T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Sonntag, September 20, 2009

[Dies ist der Blog mit der Nummer]

500


Ich darf bei dieser Gelegenheit bekanntgeben, dass die Quizfrage aus dem vorletzten Blog mittlerweile eine weit mehr als korrekte Beantwortung gefunden hat:

In der Kindheit frühen Tagen
Hört ich oft von Engeln sagen,
Die des Himmels hehre Wonne
Tauschen mit der Erdensonne.

So ein Engel [melek (trk.): Engel] hat sich in meinen Blog geschlichen und ihn durch seinen Kommentar verschönert.

Wenn es nicht gar zu vermessen wäre, würde ich jetzt sagen: Engelchen, du hast einen Wunsch frei! Ich beschränke mich auf ein

Danke, Melek!

(Ob Engelchen damit was anfangen können? Egal!:) mmmmmmmmhh!! ...

[Eine kurze Erläuterung vorweg: Wer es nicht schon weiss, hat doch Ohren: Die Leitmotivik verrät's: Der Wanderer ist Wotan.]

[Dies ist auch ein Versuch über den Schamanismus. - Zum Glück brauchen Stadtschamanen in ihrem Treiben nicht ernstgenommen zu werden. Sie stellen im unpassendsten Moment die wunderlichsten Fragen:]

Wohin des Weges,
wackerer Wanderer?


Kein Wunder, dass mir das bisher entgangen ist. Ich hab ja bei den allerletzten Takten stets die Augen geschlossen, zutiefst getröstet, dass alles Treiben endlich sein wohlverdientes Ende gefunden hat. Das Gold wieder auf dem Grunde des Rheins, neckisch gehütet von dessen schlüpfrigen Töchtern, und, was sich über den Rhein erhebt, ein Raub der unerbittlichen Flammen: Verzücken lässt die Augen schliessen. Unbewusst. Höchste Lust. - Walhalla brennt, Götterdämmerung. Auch der müde Wanderer findet endlich seine Ruhe. So soll es sein. So ist es gut.

Doch was soll diese Fussnote? Was soll das weiche, biegsame Birkenstöckchen in der Hand des Mannes, der sich aus der Burg geschlichen hat und sich nun klammheimlich nach rechts weg aus dem Untergangsszenario stiehlt? Was zum Teufel ist denn in den gefahren? Jetzt ist doch kaum der Zeitpunkt für einen gemütlichen Spaziergang! Da geht er hin, stapft einen Weg, setzt gemächlich einen Fuss vor den andern. Frechheit! Die winzige Fussnote soll mir den grossartigen, langersehnten Untergang versauen? Und was kümmert mich die Frage, welchen Grund der Wanderer in seiner empörenden Unbekümmertheit gewinnt. Granit, Wüstensand, Strandsand ... Stop! Who cares?

Dann kommt die Erinnnerung

Sie kommt im 3/4-Takt. Klar doch, wir sind im Philotustan-Blog, und da kommt gleich nach der Götterdämmerung die Gitte. Der Wanderer entledigt sich seines martialischen Stocks, mit dem er die Erde zum Beben gebracht hat, und greift behend zum Birkenstöckchen; kaum sind die wuchtigen Gongschläge verhallt, da hebt ein munteres Gebimmel an. Von einer Ziege. Denn, ja, es handelt sich zweifelsfrei um Granit. Auf einem Bergpfad Einsprengsel von Granitgestein, an das sich zähe kleine Alpenblümchen lehnen. Und ein paar davon hat eine vorwitzige Ziege eben weggefressen. Drum das Gebimmel. Und drum schmeckt die frische, noch warme Milch so gut. Sie wird den Geissbuben dafür entlöhnen, dass er abends die ganze naschhafte Meckmeckerei wieder in den Stall, aus dem er sie morgens befreit, zurückgetrieben hat.

Tja, manchmal ist der grosse Untergang nicht aufzuhalten, und manchmal ein kleiner Weltaufgang. Wer sich dem Untergang ergibt, kommt bald ins Strudeln, gewiss. Doch was dieser Strudel so alles aufwirbelt! Du passt einen Moment nicht auf, öffnest im falschen Augenblick die Augen, und schon baumelt an einem Birkenstöckchen ein Glöckchen, das eine glückliche Erinnerung herbeibimmelt und so den weihevollen Untergang aus dem Takt bringt.

Schleicht sich da einer doch unbekümmert aus dem grossen Untergang. Tsss ...


["Mal angenommen, der 'Ring' endet, wie von dir beschrieben: Wie kannst du dir sicher sein, dass der Wanderer gerade auf eine Ziege trifft?" - Nun, woher weiss der Stadtschamene, dass er auf seinem imaginierten Erkundungsgang in einem imaginierten Gärtchen gerade auf eine Eidechse trifft? - "Es könnte also auch ein Papierfetzen sein?!" - Sicher. Aber die Eidechse ist schon richtig. Und Hände weg von meiner Ziege, gell? - "Und morgen steht da eine Kuh." - Und die ist dann genau richtig. - "Und übermorgen ein Nilpferd." - Quatsch! Im 'Ring' gibt es doch kein Nilpferd!]