T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Dienstag, Juli 22, 2008

[Brabbelbrabbel und ein aus angewiderter Seele gesprochener grosser Satz: Die Welt ist alles, was ein Fall ist. Was kein Fall ist, kann noch werden. Alles, was der Fall ist, ist wert, ein Fall zu werden. - "Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht."]


Aus Anlass eines Falles:

Ich erinnere mich an die Reaktion Lothar Späths, als er eines Tages ins Gerede bzw. in die Schreibe geriet: Er war am nächsten Tag Ministerpräsident von Baden/Württemberg und Mitglied des Präsidiums der Bundes-CDU gewesen. Er hatte seine Ämter geschmissen im - wie sich dann später, als kein Schwein sich mehr dafür interessierte, herausstellte - berechtigten Bewusstsein der völligen Unhaltbarkeit des Geschreibsels. Grund: Er pflegte einen sorgfältigen Umgang mit Lothar Späth.

Weniger sorgfältig war Wolfgang Schäuble, als er im Zusammenhang mit einer Spendenaffäre ins Gerede kam. Er redete. Und das war dann das Ende.

Christa Wolf redete. Und alle redeten mit.

Heiner Müller redete auch. Auch er habe Kontakte zur Stasi gehabt. "Was glauben Sie denn, wo ich die letzten 50 Jährchen verbracht habe?" - Heiner Müller redete, und keiner redete mehr mit.


Ich kann auch mitreden: Hier stellt sich doch eine viel grundsätzlichere Frage: Wie lange ist ein Verteidigungsminister, der einem Kandidaten für die Stelle des Armeechefs beim Vorstellungsgespräch schlechterdings verschweigt, seinen Hund geschlagen zu haben, noch tragbar? Und warum hat der Kandidat nicht nachgefragt? Wollte er etwa einen heiklen Themenbereich vermeiden, weil er selber Dreck am Stecken hat? Man kann es den Leuten jedenfalls nicht verdenken, wenn sich ihnen der Verdacht aufdrängt, dass da hinter den Kulissen ein skandalöser Kuhhandel betrieben wurde. - Stick around! We'll be back in a moment!


Ich hebe das Niveau: Baden-Badener Disput bei 3sat. Eine illustre Runde kommt auf die oben erwähnte Spendenaffäre zu sprechen. Da gab es doch schon mal eine Spendenaffäre ... Eine Teilnehmerin wirft die Frage in die Runde, ob sich einer der Anwesenden an irgendeinen Namen im Zusammenhang mit der andern Spendenaffäre erinnern könne. - Tiefe Stille in der Runde ...

Wolfgang Schäuble hat dazugelernt: Er hat ein Buch geschrieben, das einschlägig als 'Schäubles Abrechnung mit Kohl' angekündigt wurde. Nun sitzt er Frau Maischberger gegenüber: "Sie haben ja keine Abrechnung mit Kohl geschrieben ..." Herr Schäuble verliert die Fassung: "Frau Maischberger, ich habe Sie ja schon immer für eine hervorragende Journalistin gehalten, aber dass Sie mein Buch, zu dem Sie mich hier befragen, auch noch gelesen haben, damit hätte ich nun wahrlich nicht gerechnet." - "Moment, Sie hätten sich also von mir seelenruhig angehört, eine Abrechnung mit Kohl geschrieben zu haben, ohne mit der Wimper zu zucken?" - "Aber selbstverständlich, es stand ja in der Zeitung."


Meine Blogs werfen keine Fragen auf. Andernfalls käme niemand, der sich kritisch, ernsthaft und im Interesse der Öffentlichkeit brabbelbrabbel, um eine Betrachtung darüber herum, wie an höheren Stellen mit Haustieren umgegangen wird.

Meeresstille

Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche ringsumher.
Keine Luft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuern Weite
Reget keine Welle sich.



Eine Einladung zur Ergebenheit: Wie leicht sie fällt, solange schöne Töne das Grauen rhythmisieren!

Montag, Juli 14, 2008

[Tiefe Stille herrscht im Wasser ...]


Es komme darauf an herauszufinden, was man gerne tue, und das dann auch zu tun. Kein brauchbarer Ratschlag für einen Gelangweilten. Aber es gibt eine leichtere Vorübung, die freilich auch eine gewisse Tapferkeit erfordert: Finde heraus, was du nicht gern tust, und dann lass es bleiben!

Samstag, Juli 12, 2008

[Tiefe Stille herrscht im Wasser ...]


Eigentlich hätte Simon, Bella Blocks Lebensgefährte, wegen eines Jobangebots nach München fliegen sollen. Aber es hat sich da eine Komplikation ergeben, und so wartet er nun auf Bescheid. Gegen Abend trifft er sich mit Bella kurz in einem Kaffee:

Er: "Wie war dein Tag?" - "Der ist noch nicht vorbei. Und deiner?" - "Der geht überhaupt nicht vorbei, nicht umzubringen ist der."

Montag, Juli 07, 2008

Ich langweile mich, und das nicht zu knapp. Und wenn es nicht gar zu langweilig wäre aufzuzählen, was ich an vormals aufregenden Dingen zur Zeit auf sich beruhen lasse ...

"Ich versuche jetzt einfach, diesen Zustand geduldig auszuhalten." - Kaum hatte ich das eben in einer Mail niedergeschrieben, da stellten sich auch gleich Töne ein: Die leichtfüssig abwärts hüpfenden paar Takte, die bei Mendelssohn die 'Meeresstille' unterbrechen und zur 'glücklichen Fahrt' überleiten. Die Melodie lässt sich fallen, die Töne plätschern ins stille Wasser und bringen die Seele in Bewegung: "Nichts zu erzwingen versuchen und das Schiffchen von selbst in Fahrt kommen lassen."

Ich wünsche allen, die sich erschöpft/ausgelaugt/ausgebrannt fühlen, dass sie die Windstille vor der ruhigeren und glücklicheren Fahrt tapfer ertragen können.


Meeresstille

Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche ringsumher.
Keine Luft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuern Weite
Reget keine Welle sich.



[Felix Mendelssohn Bartholdy: Meeresstille und glückliche Fahrt op. 27. Konzertouvertüre, basierend auf Goethes zwei Gedichten 'Meeresstille' und 'Glückliche Fahrt']

Freitag, Juli 04, 2008

[Zafer Şenocak: Die Wagenburg der Aufklärung. Die Türkei steht vor einer Zerreissprobe - und Europa ist ratlos. NZZ, 03.07.08]

Der türkischstämmige deutsche Autor wirft die Frage auf, warum die türkische Aufklärung, deren Herzstück er in der Emanzipation der Frau sieht, im von der Angst vor einer Islamisierung heimgesuchten Europa so wenig Unterstützung findet. - Eine verdammt gute Frage ...


[... durch keine Antwort verdorben.]

[Aus meinem Türkisch-Forum: Übersetzungsanfrage und meine Übersetzung.]

Günaydın sevgilim
 
Sensiz günüm boş anlamsız
Sensiz dilim laf bilmez
Sensiz aklım sancılı çaresiz
Sensiz gözlerim tutsak süresiz
   
Sensiz...
Aşkım olmaz ki sensiz...


Guten Morgen, Liebste(r)
 
Ohne dich ist mein Tag sinnlos und leer.
Ohne dich findet meine Zunge kein treffendes Wort.
Ohne dich leidet mein Verstand und findet keinen Anhalt.
Ohne dich bleiben meine Augen eingekerkert.
 
Ohne dich ...
Meine grosse Liebe, ohne dich geht gar nichts ...
 
 
[Das Folgende ist kein Kommentar. Ich lasse bloss, angeregt durch den Text, einem Gedanken freien Lauf.]
 
Zunge, Verstand und Augen finden keinen Halt; sie laufen ins Leere. Erst die Nähe der Geliebten lässt die Fähigkeiten des Liebenden ihre volle Kraft entfalten. Vielleicht ist es das, was die Sehnsucht brennen lässt: Der Liebende vermisst mit der Geliebten sein volles Selbst, das sich erst in ihrer Gegenwart entfaltet und so sich für den Liebenden selbst erschliesst.