus."


"Es gibt ernsthafte Nationalökonomen. Erinnere dich daran, dass Walter Wittmann die Finanzkrise prognostiziert hat." - "Macht mir keinen Eindruck: Male über ein, zwei Jahrzehnte bei jeder Gelegenheit einen Teufel an die Wand, und du wirst irgendwann einen Treffer landen."


Ein Klimawarner kann sich nicht irren.

[Übung 1: Bilde Sätzchen mit 'Gewinnwarnung' und 'Klimaskeptiker'!]
[Übung 2: Schreibe einen kleinen Dialog zwischen einem Haushaltswarner und einem Sparskeptiker!]


Ich mag den Wetterbericht: Ein Meteorologe kann sich irren. Dabei ist der Weg zur Irrtumsfreiheit doch überdeutlich vorgezeichnet:

Angesichts der allgemeinen Wetterlage warnen namhafte Meteorologen davor, dass sich mittelfristig grössere Gewitterherde bilden könnten.


[W. V. O. Quine: On what there is. - Immer noch eine vergnügliche Lektüre. Der Depri schmunzelt bei der Frage, wieviel mögliche Menschen sich gerade noch durch einen engen Türspalt zwängen könnten.]

Sonntag, August 15, 2010

Freiheit, unvertrackt

Freiheit als Abwesenheit von Zwang. Der Hayek sagt mir, dass kein anderer mich daran hindert oder dazu zwingt, im Moment dieses Textchen zu schreiben. Ich bin etwas verblüfft, wie stark mich dieser einfache Gedanke zu trösten vermag.

Kein anderer zwingt mich dazu, zu einem Seelentrösterchen wie einem Whiskey zu greifen. Kein anderer hindert mich daran, zu meinem ehemals wohlbewährten Treupel in Verbindung mit Rotwein zu greifen. - Je, den Düwel ook, c'est la question, mon très cher ami: Warum verschaffst du dir nicht diese leicht zu habende Linderung? Was ist das. - Was - ist das ... Nun, ich will es nicht. Basta! Ich bin da stur. Punkt. Das ist der

T(r)iefsinn ... Unsinn ... Leichtsinn ... Trübsinn ... Eigensinn!


[Der trockene Alkoholiker, das eigensinnigste Wesen meines Haushalts, hat ein paar unvertrackte Regeln. Eine davon lautet: Du darfst jederzeit zur Flasche greifen, aber zuvor musst du ein paar Leute davon telefonisch in Kenntnis setzen. Ein verdammt fieser Prügel, den er sich da selber zwischen die Beine geworfen hat. Er hat niemandem versprochen, nie mehr zu trinken. Er muss bloss vorher ein paar Anrufe tätigen. Aber das ist dermassen mühsam! Eine Plage ist das! Das verdirbt einem die Aussicht auf ein kleines privates Besäufnis übers Wochenende. Kein Gläschen in Ehren, ein Gläschen bloss, die bösen Geister abzuwehren. Versteht sich, dass mein Hausgenosse peinlich darauf achtet, dass der Giftschrank stets leer ist. Und wie gut, dass er nur gerade heute auf den Trost verzichten muss. Schon morgen ist wieder alles möglich. Nach ein paar Anrufen, versteht sich. Sturer Esel!]

T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn - Trübsinn

Was bin ich doch für ein lausiger Trübsinnblaser! Nun, es ist aber auch nicht gerade leicht, stilvoll Trübsinn zu blasen. Ehrlich gesagt: Ich habe keine Ahnung, wie man das anstellt.

Draussen giesst der Regen. Kater Krilin strebt zur Haustür. Ich lasse ihn raus. Doch das Tierchen macht gleich wieder kehrt und verkringelt sich wieder auf dem Sofa. Dann nimmt es mich erneut ins Visier und geleitet mich zur Haustür. Diesmal schleicht es sich davon. Ich lasse das Küchenfenster einen Spalt weit offen. So kann es wieder zurückkommen und mich anschimpfen. Und vielleicht bläst ja ab und zu ein kleiner Sinn durchs Küchenfenster. - Plumps! Krilin hat sich durch den Spalt gezwängt und auf den Boden fallen lassen. Ja, ich übernehme ja die Verantwortung für das Sauwetter! Der wollige Körper - er thront und äugt inzwischen auf dem Küchentisch - wird mit einem Frottiertuch abgerieben. Und??!! Ich verstehe schon: Das Geschirr ist immer noch leer. Ja, auch das ist eine grosse Sauerei. Eine bodenlose Frechheit! Nach der Fütterung geht es zurück auf den Tisch. Jetzt wird das Fell gebürstet. Das schwache Schnurren wird zu einem tiefen Gurren/Knurren. Das Katzenköpfchen wird gegen eine Blumenvase gestossen und heftig daran gerieben. Schmuckstück reibt sich an Schmuckstück.

Auf dem Sofa ist die Welt wieder in Ordnung. Und vor dem PC wird weiterhin nach stilvollem Trübsinn gesucht. Stilvoll? Na ja, nach einem Sätzchen, das nicht nach modrigen Pilzen riecht.

Auf dem Sofa ist die Welt inzwischen wieder verdämmert. - Es geht mir so schlecht, dass nicht einmal der gewaltige Untergang der 'Götterdämmerung' mir etwas bedeutet. Ein bisschen leiser Schlaf würde mir schon genügen. Doch davon kriege ich nach einem weiteren verschlafenen Tag nichts. Das mit dem 'grossen Schlaf' hatten wir schon. Trübsinn: Das hatten wir schon. Es hat sich schon gekotzt. Mir ist nicht mal mehr schlecht, bloss noch unendlich langweilig. Es ist nicht gar so schlimm; es hört bloss nicht mehr auf. Aber das hatten wir auch schon.


[Erneuter Gang zum Fressgeschirr, Fellreinigung, die Vorbereitung auf den kleinen Weltuntergang. Und der grosse kann warten.]

Samstag, August 14, 2010

Nein, ich habe keine Selbstmordgedanken. Keine Selbstmordphantasien jedenfalls. Die Vorstellung etwa, von einem Zug erfasst zu werden, finde ich äusserst unappetitlich.Und die Herbeiführung eines sanften Todes ist mit einem Aufwand verbunden. So wünsche ich mir - sehnlich, ausschliesslich, ohn' Unterlass - tot zu sein. Doch daran ist meines Wissens noch keiner gestorben.

Sonntag, August 08, 2010

Nachmitternächlicher Schreibtisch ohne Blumenvase

Nach Mitternacht ein Gang um den benachbarten Häuserblock. Kater Krilin gesellt sich zu mir. Ich erzähle ihm von seiner abermaligen Verbloggung bzw. davon, dass nun ein weiterer Schritt zu seiner Verewigung vollzogen sei. Das Tierchen begleitet mich, dankbar meine Beine umstreichend, zurück zur Haustür. Dann geht es wieder seinen irdischen Geschäften nach. Es gibt ja viel zu tun: Will dieser Marder sich etwa hier einnisten? Ob der Fuchs wieder mal vorbeikommt? ... - "Gurrhh ..." - Ich habe schon wieder Gesellschaft. Unter meinem Schreibtisch hat sich ein Wesen hingekringelt, wie es überflüssiger nicht sein könnte. Im Ernst: Wer braucht denn schon eine Katze!? Die Katze, lieblich, nutzlos, lustig, unbelehrbar, geschmeidig, anspruchslos ..., eine gurrhhende, mauzende, zierliche Wohltat für Depris!

Bettlandschaft, vermiezt

Dein Blick gleitet über die hölzernen Leisten des Fussbodens. Auf dem ungemachten Bett türmen sich Bettdeckendünen. Hinter ihnen, auf dem weissen Bettlaken, ein von der Spätsommersonne angestrahltes wohlig schnurrendes Wollknäuel. Der Boden knarrt, und der Ruck, der durch den Körper des Tierchens geht, fährt in seine Ohrenspitzen. - "Liäbs Müüsi, mmmmmmmmhh ..., Müüsi ..." - Das Tierchen blinzelt, reckt und streckt sich, stösst unter einem gemächlichen Gurrhhlaut träge seine Krallen hervor, rollt sich wieder zusammen. Der Rest ist Schnurren.

Dienstag, August 03, 2010

nichtsagen, tr.: es/(ES) nichtsagen: einen kleinen sprachlichen Rahmen schaffen, durch den ES direkt, ungehemmt, ungesagt in den Hörer/Leser einfahren kann

Es ist alles nicht schlimm; aber es hört nicht auf.

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Einen Viertausender zu erklimmen braucht gewiss viel Energie. Von Punkt A zu Punkt B zu schlendern braucht praktisch keine Energie. Auf dem Punkt A zu verweilen ist erholsam. Auf dem Punkt A zu (s)trampeln verbraucht alle Energie. - Wie schaffst du das? Wie schaffst du es, in zig Wochen keinen einzigen Blog zu schreiben. - Ja, das ist schon verdammt anstrengend.


[Ich weiss nicht, ob der gute Philotustan tatsächlich wieder mal unter einer mittelprächtigen Depression leidet. Er selber weiss es auch nicht. Er nimmt das Wort jedenfalls sehr ungern in den Mund. Er mag den Leuten damit nicht auf den Wecker gehen. Aber er macht jetzt in einem 'Depressionsforum' mit und hat den bestimmten Eindruck, dass er unter diesen 'Depris' schon richtig ist. - Gary Ibanki]