T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Freitag, Juni 18, 2010

Universalbanken wie die Deutsche Bank oder die UBS sind grundsätzlich in zwei Geschäftsbereichen tätig: im normalen Bankgeschäft, dem Kreditgeschäft (1), und im Inverstmentgeschäft (2). Eine wirksame Massnahme zur Vermeidung einer weiteren grossen Finanzkrise könnte darin bestehen, das sogenannte Trennbanksystem (wieder) einzuführen, d.h. den Geschäftsbanken zu verbieten, im Investmentbereich tätig zu sein. (3)

neoliberal


Gary Ibanki liebäugelt mit dem Trennbanksystem.

F: Was hätte dessen Einführung beispielsweise für die UBS zur Folge?
A: Die gäbe es gar nicht mehr.
F: Krass! - Ich dachte, du seist ein Liberaler und als solcher gegen Verbote bestimmter Geschäfte.
A: Tja, ich bin eben ein Neoliberaler.
F: ???
A: "neoliberal", nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schimpfwort, das in aller Munde ist. (4)
F: Die Frage der Boni?
A: Ich rede nicht mal über Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften oder über die diversen grassierenden Besteuerungsvorschläge. Boni ... tsss!

Ja, so redet ein knallharter Neoliberaler.


(1)
Mit den Einlagen von Sparern/Investoren werden Kredite an Leute vergeben, die mit dem Geld der Sparer was Schlaues anfangen können. Die Bank fungiert hier als blosser Finanzintermediator.
(2)
Die Bank treibt Handel mit eigenen Wertpapieren, tritt also selber als Investor auf.
(3)
Einführung des Trennbanksystems in den USA 1933 durch den Glass-Steagall Act; Trennung 1999 wieder aufgehoben. Die englischen Banken 1931 von der Finanzkrise wegen der bestehenden Trennung wenig betroffen. - Der Eigenhandel der Banken mit durch Verbriefung und Strukturierung von Hypotheken entstandenen Papieren (ABS, CDO) als eigentliche Ursache der jüngsten grossen Finanzkrise. [Garys Kenntnisse der Ereignisse des zweiten Weltkriegs mögen dürftig sein, aber wenn er hier vom Leder zieht ... Au weia!] - "Präsident Obama will die Trennung wieder einführen, und auch der neue britische Schatzkanzler will das; zumindest hat er das vor den Wahlen angekündigt. In der EU hingegen will man am Universalbankensystem festhalten und schlägt stattdessen täglich eine neue überflüssige, schädliche, wirkungslose Massnahme vor. Dabei ist es doch ..." - "Ist ja gut!"
(4)
(Marktversagen, externer Effekt:) Der Staat muss dafür sorgen, dass nicht beim Zusammenbruch einer einzigen Universalbank der gesamte Zahlungs-und Kreditverkehr zu kollabieren droht.

Mittwoch, Juni 16, 2010

[Gary Ibanki hat Urlaub. Ich habe dem mir geistesverwandten Kommunisten als Lektüre Karl Marx empfohlen. Gary ist für einen kurzen Moment gepackt:]


Soziales Manifest für Deutschland


Die neuste deutsche Geschichte ist die Geschichte eines neuen Klassenkampfs.

Die Klassen: Der grossen Masse der sozial Schwachen steht eine kleine Gruppe von selbsternannten Anwälten der sogenannten Leistungsträger oder Steuerzahler gegenüber.

Der Klassenkampf: Die Anwälte versuchen ihre Klientel dazu anzustiften, immer mehr Kohle in die eigene Tasche zu stopfen, anstatt damit gefälligst die Transferleistungen zu berappen, die den Bezügern dieser Transferleistungen, den sozial Schwachen, ein Leben in Würde ermöglichen sollen.

["Hey Philo, mach du weiter! - Was ist!? - Der mag auch nicht. Also noch ein paar Parolen, dann ist Schluss:"]

Kampf der sozialen Kälte! - Für mehr soziale Gerechtigkeit! - Für ein Leben in Würde! - (Transferzahler, lasst euch unsere Würde was kosten! - Transferzahler, unsere Würde sollte euch euer Geld wert sein!) - Transferbezüger aller Schattierungen, vereinigt euch!


[Die letzten Blogs haben es gezeigt: Ich lasse mich vom vorherrschenden Sozialgekreische zu sehr nerven! Wenn ich mir von Garys Coolness doch eine Scheibchen abschneiden könnte! Das Vokabular wechseln: Aus den sozial Schwachen die Klasse der Transferbezüger machen ... Mann, ist das denn so schwer?!]

Montag, Juni 14, 2010

[Allerleier]


Alle starren auf die ausgewiesene Staatsverschuldung. Es gibt aber auch eine implizite Staatsverschuldung. Diese basiert auf Leistungsansprüchen, die erst in der Zukunft finanziert werden müssen. Der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen nennt ein paar Zahlen: Griechenlands Staatsverschuldung 2007: ausgewiesen: 91% des BIP; implizit: 712 % des BIP.


Olaf Henkel, nachdem zigmal die soziale Gerechtigkeit bemüht wurde: "In Deutschland muss die Gerechtigkeit natürlich auch noch sozial sein. Sehen Sie, mir reicht es schon, wenn ich einen Schimmel besitze. Muss das Tierchen denn auch noch weiss sein?"

Die Arena vom letzten Freitag: Frau Sommaruga legt wortreich dar, das Verhalten ihrer Partei in den Debatten um den Staatsvertrag mit den USA sei ... [klare Linie, echte Anliegen, ...] ... und keinesfalls ein Powerplay, wie das etwa von ihrem Gegenüber, dem CVP-Nationalrat Pirmin Bischof behauptet werde. Dieser korrigiert: "Natürlich ist das kein Powerplay; das ist ein Affentheater."


Gary wird auf "das skandalöse Verhalten" der Investmentbanken und Hedge-Fonds im Zusammenhang mit "der jetzigen Krise" angesprochen. Gary: "Ich bin ganz Ohr." Das beendet die Debatte: Da kommt nix mehr.

Es ist ohnehin nicht Garys Art, sich in die Defensive drängen zu lassen. Aber ein defensives Verhalten in Anbetracht der Tatsache, dass die Angreifer keinen Schimmer davon haben, worauf sie losballern, wäre komplett bescheuert. Keinen müden Piepser sind solche Attacken wert. Schon mal beobachtet, wie ein Investment-Banker oder der Geschäftsleiter eines Hedge-Fonds sich in einer politischen Talkshow amüsiert? Ein Fernsehteam stösst in aufklärerischer Absicht in die Frankfurter City vor und fordert Erklärungen von sehr adrett gekleideten jungen Herren: "Ups! Hier liegt ein Irrtum vor: Wir sind Hartz-IV-Empfänger; wir haben uns nur als Investmentbanker verkleidet." Der Beweis ist erbracht: Die Abzocker sind arrogant und haben kein soziales Gewissen usw. Mich amüsiert's.

Es ist schon ein Weilchen her. Jedenfalls war es noch vor dem CDU-Spendenskandal, nach dem Wolfgang Schäuble für einige Zeit in der politischen Versenkung verschwand. Da schlug dieser seinen Parteifreundinnen und - freunden vor, die Taktik zu ändern. (Sinngemäss:) "Wir machen einen Vorschlag. Unsere politischen Gegnerinnen und Gegner [Nein, ich habe nur gerade einen Anfall von 'political correctness] weisen auf das zutiefst sozial Ungerechte unseres Vorschlags hin: 'Was sagen Sie einem Arbeitslosen/Sozialhilfeempfänger/Randständigen, der ... durchkommen muss ...?' Unsere Antwort muss lauten: "Hier liegt ein Irrtum vor: Wir sind die Bösen. Die Guten finden Sie in der andern Partei."

Daran denke ich, wenn ich sehe, wie die FDP sich verzweifelt gegen den Vorwurf der sozialen Kälte zu verteidigen sucht: "Wir sind doch auch lieb!" Das glaubt eh kein Schwein. "Habt ihr denn schon vergessen, dass wir die Bösen sind?"

Gary ist kein guter Mensch. Welche Wohltat!


[Gary arbeitet jetzt übrigens Teilzeit. Das Arbeitszeitmodell: 36 Stunden arbeiten, 10 Stunden schlafen, dann 16 Wochen Urlaub. So in etwa. Nein, er insistiert auf keinem GAV. Ob er Steuern bezahle? Und ob! Auch seine Beiträge zu den Sozialwerken waren stets äusserst beträchtlich. Gary hält sich für ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft. Nee, das reibt er keinem unter die Nase. Ist aber eh klar, oder?]

Donnerstag, Juni 10, 2010

[Tagesgeschehen]


Ein Mann der Öffentlichkeit spricht an einer Veranstaltung in Dresden über die jüngere Vergangenheit. Im Saal wird es totenstill. Der Mann spricht von den Anpassungen/Verbiegungen, die so mancher Bewohner einer Diktatur vorgenommen habe, Anpassungen, die zu vergessen dieser sich bemühe, und dass ein solches Bemühen die Seele beschädige. - Kurze Pause. - Dann schlägt Joachim Gauck wieder den beherzt-heiteren Ton an, den er dem Intermezzo vorausgeschickt hat. - Leute, ich wünschte mir, der Mann würde zum Bundespräsidenten gewählt!

Philotustan
Gary
Jan
...

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Klare Verhältnisse: Joachim Gauck wird mit den Stimmen von SPD, CDU/CSU, FDP und Grünen zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Einzig aus dem Lager der Linken erhält er gerade mal drei Stimmen. Sachkundige Experten sind zur Stunde noch dabei, die Abweichler ausfindig zu machen. Die übrigen Parteimitglieder lassen jedes Anzeichen von Scham vermissen. Sie lassen sich von Leuten, die in der Vergangenheit soziale Kälte verbreitet haben oder sie heute verbreiten, eh nichts sagen. Immer sozial gerecht, immer im Einsatz für die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft und gegen die ... Ach was! So weit kommt es noch, dass ich mich hier über die Linke verbreite! Na ja, ein gewisser Ärger besteht halt darin, dass ich das Gequatsche der konservativen Parteien von dem eben angestimmten nicht zu unterscheiden vermag. Und dann gab es da doch mal eine liberale Partei ... Der Gauck ist ein richtiger liberaler Konservativer! Schon ganz schön schlau von den Rot-Grünen, dem Kandidaten der Schwarz-Gelben einen echten Schwarz-Gelben entgegenzustellen! Nun, da könnte sich ein Hinterbänkler der FDP schon sagen: "Egal, welche Sozialdemokraten gerade an der Macht sind: Ich wähle liberal!"

Mittwoch, Juni 09, 2010

heck heck, heck heck ...


Mitte Monat fahre ich mit Susanne in die Ferien. Nach Nord-Vorpommern geht es dieses Jahr. In ein Kaff ca. 10 km nördlich von Stralsund. Und ich hatte da eine Idee: Ich habe noch ein paar Euro. Die tausche ich jetzt gleich in Schweizer Franken um, die ich bei Reiseantritt wieder in Euro zurücktausche. Dabei rechne ich natürlich damit, dass der gute Euro in der Zwischenzeit weiter an Wert verloren hat. Devisengeschäft, Währungsgewinn, clever, was? - "Nicht schlecht. Wetten auf sinkende Kurse. Solche Leute kann ich gut gebrauchen. Wenn du ein paar Millionen von den Dingern hättest, wärst du dabei." - "Wo dabei?" - "Bei meinem Hedge-Fond."

Ok. Jetzt wissen wir, warum auch Gary sich hier kaum mehr blicken lässt. Ihm ist es langweilig geworden. Er hat sich - vorübergehend, wie er meint - wieder in Arbeit gestürzt. Ihr fragt ihn besser nicht, warum er das getan hat. Ihr kennt die Antworten eh schon alle: Gier, Gier, Sadismus, Gier, Spielsucht (Kasinokapitalismus), Gier, Busch, Öl ... ups! danebengegriffen ... und Gier halt. Gary liebt es, gnadenlos nachzuplappern, was die Leute eh schon denken, und sie so das Gefühl beschleichen zu lassen, dass sie sich hoffnungslos auf einem Idiotentrampelpfad verrannt haben.

Nun, auch unser Gary tut, was er kann. Ich verstehe ihn gut. Er befindet sich auf einem spannenden Spielfeld. Ich beneide ihn. Bei mir ist wieder mal die Schwarze Dame zu Besuch. Richtig eingenistet hat sich die elende Alte. Sie treibt VWL, diese 'dismal science' und Kaffeesatzleserei. Dann schon lieber spekulieren. "Klar doch, die Märkte scharf beobachten [Ja, ein bisschen Latein kann er auch], nach Papierchen Ausschau halten, die eindeutig zu hoch bewertet sind und sie dann short-sellen. [Um Himmels willen! Diese Sprache! Gary redet von short-selling/short-sales, den uns allen bestens vertrauten Leerverkäufen eben.] Das hebt das Gemüt." Auf die Frage, ob er diese Spielchen denn nicht um des lieben Geldes willen spiele, antwortet er wie Josef Ackermann bei der Illner: "Früher schon." [smiley]


[Der Kerl ist gesprächig. Ich muss ihn noch etwas ausbeuten:]

Wer nicht mindestens Fr. 150'000.- im Jahr verdiene, sollte nicht ins Parlament einziehen dürfen, meint Gary. Ich glaube ihn zu verstehen: Wer auf Sitzungsgelder ... Ach was! Gary, sag du's! - "Je weniger Kohle, desto mehr PUK."

"Gary, sag mal was Sozialgerechtes!" - Ich bin ja fleissig und weiss schon allerhand: Deutschlands Staatsetat beträgt 320 Mrd. Euro. [...] Der grösste Posten: die Alimentierung der Pensionskasse: 80 Mrd. Doch heute lese ich in der NZZ, dass die Kosten für "die äusserst grosszügige Subventionierung der Wirtschaft ... 2009 sprunghaft auf einen Rekordstand von fast 165 Milliarden Euro gestiegen" sind. Gary sieht mein verdutztes Gesicht und ergreift die Gelegenheit, meinem Wunsch nachzukommen: "Alle starren aufs Budget. Sparen müsse man ja, also müsse man bei den grössten Posten sparen. Also ran an das Arbeitslosengeld, etc. Dabei könnte man die über vier Jahre geplanten Einsparungen von 80 Mrd. mühelos in einem einzigen Jahr umsetzen. Das Arbeitslosengeld stehen lassen und ran an die unnötigen, unnützen Zahlungen!" - Gary kommt in Fahrt. Nun geht es gegen die Guten: "Das ALG I nicht antasten und dafür den Produzenten der teuren guten Energien die Chance geben, sich was einfallen zu lassen, produktiv zu werden, statt bloss permanent Ökoboni einzuheimsen ..." Tja, das ist doch mal eine Stellungnahme für unterprivilegierte Schichten und so, die mich nicht gähnen und/oder wegzappen lässt. - Man muss bloss bereit sein, mit ein paar Zahlen zu arbeiten; dann kann man sich mit Gary auch über Politik unterhalten. Herrlich!