T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Donnerstag, März 30, 2006

Rubrik: Engagiert im Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit

"Und am Schluss wird dann doch wieder der Steuerzahler zur Kasse gebeten!" - Ein berechtigter Vorwurf. Es ist an der Zeit, endlich mal andere Geldquellen anzuzapfen, das Schneewittchen etwa oder - damit es noch sozialgerechter[!] zugeht - Onkel Dagobert.

Rubrik: Engagierte Literatur

Die geplagte Maus


Hart ist das Leben. Gar manche Lage hoffnungslos. Und doch nicht ernst.

Lass jede Hoffnung fahren. Wenn sie was taugt, wird sie von sich aus gern bei dir verweilen.

Der Kümmerer hat immer recht. Denn Grund zur Sorge gibt es alleweil. Drum lasst uns realistisch bleiben. Und unbekümmert obendrein.


"Säähr wäise! Doch was soll der Titel?" - Nun, das strenge Metrum zeigt: Das Textchen war zuerst als 3-strophiges Gedicht geplant; doch wurde dieser Plan wegen Überdeutlichkeit und Belanglosigkeit aufgegeben. Um nun die Verse zusammenzufügen, waren zahlreiche nervende Cursor-Bewegungen notwendig. Dabei entdeckte ich durch Zufall, dass verschiedene Kombinationen von ALT- bzw. CRTL-Taste mit den Pfeiltasten der Maus mehr Ruhe gönnen. (Ausprobieren!) Der Titel wurde dann natürlich nachträglich gesetzt.

MEHR RUHE DEN MÄUSEN!

Montag, März 27, 2006

Tja, wenn einer einen Narren an diesen Tierchen gefressen hat ...


Auch er wirkt nicht weniger attraktiv, wenn er gelegentlich seine hübschen Beisserchen zeigt.

Donnerstag, März 23, 2006

["Mein Ziel ist es, so lange zu leben, wie ich kann." John Cage]


Im Leben gibt es Turbulenzen. Die wird man nun nicht gerade suchen. Aber man kann die (wohl ohnehin vergeblichen) Bemühungen einstellen, sie zu vermeiden.

An Vermeidungsstrategien fehlt es nicht. Erwähnt seien der Stoizismus, die Lebensbewältigungsstrategien, die in überbordenden Regalen potenziellen freien Leseplatz in Buchhandlungen verstellen, und der eine oder andere meiner Blogs. Empfohlen werden Vorsicht, Klugheit, Ruhe, Gelassenheit, Besonnenheit, Vernunft und Masshalten. Dagen ist natürlich überhaupt nichts einzuwenden. Wer wollte ausschliessen, dass, wer sich alle diese Dinge erworben hat, eines ruhigen Todes sterben wird? "Ganz toll!", kann ich da nur sagen. Und schiesse noch ein paar "Ehrlich!", "Echt!" und "Wirklich!" hintendrein. So!

Lebensvermeidungsstrategien? Nein! So geht das nicht! - Ich will lieber davon erzählen, was Philotustan zugestossen ist. Ich zitiere aus einem Brief, den ich heute erhalten habe:

Ich sah hier im Pamir-Gebirge einen Schneeleoparden verenden. Ich lag neben ihm und war begeistert: Endlich durfte ich mal so ein prächtiges Tier streicheln! Und ich war von Mitgefühl überwältigt. Die Sache droht mich um den Verstand zu bringen!"

Im Leben gibt es Turbulenzen. Die wird man nun nicht gerade suchen. Aber man kann die (wohl ohnehin vergeblichen) Bemühungen einstellen, sie zu vermeiden.

Das könnte vielleicht so aussehen: Wir lassen die Zügel locker. Wir bleiben unbekümmert. So oder so: Früher oder später fährt unser Lebenskarren gegen eine Wand. Nun wird in höchster Verzweiflung geheult und geschrien, bis zum Geht-nicht-mehr. Dann werden die Wunden geleckt, die Ruhe der Genesung wird in vollen Zügen genossen, die Schmerzensschreie weichen den Klageliedern. Schliesslich wird der Karren wieder flottgemacht. Wir lassen die Zügel locker. Wir geniessen unbekümmert. Und beim nächsten Mal wird vielleicht ein übersehener Querbalken verhindern, dass wir mit unserm Kopf erneut gegen eine Mauer stossen. Alsdann wird in höchster Verzweiflung geheult und geschrien, und schliesslich wird der Karren wieder flottgemacht. Die ganze Szenerie denke ich mir untermalt mit Sambarhythmen, russischen Trinkliedern und religiösen Gesängen.

"Und das soll nun die bessere Strategie sein?" - "Strategie? Wovon redest du?"

Mittwoch, März 22, 2006

Wider den Rassismus!


Die Gefahr lauert überall. Niemand ist gegen sie gefeit. Drum lasst uns zuerst ein Gebet sprechen:

Wir sind für das Gespräch und den Dialog. Wir bemühen uns um Verständigung. Wir sind offen, tolerant und vorurteilsfrei. Wir sind gegen Ungerechtigkeit und Ausgrenzung. Und überhaupt. Und Amen.

Anlässlich des internationalen Tages gegen Rassismus am 21. März berichtet der Uno-Berichterstatter über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Doudou Diène, in einem Bericht an die Uno-Menschenrechtskommission von einigen Fällen von Rechtfertigung von Rassismus durch Angehörige der intellektuellen Eliten. Ich greife hier ein besonders krasses Beispiel heraus, das der Sekretärin der Académie française, Hélène Carrière d'Encausse. Sie soll als Hauptgrund für die Gewalt der Jugendlichen bei den Unruhen in den französischen Vorstädten die Polygamie genannt haben.

["Nein, mein lieber Jan. Wenn du dir etwas auf der Zunge zergehen lassen willst, dann geh an den Kühlschrank. Das hier ist verdammt ernst."]

Ich bin natürlich schockiert und total betroffen. Die Polygamie, das ist eine andere Kultur. Dass ich nie verheiratet war, heisst noch lange nicht, dass ich dem andern verbieten darf, sich ab und zu eine Jüngere zu besorgen. Es gibt hier viele Vorurteile, an denen man arbeiten muss. Vor Jahren las ich in der 'International Herald Tribune' eine Reportage über die Polygamie in Frankreich. Da wurde unter anderem ein Afrikaner vorgestellt, der ca. vierzig Kinder von verschiedenen Ehefrauen hat. Nicht eine einzige von den Alten hat er auf die Strasse gestellt. Die dürfen in seiner Wohnung zusammen ein eigenes Zimmer teilen. Die Junge wohnt dann extra. Aber das ist ja auch normal. Und von dem Kindergeld kann er sich ja keinen Palast leisten. Ja, wenn man denkt, was da nur schon für die Brautschau in Afrika draufgeht. Das muss man vorurteilsfrei und offen anschauen.

Es gibt sicher Leute, die nicht sehen, worin der Rassismus von Madame d'Encausse besteht. Aber das sind die besonders hartnäckigen Fälle. Die sollten vielleicht noch ein paarmal das Gebet sprechen. Mehr kann ich ihnen im Moment auch nicht sagen.

Die Sache ist ernst. Beten allein genügt nicht mehr. Ich will hier und heute, in diesem Blog und angesichts des Umstandes, dass die intellektuellen Eliten anfangen, den Rassismus zu rechtfertigen, meine persönliche Verantwortung wahrnehmen und ein klares Bekenntnis gegen die von mir eben geschilderte Form von Rassismus ablegen, indem ich festhalte:

Die Polygamie ist nicht der Hauptgrund für die Gewalt der Jugendlichen bei den Unruhen in den französischen Vorstädten!


[Gegen die Banalisierung des Rassismus. Uno-Berichterstatter kritisiert namhafte Intellektuelle. NZZ, 21.03.06]

Montag, März 20, 2006

Rubrik: Bedeutende Internet-Publikationen

Neue Rubrik. Sie beginnt mit einem Paukenschlag. Jan ist unter die Autoren gegangen. Während ich immer fauler werde, beginnt er eine ungewohnte Aktivität zu entfalten. Und da mir das Ding hier sowieso nicht mehr so ganz behagt, werde ich ab und zu etwas für ihn schreiben. Er hat mich ja freundlich dazu eingeladen.

Hier nun also Jans Homepage.

Sonntag, März 19, 2006

Nächstes Jahr werde ich 55. Ab dann ist meine Teilzeitstelle beim jetzigen Arbeitgeber praktisch unkündbar. Das bedeutet regelmässiges Einkommen, viel freie Zeit und die Garantie, nicht weiter von Gedanken über meine berufliche Laufbahn und die damit verbundenen Änderungen meines mir so lieben Lebensrhythmus belästigt zu werden. Mein Wille, diesen Lebensrhythmus aufzugeben, ist exakt null. Grössere Veränderungen sind unerwünscht. Die Lebensplanung hat ein Ende gefunden. Die Rede von Flexibilität und lebenslangem Lernen berührt mich nicht mehr. (Veränderungen geschehen auch so. Manche werden erfreulich sein, andere höchst unerwünscht.) Mein Lebensschiffchen ist gut in Fahrt, und seine Richtung ist klar vorgezeichnet.

"Wohin geht die Fahrt?" Das fragte ich mich letzthin munter und gelassen. Da war kein Nachdenken: Die Antwort kam mir ins Gehirn geschneit und setzte sich dort mit grosser Überzeugungskraft fest:

Jetzt wird gestorben


[Diesen Blog wird vielleicht nur der verstehen, der den Gedanken, der darin ausgedrückt ist, schon selbst einmal gedacht hat. Sein Zweck wäre erreicht, wenn er einem, der ihn mit Verständnis liest, Vergnügen bereitete.]

[Überraschung! Der Tractatus ein vergnügliches Buch! Das 'Vergnügen' hab ich doch bei jedem Durchblättern glatt übersehen! "Ich mach mir ein kleines Vergnügen draus" war eine Devise, mit der ich manches strenge Werk angegangen habe. Nichtsdestotrotz überrascht mich jetzt dieses 'Vergnügen'. Und sowas wie Altersweisheit meldet sich beim dümmeren Bruder von Philotustan: "Ich hab's ja immer gewusst! Mein Leben ist ja sowas von gelungen!"]

Donnerstag, März 09, 2006


Wer hat ihn gut versorgt?
Wer hat das warme Plätzchen ausgesucht?
Neugierig, wachsam.
Relaxed.
Freundlich, gefährlich.

Montag, März 06, 2006

Hört, Freunde, was der trockene Alkoholiker zu hören bekam:

Frühsommer 1990. Der trockene Alkoholiker ist eben erst ein paar Wochen trocken gewesen. Seine mittlerweile verstorbene Frau Marianne und er sitzen zusammen in ihrer Quartierbeiz. Es überfallen ihn lebhafte Bilder: Wie mag ihr Zusammenleben mit einem Alki wohl gewesen sein? Er stochert in Worten, sucht so etwas wie eine Entschuldigung zusammenzusetzen. Marianne, ganz bestimmt, ganz klar, ganz liebevoll: "Ich habe mir in der Tat einiges bieten lassen. Und dafür bin ganz allein ich verantwortlich."

Samstag, März 04, 2006

[Diesen Blog widme ich Regina. Sie hat mir ein Stück ihrer Lebensgeschichte erzählt, das Faszinierendste, das mir, einem von grosser Literatur Verwöhnten, je begegnet ist.]

Liebes Tagebuch

In meinem Leben tut sich Grosses. Ich kann es nicht recht beschreiben. Und das ist mir piepegal. - Womit mir nun vielleicht doch schon eine erste gute Beschreibung gelungen ist.

Im Frühjahr 1990 schrieb ich meine beste Erzählung. Hier ist sie:

In einer Waldlichtung am Rande von Ostermundigen begegnete ich gestern mittag dem Sinn des Lebens. Als er mich erblickte, verkroch er sich im Unterholz. So hatte ich die Waldlichtung für mich allein.

Im Spätsommer 1972 blätterte ich erstmals im 'Tractatus'. Hier ist der Satz, dem kein weiteres Blättern den ersten Rang streitig machen konnte:

Die Lösung des Problems des Lebens merkt man am Verschwinden dieses Problems.
(Ist nicht dies der Grund, warum Menschen, denen der Sinn des Lebens nach langen Zweifeln klar wurde, warum diese dann nicht sagen konnten, worin dieser Sinn bestand?)

Es ist nun völlig naheliegend, hierin eine weitere gute Beschreibung der Veränderung, die sich z. Z. in meinem Leben abspielt, zu sehen. Ich verzichte darauf. Und das lasse ich als weitere Beschreibung gelten.

Vor einiger Zeit beschloss ich, ein paar Dinge in meinem Leben zu ändern. Und ich machte mich mit grosser Ernsthaftigkeit ans Werk. Vor ca. zwei Wochen baute ich einen Rückfall von himmelschreiender Erbärmlichkeit. Doch anstatt nun irgendwie in die Tiefe zu gehen und mich angemessen zu hinterfragen und zu hintersinnen, fand ich die ganze Chose einfach lächerig. "Du bist ja ein richtiger Löli", sagte ich mir, ganz ohne den obligaten Ingrimm. Und irgendwie erbarmte ich mich des Erbärmlichen und - tja, ich beginne ihn zu mögen.

An dieser Stelle möchte ich denjenigen LeserInnen, die mir in der letzten Zeit von den Krisen und Rückschlägen in ihrem Leben berichtet haben, sehr herzlich danken. Mit ihnen fühle ich mich verbunden. Es ist für mich ein grosses Glück, mit diesen wertvollen Menschen die Unvollkommenheit teilen zu dürfen.

Den Philotustan mag ich eher weniger. Er hat eine Schlagseite ins Vollkommene. Das ist natürlich bäumig, aber nicht übermässig sympathisch. Philotustans Weisheit wächst, und der Löli bleibt zurück. Und wenn einer ein richtiger Löli ist, macht ihm das auch nicht sonderlich zu schaffen. "Mach's gut, und tschüss", ruft er dem Enteilenden hinterher und beschäftigt sich wieder mit den Lebenden.

Liebes Tagebuch. Es ist ja schaurig nett von dir, dass du all das Zeugs hier aufbewahrst. So besteht ja, wenn ich es später mal wieder heranziehe, die Chance, dass ich es dann besser als jetzt verstehe.

Für den Moment aber spintisiere ich noch ein bisschen weiter, indem ich eine letzte Beschreibung der Veränderung gebe: Der Alkoholiker war schon lange trocken. Und schliesslich wurde er nüchtern. (Dieser Gedanke wird hier etwas weiter ausgeführt.

In einem gewissen Sinne ernüchternd ist auch, was Jan eben bemerkte, als er diesen Blog kurz überflog: "Ich wusste ja, du schaffst es!"