T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

Mein Foto
Name:

Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, Dezember 25, 2010

[Ich bin total vergrübelt. Das Interview mit dem CEO der UBS in der 'Weltwoche' hat mich ganz durcheinandergebracht. Aber es enthält auch das eine und andere Leckerchen: Wir erfahren etwa, wie dem kleinen Oswald von seinen in Thüringen um ihr Hab und Gut gebrachten Grosseltern jeder allfällige Anflug von Sympathie für sozialistische Ideen gründlich ausgetrieben wurde. Oder es wird uns bewusst, welche fatalen Folgen eine vielleicht zu wenig bedachte Bemerkung eines Grossvaters für den weiteren Lebensweg seines Enkels haben kann: "Hör mal, Junge, du musst zur Bank, die haben immer Geld." Und dann diese bedenkenswerte Lebensweisheit:]


Roger Köppel: Wo entspannen Sie sich von Ihrer Arbeit? Gehen Sie joggen, haben Sie einen Hund? Schauen Sie sich die Kurven auf dem Bildschirm an?

Oswald Grübel: Mich entspannt der Job.

Mittwoch, Dezember 22, 2010

[Tagesgeschehen]


Ohne Euro ist alles nichts. Um ihn zu retten, müssen wir jetzt unseren nationalen Egoismus überwinden und grosse Mengen Geld in Fonds und Schirme und verwandte Utensilien stecken. Tun wir das nicht, ist das Projekt Euro und damit das Projekt Europa und damit - nein, nicht das Projekt der europäischen Zivilisation - die Zivilisiertheit in Europa gefährdet.

Ich erlaube mir, Helmut Schmidts Äusserungen in der 'Zeit' zum Nennwert zu nehmen, und lache kurz. Weniger zum Lachen ist mir, wenn Olaf Henkel, der es nicht hinnehmen will, dass das gegenwärtige Gewurstel/Gespende/Gefonde/Geschirme als alternativlos dargestellt wird, als Euro-Sarrazin tituliert wird. [Schon klar: In einem freien Land könnte ein Mann solche Dinge titellos äussern.]

Gar nicht lachen mag ich, wenn unsere Finanzministerin mit etlichen Mittelchen den Nationalrat dazu bewegen will, mal eben so kurz - gerade noch kurz vor Sessionsende - eine Einzahlung von ca. 20 Mrd. in den NKV zu genehmigen. (NKV: Neue Kredit-Vereinbarung, der neuste Euroschirm des IMF)


Nun, eigentlich ist das eine lange, etwas komplizierte und ärgerliche Geschichte, aber ich mag hier nicht die NZZ nacherzählen. Wir verfolgen einfach - jeder für sich - aufmerksam, was die in Bern mit unserm Geld veranstalten (wollen) und lassen uns nicht mit Märchen à la Schmidt oder Hildebrandt oder Widmer-Schlumpf oder ... abspeisen.

Mittwoch, Dezember 15, 2010

[Die Pointe eines Artikels aus der letzten Nummer des 'Economist':]


Es geht um den festen Glauben an den europäischen Einigungsprozess. Wo ist der noch zu finden? Allerorten herrscht Glaubenszweifel. Er nagt selbst unter Leuten, die im besagten Prozess das einzige Mittel zur Verhinderung eines weiteren gesamteuropäischen Kriegs sehen. Und sogar Schafhaltern ist er nicht mehr fremd, die sich vom Einigungsprozess die langersehnte Strasse versprechen, auf der ihre Tierchen den Schlachthöfen der Metropolen zugeführt werden können. [Der Titel des Artikels:]

The Last Idealists


Tja, wo finden wir denn die letzten Strenggläubigen? Richtig: Sie finden sich in den Banken! Jedenfalls tun die so, als bildeten die politischen Einheiten, in denen der Euro eingeführt wurde, einen einzigen grossen Staat. Die Idee mit den Eurobonds ist für sie schon seit einiger Zeit praktisch verwirklicht, und die lokale Bank, die dem griechischen Beamten zu seinem Offroader verhilft, bezieht das Geld für das Darlehen ihrerseits von einer irischen Bank, die sich ihrerseits u.a. durch eine niederländische Bank refinanziert ... Und wenn dann unserem Beamten, der seine Mittel vielleicht doch ein wenig überschätzt hat, wegen einer drohenden Insolvenz seines Arbeitgebers das Gehalt gekürzt wird, trifft das am Ende dann ... na ja, irgendeine europäische Bank eben. Ist ja normal, in den USE, den Vereinigten Staaten von Europa.


[Vorgestern dann in der NZZ ein Artikel, in dem die Rede davon ist, dass und in welch grossem Umfang sich europäische Banken aus den Geschäften mit Banken der Peripheriestaaten zurückziehen. Wer erkennt da nicht einen Ansatz zu einer nachhaltigen Lösung der sogenannten Eurokrise? Einen Abfall vom Glauben, der den einen odern andern hoffen lassen mag?]

[Ja, den Gary gibt es noch: "Hey Philo, schau dir das an: 'Die letzten Idealisten'. Köstlich!"]

Dienstag, Dezember 14, 2010

Freiheit, bloss als Wahlmöglichkeit verstanden, ist für den depressiv Verstimmten nichts weiter als eine zusätzliche Belastung. Und auch dem seelisch Gesunden bedeutet eine solche Möglichkeit herzlich wenig. Freude ist halt schon was anderes. Freude ist, wenn man das, was man von Herzen gerne tun würde, auch beherzt tun kann. Und diese Möglichkeit ist dann Freiheit.

Donnerstag, Dezember 09, 2010

Das Trösterchen des Tages, appliziert von Markus Felber.


Der NZZ-Journalist beschäftigt sich in Berichten und Kommentaren seit vielen Monaten mit allen Aspekten des Falles Rappaz. Ich folge ihm fleissig und versuche zwischendurch auch, mir auf die Urteilsbegründungen unseres obersten Gerichts einen eigenen Reim zu machen. Vergeblich. Das wurmt mich.

Und dann lese ich eine Zwischenüberschrift aus Felbers Kommentar zum letzten Bundesgerichtsentscheid:

Letzte Klarheiten beseitigt
.

[Und neben dieser kleinen persönlichen Freude noch ein kleiner Beitrag zur Freude aller: Demnächst soll ein neues Betty-Bossy-Kochbuch erscheinen. Zum ewigen Leben: Sich gesund ernähren mit Bernard Rappaz.]

Montag, Dezember 06, 2010

[Neue Rubrik: Staatsphilosophie]


Über viele Jahre seines Lebens ist der Mensch auf Gedeih und Verderben auf die Fürsorge von Erwachsenen angewiesen. Die Erwachsenen ihrerseits waren über Hunderttausende von Jahren, bis vor kurzem, auf die Hilfe von (Stammes)Verwandten angewiesen. So hat der Mensch - Was blieb ihm anderes übrig? - eine starke altruistische Ader entwickelt. Und die wird, so darf vermutet werden, allen Gefährdungen durch die Kräfte der Solidarität und der sozialen Gerechtigkeit noch sehr lange trotzen.


[Was ist besser: 'big government' oder 'small government'? David Camerons Antwort: 'big society'. (Der Mann hat einen Bachelor in Philosophie. Siehst du?!)]

Sonntag, Dezember 05, 2010

[Mann wird ja mit jedem Tag kein bisschen jünger; Mann hat auch schon seine kleinen Altersgebrechen. Und Mann ist entzückt von der humorigen Klugheit, die in den Gebeten einer grossen Frau steckt.]




O Herr, bewahre mich vor der Einbildung,
bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema
etwas sagen zu müssen.

Erlöse mich von der großen Leidenschaft,
die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.

Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch,
hilfreich, aber nicht beherrschend zu sein.

Bewahre mich vor der Aufzählung endloser
Einzelheiten und verleihe mir Schwingen,
zur Pointe zu gelangen.

Lehre mich schweigen über meine Krankheiten
und Beschwerden. Sie nehmen zu,
und die Lust, sie zu
beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.

Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen,
mir die Krankheitsschilderungen anderer
mit Freude anzuhören, aber lehre mich,
sie geduldig zu ertragen.

Lehre mich die wunderbare Weisheit,
dass ich mich irren kann.
Erhalte mich so liebenswert wie möglich.

Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete
Talente zu entdecken, und verleihe mir, o Herr,
die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.

(Teresa von Avila (1515 – 1582))