T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Montag, April 17, 2006

Rubrik: Integration

[Auch das Folgende habe ich für meine türkische Gemeinde geschrieben. 'mave' ist der Name eines Mitglieds.]


Hallo zusammen

(Eine kurze Bemerkung zu den Distanzen, von denen im Folgenden die Rede sein wird: Am besten stellt ihr euch dabei Migrationsbewegungen innerhalb des Saarlands vor.)
 
Ich stamme ursprünglich aus einem Schweizer Bergdorf. Das Leben hat mich aber in die grosse weite Welt verschlagen: in die Nähe von Bern, unserem kleinen Berlin. Wenn ich einen Besuch in meinem Dorf mache, achte ich darauf, dass ich alle Familienangehörigen zu Gesicht bekomme. Das sind unzählbar viele Leute. Sie alle zu begrüssen und nach ihren Umständen zu fragen, ist eine gleichzeitig langwierige, anstrengende und beglückende Sache.
 
Nun etwas, was näher bei maves Ausgangsfrage liegt: Meine Frau ist eine Bernerin. Ich habe ein paar Cousins, die gleich alt wie ich sind. Die Mutter eines dieser Cousins, eine angeheiratete Tante mütterlicherseits, wurde nicht müde, meine inzwischen verstorbene Mutter darauf hinzuweisen, dass ihr Erstgeborener mit einer hiesigen, mit einer von uns, verheiratet ist.
 
Das Lustige/Interessante/Bedenkliche ist, dass ich die ständigen Bemerkungen dieser Tante nicht einfach blöd finden kann. Ich erinnere mich noch gut, was mir beim ersten Anblick meiner Frau durch den Kopf schoss: "Wau! Die hat ja Gesichtszüge wie die unserer Frauen."
 
Das von mave angeschnittene Thema hat mich völlig gepackt. Und ich will bei seiner Beschäftigung mit ihm mal von meinen sehr beschränkten Erfahrungen ausgehen, die mir die ganze Problematik so vertraut anmuten lassen.
 
Ich wohne nun seit über vier Jahrzehnten in der 'Ausserschweiz' (So nennt man im deutschsprachigen Teil meines Heimatkantons, der ein Randkanton ist, die ganze übrige Deutschschweiz.) Einer meiner Chefs - er stammt aus meinem Heimatkanton - ist wegen seiner ruppigen Art nicht gerade beliebt. Ich erkläre, dass ich keine Probleme mit ihm habe: "Ich mag ihn. Er spricht meine Sprache." - Im Bahnhof Bern bettelt jemand mich in der Sprache meines Heimatkantons an. Ich: "Hier hast du was. Aber nur, weil du so gut Deutsch sprichst."  
 
Tja! Reichlich bescheuert, was ich da so denke und von mir gebe. Aber ich kann mir nicht helfen!
 
Aus all meiner Schreibe folgt natürlich gar nichts. Aber ich verfolge die Sache weiter. Und wenn ich dann zu so was wie einer Schlussfolgerung gelange, werde ich das hier posten.

Philotustan


[Ich schreibe nun also über Integration. Ich hoffe, dass ich nicht allzu früh zum sogenannten Punkt komme. Der ist ja allen bestens bekannt: Toleranz, Nicht-Ausgrenzung, Gespräch & Dialog, Bringschuld, Integration, Die Werte des christlichen Abendlands, Integrationsbemühungen, Multikulturalität, Parallelgesellschaft, Kopftuch, Schwimmunterricht, Anpassung, Im Ernst, immer noch da, Du hast Nerven!, Musst du das jeden Tag hören?, Kannst du nicht genug davon kriegen?, Dann bleib dran!, Früher oder später werde auch ich etwas dazu zu sagen haben ...]