T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Freitag, April 28, 2006

Rubrik: Integration

Die 'Münchner Runde' vom vergangenen Dienstag. Edmund Stoiber, Claudia Roth (Die Grünen), Serap Çileli (Autorin von "Wir sind eure Töchter, nicht eure Ehre") u.a.

Herr Stoiber findet durchaus, es müsse doch wenigstens erlaubt sein, auch hierzulande, hier und heute und an diesem Tisch, laut darüber nachzudenken, ob nicht doch vielleicht es an der Zeit sei, die schwierige Frage nach der Integration vielleicht dahingehend zu beantworten, dass wir uns zumindest vorläufig darauf verständigen, gemeinsam anzuerkennen ...

'gemeinsam': Frau Roth hat ihren Anknüpfungspunkt gefunden. Und sie will gleich nachdoppeln und versuchen, dem Gespräch eine etwas andere Wendung zu geben, indem sie darauf hinweist, dass auch unsere türkischen Landsleute ein Recht darauf haben, in die gemeinsamen Bemühungen einbezogen und eingebunden zu werden. Sie plädiert dafür, dass alle Beteiligten offen aufeinander zugehen, und bekennt, dass sie sich dem Bemühen, die anstehenden Fragen offen anzusprechen, keineswegs entziehen werde.

Herr Stoiber wird konkret: 21 Jahre jung soll eine Türkin sein, die von einem in Deutschland lebenden türkischen Mann geheiratet wird, wenn dieser sie nach Deutschland bringen will. Und ein Minimum an Deutschkenntnissen soll sie mitbringen.

Frau Roth gibt da gar manches zu bedenken, Frau Çileli ist Herrn Stoibers Vorschlag sehr gewogen. Frau Roth meint mit Blick auf ihre Geschlechtsgenossin, sie möchte überhaupt nicht missverstanden werden. Dem kann sich Frau Çileli nur anschliessen: Sie plädiert dafür, dass die Familie Sürücü, die den Schwestermord, den der jüngste Bruder auf sich genommen hat, als ganze billigt, unverzüglich aus Deutschland ausgewiesen wird. - Nun herrscht einige Aufregung am runden Tisch. Aus dem Stimmengewirr schnappe ich mir ein interessantes Detail heraus: Die Brüder Sürücü verfügen alle über eine sehr gute, z.T. sogar eine akademische Bildung. Bloss ihre Mentalität, so Serap Çileli, sei halt komplett unangepasst. Und so was sei nicht zu dulden.

Neben mir sitzt der Opa, der unbelehrbare Feminist, und kräht vor Vergnügen. Er kann nicht verstehen, dass ich meine Ausführungen zur Integration nicht theoretisch besser untermauere. Dabei gebe es doch Frauen wie diese Serap. "Die Frauenfrage, das ist der Knackpunkt der ganzen Auseinandersetzung. Weisst du, ich mag die Typen ja auch irgendwie, aber dass dein Mehmet aus Konya uns seine junge Frau noch nicht vorgestellt hat, gibt mir schon zu denken. Guter Wille hin, guter Wille her: Mit solchen Typen habe ich, wenn ich ehrlich bin, herzlich wenig am Hut. Und die Frauen bekommt man ja nicht zu Gesicht. Es ist eine Schande!"

Rubrik: Integration

Über Kulturdifferenzen wird zu grob gedacht. Da prallen auf der einen Seite unverträgliche Weltanschauungen aufeinander, und auf der andern Seite wird festgestellt, dass wir alle im Grunde genommen doch einfach Menschen sind. Es werden die üblichen edlen Dinge wie das gegenseitige Aufeinander-Zugehen und dergleichen beschworen; und wo dieser gute Wille vorhanden sei, da gebe es auch einen Weg. Ich will ja nicht auf all das schimpfen; ich halte einfach nichts davon.

Hört, wie Ayşegül (geboren in Ankara; studiert in Fribourg und Bern Kommunikationswissenschaften und Germanistik) das Lob des Philotustan singt:

Er kennt die türkische Sprache erstaunlich gut. So kann er sich denn über die wirklich wichtigen Dinge auf Türkisch recht flüssig unterhalten. Er beginnt ein Gespräch nicht mit abwegigen Bemerkungen über die neusten Anschläge der PKK oder eine aufregende wissenschaftliche Entdeckung und dergleichen, wenn ich in unserm letzten Gespräch von der Krankheit meines Onkels gesprochen habe. (Was nützt es denn, wenn einer die 'Hürriyet' lesen, sich aber nicht benehmen kann.) Doch es unterlaufen ihm immer wieder diese schrecklichen Fehler: Wir sassen zusammen beim Tee und sprachen über meinen Grossvater. Wir hatten Zeit, und ich konnte reden, wie wir Türken am liebsten reden, konnte Anekdoten einfügen und mich in recht weitschweifigen Geschichten ergehen. (Auch Philotustan besitzt diese Fähigkeit, die ich an ihm sehr schätze.) Ich sprach also über die Reisen meines Grossvaters in Tadschikistan, wo er auch Leoparden begegnet war. Philotustan war voll dabei und hob nun seinerseits zu einer längeren Geschichte an. Ich hörte ihm gespannt zu; doch allmählich beschlich mich das ungute Gefühl, dass da was total schieflief, und schliesslich musste ich mich fragen: Was zum Teufel hat das mit meinem Grossvater zu tun!

Ayşegül denkt, dass auch mir die Fähigkeit abgeht, ein richtiges Gespräch zu führen. Sie findet das sehr schade. Sie schätzt es, wenn ich mir Mühe gebe, und sie ist auch nachsichtig, wenn ich versage. Sie ist mir überhaupt nicht böse. Aber sie unterhält sich natürlich lieber mit Leuten, die wissen, wie man miteinander richtig spricht. Sie wird nach Abschluss des Studiums nach Ankara zurückgehen. Und natürlich werde ich sie dort besuchen. Und ich zweifle überhaupt nicht daran, dass ich willkommen sein werde. Bloss ein bisschen fremd werde ich halt sein.

Liebe Leser, ich schreibe wie ein Türke: anekdotisch und geschichtenhaft immer schön am Punkt vorbei. [Ayşegül könnte hier einwenden, ich könne nie zum Punkt kommen, weil ich ja keine Familie habe.] Das liegt mir, und es scheint mir auch sehr angemessen, wo ich doch kaum weiss, was unter Integration zu verstehen ist.

Wenn ich an Ayşegül denke, komme ich mir manchmal wie ein phantasievoller Geschichtenerzähler und Fabulierer vor, dessen Rede haltlos glänzt und irrlichtert, weil sie nirgendwo einen Halt besitzt.

"Wie? Ein Erzähler sollte nichts zu sagen haben, wenn er keine Familie hat? Stell den Unsinn ab!"

Tu ich gern. Doch nicht ohne vorher genüsslich zu konstatieren, dass du Ayşegüls Denkungsart eben als 'Unsinn' qualifiziert hast. - Vielleicht können wir uns darauf einigen: Wir bewundern und schätzen Ayşegül, preisen und loben unsere eigene Lebensweise und Denkungsart, lassen dann und wann sorglos Sprüche über Ayşegüls bescheuerte Lebensanschauungen fallen und kommen phantastisch gut mit ihr aus. Und das mit dem Aufeinander-Zugehen und so überlassen wir andern.

Dienstag, April 25, 2006

Ich wollte eine nicht-indoeuropäische Sprache lernen. So verfiel ich auf das Türkische. Jetzt bin ich ihm verfallen.

Montag, April 24, 2006

Rubrik: Integration

[Wäre das hier ein Forum, wäre schon längst einer aufgetaucht und hätte den Lateiner herausgehängt. So aber muss ich auch diesen Part übernehmen:]

integratio < integrare < in-teger:
privatives 'in' + adj. *tagrus < tangere

Ein in-taktes Gebilde. Das Gebilde wird tangiert. Rückkehr zum in-takten Zustand. Das Ganze wieder von vorne. Das ist der Prozess der Integration.

Eine Gesellschaft ist ein phänomenal komplexes Gebilde. Der Integrationsprozess ist unberechenbar komplex. Sicher ist nur, dass die neuen Elemente sich stark anpassen müssen. (Das ist kein Sollenssatz. Die Neuen kommen nicht darum herum.)

Die Politik kann Zielvorstellungen formulieren und Massnahmen zu ihrer Durchsetzung ergreifen. Die Wirkung dieser Massnahmen liegt irgendwo zwischen einschneidend und wirkungslos.

Das erneuerte, intakte Gebilde kann irgendwie ausschauen. Es kann eine ziemlich exakte Kopie des Ausgangszustands sein. Sicher ist nur, dass nichts so wie vorher zu sein braucht. (Beispiel: Philip Roth kann gut damit leben, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in 50 Jahren eine Gesellschaft von Latinos sein wird. Wie stark sich diese Gesellschaft von der heutigen unterscheiden wird, ist offen.)


Die Integration ist alles, was der Fall ist, wenn ein in-taktes Gebilde tangiert wird.

Was der Fall ist, ist die Gesamtheit der Prozesse, die dadurch in Gang gesetzt werden.

Der (immer vorläufige) Endpunkt der Prozesse liegt irgendwo zwischen der Einverleibung des Neuen und dem Zerbersten des alten Gebildes.

Dass das ganze Gebilde zerbirst, ist der unwahrscheinlichste Fall.

Über den unwahrscheinlichsten Fall soll man nicht aufgeregt phantasieren.

Sonntag, April 23, 2006

Rubrik: Integration

Parallelität


Mein Name ist Mehmet. Ich bin Türke. Ich habe eine Familie. Sie besteht aus sehr vielen Mitgliedern. Mein Arbeitskollege Robert (verheiratet, 2 Kinder) hat keine Familie. Vor zwei Jahren lud ich ihn zu mir nach Hause ein. Beim Geburtstag seiner ältesten Tante mütterlicherseits, deren Mann eine Goldschmiedewerkstatt besitzt, war ich nicht eingeladen. So bringt das nichts. Mit einem Mann, der keine Familie hat, kann man sich nicht richtig unterhalten. Er vergisst, sich nach dem Befinden meiner kranken Grossmutter zu erkundigen. Ich weiss, dass seine Schwester drei Kinder hat. Er erzählt nie von ihnen. Er erzählt mir auch nicht, wie die Anwaltspraxis seines Schwagers läuft. So bringt das nichts. Ich erzählte ihm davon, dass der Mann meiner jüngeren Schwester einen Gemüseladen besitzt. Keine Reaktion. Stattdessen redet er von beliebigem Zeug. Erzählt, wie es ihm geht und was er alles erlebt hat. Ich habe keine Ahnung, warum er das tut. Ein Mann, der keine Familie hat, hat eben nichts zu sagen. Ich bin froh, dass ein grosser Teil meiner Familie hierhergezogen ist. Und natürlich habe ich eine Türkin geheiratet. Sie ist eine Cousine meines besten Freundes Ali, der im Geschäft meines Vaters arbeitet. Sie hat zwei ihrer Brüder mitgebracht, als sie hierherzog. So hat sich die Lage meiner Familie sehr verbessert. Wer wäre ich denn, wenn ich keine Familie hätte? Mit wem könnte ich mich denn unterhalten? Wer könnte sich mit mir unterhalten? Ich hatte grosses Glück. Ich habe eine grosse Familie. Robert sagte mir vor einer Woche, dass es weniger Probleme mit der Integration gäbe, wenn alle Türken so gut Deutsch wie ich sprechen würden. Er hat nichts begriffen. Warum sollte meine Frau Deutsch lernen? Damit sie besser versteht, was unsere 'hiesige' Nachbarin den ganzen Tag lang alles zusammenfaselt? Ja, wenn die eine Familie hätte und etwas zu erzählen wüsste, wäre das was anderes. Meine Frau kann bei mir in meinem kleinen Laden mithelfen. Sie ist eine gute Köchin und sorgt dafür, dass es allen gut geht. Seit dem Geburtstagsessen für unsere kleine Dilek geht es uns noch viel besser. Meine Frau ist wieder schwanger. Ich bin glücklich.

Montag, April 17, 2006

Rubrik: Integration

[Auch das Folgende habe ich für meine türkische Gemeinde geschrieben. 'mave' ist der Name eines Mitglieds.]


Hallo zusammen

(Eine kurze Bemerkung zu den Distanzen, von denen im Folgenden die Rede sein wird: Am besten stellt ihr euch dabei Migrationsbewegungen innerhalb des Saarlands vor.)
 
Ich stamme ursprünglich aus einem Schweizer Bergdorf. Das Leben hat mich aber in die grosse weite Welt verschlagen: in die Nähe von Bern, unserem kleinen Berlin. Wenn ich einen Besuch in meinem Dorf mache, achte ich darauf, dass ich alle Familienangehörigen zu Gesicht bekomme. Das sind unzählbar viele Leute. Sie alle zu begrüssen und nach ihren Umständen zu fragen, ist eine gleichzeitig langwierige, anstrengende und beglückende Sache.
 
Nun etwas, was näher bei maves Ausgangsfrage liegt: Meine Frau ist eine Bernerin. Ich habe ein paar Cousins, die gleich alt wie ich sind. Die Mutter eines dieser Cousins, eine angeheiratete Tante mütterlicherseits, wurde nicht müde, meine inzwischen verstorbene Mutter darauf hinzuweisen, dass ihr Erstgeborener mit einer hiesigen, mit einer von uns, verheiratet ist.
 
Das Lustige/Interessante/Bedenkliche ist, dass ich die ständigen Bemerkungen dieser Tante nicht einfach blöd finden kann. Ich erinnere mich noch gut, was mir beim ersten Anblick meiner Frau durch den Kopf schoss: "Wau! Die hat ja Gesichtszüge wie die unserer Frauen."
 
Das von mave angeschnittene Thema hat mich völlig gepackt. Und ich will bei seiner Beschäftigung mit ihm mal von meinen sehr beschränkten Erfahrungen ausgehen, die mir die ganze Problematik so vertraut anmuten lassen.
 
Ich wohne nun seit über vier Jahrzehnten in der 'Ausserschweiz' (So nennt man im deutschsprachigen Teil meines Heimatkantons, der ein Randkanton ist, die ganze übrige Deutschschweiz.) Einer meiner Chefs - er stammt aus meinem Heimatkanton - ist wegen seiner ruppigen Art nicht gerade beliebt. Ich erkläre, dass ich keine Probleme mit ihm habe: "Ich mag ihn. Er spricht meine Sprache." - Im Bahnhof Bern bettelt jemand mich in der Sprache meines Heimatkantons an. Ich: "Hier hast du was. Aber nur, weil du so gut Deutsch sprichst."  
 
Tja! Reichlich bescheuert, was ich da so denke und von mir gebe. Aber ich kann mir nicht helfen!
 
Aus all meiner Schreibe folgt natürlich gar nichts. Aber ich verfolge die Sache weiter. Und wenn ich dann zu so was wie einer Schlussfolgerung gelange, werde ich das hier posten.

Philotustan


[Ich schreibe nun also über Integration. Ich hoffe, dass ich nicht allzu früh zum sogenannten Punkt komme. Der ist ja allen bestens bekannt: Toleranz, Nicht-Ausgrenzung, Gespräch & Dialog, Bringschuld, Integration, Die Werte des christlichen Abendlands, Integrationsbemühungen, Multikulturalität, Parallelgesellschaft, Kopftuch, Schwimmunterricht, Anpassung, Im Ernst, immer noch da, Du hast Nerven!, Musst du das jeden Tag hören?, Kannst du nicht genug davon kriegen?, Dann bleib dran!, Früher oder später werde auch ich etwas dazu zu sagen haben ...]

Sonntag, April 16, 2006

Rubrik: Integration

Heureka! - Ich habe eben einen lesenswerten Artikel zu einem nervtötenden Thema gefunden. Du findest ihn hier. (Verfasser: walter)

Samstag, April 15, 2006

Döner!


[Es mag die eine oder den andern interessieren, was ich so treibe, wenn ich gerade mal nicht schreibe. Nun, ich schreibe. In diesem Forum. Eben habe ich den folgenden Beitrag da reingestellt ('mukhi' ist natürlich der Name eines Mitglieds):]


Ich habe die Ehre, euch einen vielversprechenden jungen Lyriker vorzustellen:
 
Sein Name ist Muhammed Kırık. (Insidern ist er auch unter dem Namen 'Mukhi' bekannt.) Er lebt in Aachen. Er schreibt sowohl deutsche als auch türkische Gedichte. Daneben verfasst er auch Online-Wörterbücher. Eine seiner überaus fruchtbaren Freizeitbeschäftigungen ist das Studium der Humanmedizin. Er hat es darin immerhin schon zum cand. med. gebracht.
 
Ich bin ja kein Literaturkritiker und kann darum nur durch eine sehr persönliche Bemerkung etwas zu seinem Werk sagen: Von Zeit zu Zeit übersetze ich das eine oder andere türkische Gedicht ins Deutsche. Und natürlich habe ich mich auch schon an Gedichten des hoffnungsvollen jungen Talents versucht. Ich muss bekennen: Ich bin (vorerst) gescheitert. Das liegt in erster Linie wohl an meinen mangelnden Türkischkenntnissen. Aber es gibt auch einen andern Grund: Muhammed Kırık ist ein phantastischer Wortakrobat. Wie er seine witzig ernsten Spielchen mit der Sprache treibt, ist verblüffend. Ihn ins Deutsche zu übersetzen bleibt für mich eine grosse Herausforderung. Doch vorerst muss ich passen.
 
Ich weiss aber, dass der Künstler ab und zu hier bei uns vorbeischaut. Wer weiss: Vielleicht liest er sogar meinen Beitrag, und dann ...
 
Na, jedenfalls habe ich jetzt ein neues Thema eröffnet, und wenn ich mich doch noch an die Übersetzung eines Gedichts von Kırık heranwagen sollte, wird es - exklusiv! - an dieser Stelle erscheinen! (Nicht verpassen!) Ich schliesse mit einem kurzen Blick in eine bedeutende Online-Literaturgeschichte aus dem 22. Jahrhundert:  
 
Die kongenialen Übersetzungen der Gedichte Muhammed Kırıks durch Philotustan erschienen in den Anfängen des 21. Jahrhunderts in einem Online-Türkisch-Forum, das - so berichten zahlreiche Zeitgenossen - süchtig machte.

Philotustan


[Bloggen ist dön. Das Türkisch-Forum ist döner.]

Montag, April 10, 2006

Deutschstunde

Integration


Frage: Wie lautet das dazugehörige Verb?

Antwort 1: integrieren (tr.)

P1 integriert P2. Gelingt die Sache, ist P2 integriert (Zustandspassiv). Misslingt sie, haben wir den Normalzustand. - P2 ist eine Person mit einer bestimmten Bedürftigkeit. Misslingt die Sache, ist P2 weiter bedürftig, und P1 ist frustriert und zahlt weiter.

Antwort 2: sich integrieren

P integriert sich. Gelingt die Sache, haben wir wieder einen Normalzustand. Misslingen kann sie kaum, weil niemand anders da ist, der sie stellvertretend übernimmt. - P ist eine Person mit einer bestimmten Tüchtigkeit. Gelingt die Sache, ist P zu Recht sehr stolz.


Liebe Leserin. Auch du wirst immer mal wieder mit diesen Fragen konfrontiert: "Was muss ich tun, wie stark muss ich mich bemühen, wieviel Kohle muss ich abgeben, damit die Integration von P2 gelingt?" - Eine kleine Grammatikübung zwischendurch mag dir helfen, die zudringlichen Fragen gebührend einzuordnen.

Sonntag, April 09, 2006

Bekanntmachung:

Philotustan nun auch auf Türkisch


Als erstes ist eines seiner Gedichte übersetzt worden. Du findest es im Kommentar zu diesem Blog.

Mittwoch, April 05, 2006

Capote


Kinobesuch. "Capote". Truman Capote, der Autor von "In Cold Blood".

Filmdauer: 110 Minuten. Vier Morde werden gezeigt. Dauer insgesamt: 10 - 15 Sekunden. Ich bin nicht sicher, ob ich sie je wieder vergessen werde.

Eine verdammt starke Frauenfigur: Harper Lee (Catherine Keener). Eine Figur, die dermassen direkt ist, ohne im mindesten zu verletzen, ist mir noch nicht untergekommen. -
(Ihre Auftritte sind eher spärlich.)

Die zwei Angeklagten werden vorgeführt. Kein Ton wird gesprochen. (Musikalisch untermalt wird sowieso gar nichts.) Die Totale ist vorherrschend. Es werden Wagentüren aufgerissen und zugeknallt. Es wird geschritten. Es wird geschaut. Es wird getan, was getan werden muss. Das Gesetz hat seinen Aufritt. In blanker Realität erscheint es. Das pure, harte Gesetz. Nüchtern, unangefochten, unerbittlich. -
Dauer: ca. 1 Minute.

Liebe LeserInnen. Ihr seht, da bleibt noch viel Zeit für so manches. Und vergesst nicht, von Zeit zu Zeit gut durchzuatmen.

Sonntag, April 02, 2006

Sonntagabend, 21.44. Ein Film endet mit einem weinenden Kommissar. Ein Tatort eben.