T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

Mein Foto
Name:

Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Montag, April 24, 2006

Rubrik: Integration

[Wäre das hier ein Forum, wäre schon längst einer aufgetaucht und hätte den Lateiner herausgehängt. So aber muss ich auch diesen Part übernehmen:]

integratio < integrare < in-teger:
privatives 'in' + adj. *tagrus < tangere

Ein in-taktes Gebilde. Das Gebilde wird tangiert. Rückkehr zum in-takten Zustand. Das Ganze wieder von vorne. Das ist der Prozess der Integration.

Eine Gesellschaft ist ein phänomenal komplexes Gebilde. Der Integrationsprozess ist unberechenbar komplex. Sicher ist nur, dass die neuen Elemente sich stark anpassen müssen. (Das ist kein Sollenssatz. Die Neuen kommen nicht darum herum.)

Die Politik kann Zielvorstellungen formulieren und Massnahmen zu ihrer Durchsetzung ergreifen. Die Wirkung dieser Massnahmen liegt irgendwo zwischen einschneidend und wirkungslos.

Das erneuerte, intakte Gebilde kann irgendwie ausschauen. Es kann eine ziemlich exakte Kopie des Ausgangszustands sein. Sicher ist nur, dass nichts so wie vorher zu sein braucht. (Beispiel: Philip Roth kann gut damit leben, dass die Vereinigten Staaten von Amerika in 50 Jahren eine Gesellschaft von Latinos sein wird. Wie stark sich diese Gesellschaft von der heutigen unterscheiden wird, ist offen.)


Die Integration ist alles, was der Fall ist, wenn ein in-taktes Gebilde tangiert wird.

Was der Fall ist, ist die Gesamtheit der Prozesse, die dadurch in Gang gesetzt werden.

Der (immer vorläufige) Endpunkt der Prozesse liegt irgendwo zwischen der Einverleibung des Neuen und dem Zerbersten des alten Gebildes.

Dass das ganze Gebilde zerbirst, ist der unwahrscheinlichste Fall.

Über den unwahrscheinlichsten Fall soll man nicht aufgeregt phantasieren.