T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Montag, April 20, 2009

[Dies ist ca. der 350. Blog und der zweite Versuch, die Reflexivität meiner Bloggerei um eine Spur zu heben. - Ich bin zur Besinnung gekommen, als ich mir kürzlich die eine und andere Online-Rezension zu Scrutons AoM verordnete und dabei feststellte, wie kritisch und reflexiv andere Leute, deren Sprechweise mich an längst vergangene Tage erinnert, an die Sache herangehen. Da erfährt man etwas über die gesellschaftlichen (Re)Produktionsbedingungen von Kunst und davon, dass schwer auf einem Holzweg trampelt, wer solche Bedingungen ignoriert. Das Ganze in einem komplett ausgelutschten Wortschatz vorgetragen zwar ... Egal! Ich reflektiere jetzt mal über ein paar Reflexionen, kritisch, versteht sich. Kostet ja nichts:]


Oh nein, ich bin nicht naiv. Ich habe gestern abend nicht einfach in einem Meer von unaufgelösten Septakkorden geschwelgt. Schliesslich habe ich ja zwischendurch einen Blog verbrochen. Neben dem Sterben in Schönheit habe ich mich zudem einer entschieden weniger schönen Form des Todes gestellt, einem Mord nämlich, den Verena und Otto - "Ein starkes Paar" - im ZDF aufzuklären hatten. Nun, zugegeben, eine solche Übung führt noch nicht zu einer kritisch reflexiven Haltung. Aber zu dem Zweck hatte ich ja u.a. die ARD mit ihrem unverwüstlichen 'Musikantenstadel', wo ebenfalls - Der Name möge es verbürgen! - Musik zu hören war.

Ich habe es mir nicht leicht gemacht und die Anstrengung des Denkens unternommen. "Ertrinken, versinken, unbewusst, höchste Lust" und so kann schliesslich jeder. Aber ich habe die Konfrontation nicht gescheut, habe mich auseinandergesetzt mit einem Ismus, der nicht durch den schönen Schein den Verstand sich rauben lässt, sondern tiefer bohrt, bis in Tiefen, an denen sich zeigt, dass - im Grunde und letztlich und richtig und vorurteilsfrei bedacht und so - alles einerlei ist und dass darum jedes abwertende Urteil strikt verboten ist. [Man klopfe mir auf die Schultern! Schon dieses sacrificium intellectus! Wo ich mitten in einer wegwerfenden Handbewegung reflektiert inne halte und zur Heirat zwischen gleichmacherischem Relativismus und mit rigorosen Verboten operierendem Absolutismus meinen Senf - äh, Segen - zu geben versuchte.]

Nun, ich bin gescheitert. Aber ich habe es versucht. Und ich werde nicht nachlassen. Ich lasse mich ein auf die bewusste Fragestellung, die gleichzeitig mit dem Wort 'Ästhetik' in Umlauf kam, und frage hiermit nach den Bedingungen der Unmöglichkeit meines Nicht-Scheiterns in Sachen kritischer Reflexion, so wie sie auch auf dem Felde der Musiktheorie zu grassieren scheint. Ich habe auch schon eine erste Vermutung: Erfahrungen mit dem kritisch reflektierend zu denkenden Objekt schaden. Sie trüben das objektive Urteilsvermögen. Musikalische Erfahrungen schliessen unwillkürlich in Kraft tretende Werturteile ein, die wie aus den bewegten Gliedern zu schiessen scheinen, ehe man sich's bedacht hat.

Oh, ich weiss, wovon ich rede. Ich kenne die Heimsuchungen der Verführung. Ich kenne ihre perfide Leichtigkeit. Sie lässt jedes Argument stehen. Sie umspült/umspielt es bloss, und wenn wir bloss in spielerischem Genuss verharren, wird es spätestens im zweiten Takt mit dem Einbruch des ersten Akkords einfach weggespült.


[spätestens im zweiten Takt: (Nicht nur) Barenboim lässt den Tristanakkord eine Spur zu früh eintreten und damit auf den ersten Takt überschwappen. (Schicksal, nimm deinen Lauf!) (Schon anregend, den vergrabenen Dirigenten beobachten zu können, bevor die Kamera sich dem Geschehen auf der Bühne zuwendet oder schon vorher, wie gestern geschehen, hübsche Bildchen einblendet, um ... "Ja, wozu eigentlich?", fragt sich der Ohrenmensch.)]


[Nur damit man mich nicht komplett missversteht: Die Rede war vom Musikantenstadel und nicht etwa vom Röpfl Dreigsang oder den Wetterstoa Musikanten. Ich beliebe hier streng zu unterscheiden. (Ein stairisches, bayrisches Örgele - Juchheirassa! ... Und ein Tusch für alle Sängerinnen/Tänzerinnen zwischen Inn und Saale!)]