T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Sonntag, September 17, 2006

GD-Begegnung


Wer ein schwaches Selbstbewusstsein hat, zuckt schon zusammen, wenn sein Name fällt.

Als aufgeweckter Zeitgenosse suche ich ab und zu das Gespräch-und-den-Dialog mit Muslims. Eine typische, von meiner Seite vorbildlich geführte Begegnung dieses Typs (GD-Begegnung) verläuft folgendermassen:

Ich beginne mit "Mohammed ...". An dieser Stelle unterbricht mich mein Begegnungsgegenüber: "Alban, ich gebe dir einen Tip: [Wortschwall von ca. fünf Minuten]". Ich meinerseits verzichte auf die naheliegende, aber das Ehrgefühl möglicherweise schwer verletzende Unterbrechung "Ich habe momentan keine Verwendung für einen Tip!", beschäftige mich gedanklich mit irgendwas halbwegs Interessantem und beschliesse die Begegnung mit einem "Es war schön, dieses Gespräch mit dir zu führen. Allahaijsmarladijk. (Wörtlich: Wir [Pl. majestatis] haben dich/Sie Allah empfohlen. Sinngemäss: Zieh Leine)."

Ich habe mich in der Zwischenzeit nun doch kundig gemacht, wie der eine grosse Aufgeregtheit auslösende Passus aus der Regensburger Vorlesung von Papst Benedikt VI. lautet. Aber keine Angst: Ich werde hier niemanden damit langweilen. Niemand braucht sich damit zu langweilen. Jedermann darf in dieser Hinsicht dem Beispiel des türkischen Obermuftis oder Obermullahs (Ich bin kein Islamexperte) folgen, der von seiner Meinungsäusserungsfreiheit Gebrauch gemacht hat, ohne sich vorher zu langweilen. Das ist völlig legitim.

Meine Wenigkeit erlaubt sich, an dieser unbedeutenden Stelle dem Heiligen Stuhl einen Vorschlag zu unterbreiten, der das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen fördern soll:

1)
Sätze wie "Lasset uns die lange Tradition des in der Andacht an unseren gemeinsamen, einen Gott geführten Gesprächs fortsetzen" sollten pausenlos wiederholt werden.
2)
Das Gespräch selber freilich sollte erst geführt werden, wenn das Selbstbewusstsein unserer Partner eine minimale Stärke erreicht hat, die es ihnen erlaubt, nicht schon bei der blossen Nennung eines grossen Namens durch einen Ungläubigen zusammenzuzucken.

Kleiner Unterschied


Die Frage war, ob der Zeitpunkt für einen Papstwitz gut sei. Ein liebenswertes Zeichen von Rücksichtnahme auf den anwesenden Philotustan, den bekennenden Katholiken. Der benutzte die Gelegenheit, mal auf einen kleinen Unterschied zwischen zwei Glaubensgemeinschaften aufmerksam zu machen:

Der Zeitpunkt für Papstwitze ist immer gut. Ein Witz ist eben ein Witz und nicht eine Majestätsbeleidigung. Und wer wird schon so bescheuert sein, einen solchen Witz als persönliche Beleidigung und Kränkung seines Ehrgefühls zu nehmen? - Ähnliches liesse sich von Karikuturen sagen: Wer wird schon so bescheuert sein, eine Karikatur, die er überdies nie gesehen hat, als persönliche Beleidigung und Kränkung seines Ehrgefühls zu nehmen? - "Man darf nicht verallgemeinern. Ich kenne einen Muslim persönlich, der sich über die Karikaturen nicht aufgeregt hat." - Wie schön, dass sich immer ein Idiot findet, der offen ausspricht, was man selber bloss andeuten wollte.

Samstag, September 16, 2006

Rubrik: Tagesgeschehen

Bleib locker, Ali


Der Papst soll die Muslims beleidigt haben. - Ich mag schon gar nicht mehr danach fragen, was er gesagt hat. Eine Unterhaltung mit einem Muslim könnte auf zwei Arten verlaufen:

1)
Es stellt sich heraus, dass der Papst tatsächlich eine grobe Beleidigung ausgesprochen hat. Fazit: Der Muslim ist beleidigt.

2)
Nach einer mühsamen Analyse der Äusserungen des Papstes stellt sich heraus, dass er ein Wort verwendet hat, dessen Verwendung bei genauester Kenntnis der Geschichte des Islams und unter Berücksichtigung der spezifischen Umstände seiner Verwendung von einigen Gläubigen als verunglimpfend empfunden werden könnte. Fazit: Der Muslim ist beleidigt.

Ach Gott, was habe ich als Katholik nicht schon alles locker weggesteckt! - "Bleib locker, Ali. Take it easy!"

Freitag, September 01, 2006

Gaza


Man macht sich so seinen Reim auf verschiedene Ereignisse und denkt sich manchmal, dass es wohl unmöglich ist, sich mit gewissen Leuten, die in einer Sache einen ganz anderen Standpunkt einnehmen, je auch nur auf ein paar Dinge, die einem selber als elementar erscheinen, zu einigen. So mag man der ganzen Angelegenheit schliesslich völlig überdrüssig werden. Auch nur irgendwie zur Kenntnis nehmen, was ein Sprecher der Hamas von sich gibt? Die Antwort ist ein schlappes 'Nöö'. Man ist nicht mehr geneigt, sich mit den Gedankengängen von Irren zu beschäftigen. Sollen die Bomben halt fallen.

Doch dann fallen ein paar Sätze: Ghazi Hamad, der Sprecher der Hamas, schrieb sie in der palästinensischen Zeitung 'Al-Ayyam'. (Der Korrespondent der NZZ in Kairo war so freundlich, sie zu übersetzen.)

"Wir alle sind von einer Bakterie namens Dummheit infiziert. Und das Chaos im Gazastreifen verschulden allein die Milizen."

"Die Hässlichkeit der Besatzung kennen wir. Deshalb müssen wir fragen, was wir tun können, um aus dem Schlamassel herauszukommen."

"Es bedeutet unendliche politische Mühe, einen Grenzübergang zu öffnen, durch den wiederum das Leid vieler Palästinenser gemildert wird. Ist es nicht seltsam, dass Milizen jeden geöffneten Übergang unverzüglich beschiessen? Wünschen sie die Besatzer etwa zurück?"

Ein vertrauter Ton. - Und schon ist es wieder so eine Sache, erwähnenswert, nicht bloss langweilig, dass Bomben fallen.