T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Montag, April 20, 2009

Der Ton an sich ist inhaltslos; er hat seine Bestimmtheit in Zahlenverhältnissen, quantitativen Verhältnissen mithin, durch die die qualitative Bestimmtheit des geistigen Gehaltes nicht vollständig kann ausgeprägt werden. Soll daher diese Seite nicht durchaus fehlen, muss die Musik zum Wort greifen, das für das Subjektive, das sich durch die Töne hin ergiesst, erst die nähere Erfüllung gibt. [Aimez-vous Hegel?] Nun soll es aber Musik geben, die sich jeglicher Verbindung mit dem Wort entschlägt, "um sich in ihrem eigenen Kreise des Tönens hemmungslos umherzubewegen". Da kann man ja beruhigt sein, wenn ein Komponist sich aus altem Sagenstoff sein eigenes Libretto zusammenstabreimt und so das sinnliche Scheinen erst zu einem solchen der Idee macht.

Wer kichert hier? - Es ist Mathilde, die Frau Wesendonck, die mit den gleichnamigen Liedern Beschenkte. Beim 'sinnlichen Scheinen' hat sie eben noch verständnisinnig genickt, aber bei der Idee ist es mit ihr durchgegangen. "Ich dachte erst, du schriebest von meinem Richard. - Wenn du wüsstest! Was glaubst du denn, warum dieser Unerlöste seine Septimakkorde partout nicht auflöst? - Ach, das ist ein weites Feld! ..." Mathilde nimmt unsere Anwesenheit nicht weiter zur Kenntnis und singt versonnen vor sich hin: "Dass in selig süssem Vergessen / Ich mög alle Wonne ermessen! / Wenn Auge in Auge wonnig trinken, / Seele ganz in Seele versinken / ... ertrinken / unbewusst / höchste Lust!" - Hoppla! Jetzt bringt sie die Texte aber gewaltig durcheinander. Wer wird es ihr verdenken? Sie weiss es halt besser: "Seht ihr's, Freunde? / Seht ihr's nicht?" - Oh Mathilde, wir haben sie gehört, die im eigenen Kreise hemmungslos sich herumbewegenden Töne! Und die nicht aufgelösten Spannungen! [Die der Septakkorde, versteht sich.]


[Denken: Die kürzeste Verbindung zwischen (beispielsweise) einer Hegelpassage und dem 'Tristan' finden.]