T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Mittwoch, Juni 09, 2010

heck heck, heck heck ...


Mitte Monat fahre ich mit Susanne in die Ferien. Nach Nord-Vorpommern geht es dieses Jahr. In ein Kaff ca. 10 km nördlich von Stralsund. Und ich hatte da eine Idee: Ich habe noch ein paar Euro. Die tausche ich jetzt gleich in Schweizer Franken um, die ich bei Reiseantritt wieder in Euro zurücktausche. Dabei rechne ich natürlich damit, dass der gute Euro in der Zwischenzeit weiter an Wert verloren hat. Devisengeschäft, Währungsgewinn, clever, was? - "Nicht schlecht. Wetten auf sinkende Kurse. Solche Leute kann ich gut gebrauchen. Wenn du ein paar Millionen von den Dingern hättest, wärst du dabei." - "Wo dabei?" - "Bei meinem Hedge-Fond."

Ok. Jetzt wissen wir, warum auch Gary sich hier kaum mehr blicken lässt. Ihm ist es langweilig geworden. Er hat sich - vorübergehend, wie er meint - wieder in Arbeit gestürzt. Ihr fragt ihn besser nicht, warum er das getan hat. Ihr kennt die Antworten eh schon alle: Gier, Gier, Sadismus, Gier, Spielsucht (Kasinokapitalismus), Gier, Busch, Öl ... ups! danebengegriffen ... und Gier halt. Gary liebt es, gnadenlos nachzuplappern, was die Leute eh schon denken, und sie so das Gefühl beschleichen zu lassen, dass sie sich hoffnungslos auf einem Idiotentrampelpfad verrannt haben.

Nun, auch unser Gary tut, was er kann. Ich verstehe ihn gut. Er befindet sich auf einem spannenden Spielfeld. Ich beneide ihn. Bei mir ist wieder mal die Schwarze Dame zu Besuch. Richtig eingenistet hat sich die elende Alte. Sie treibt VWL, diese 'dismal science' und Kaffeesatzleserei. Dann schon lieber spekulieren. "Klar doch, die Märkte scharf beobachten [Ja, ein bisschen Latein kann er auch], nach Papierchen Ausschau halten, die eindeutig zu hoch bewertet sind und sie dann short-sellen. [Um Himmels willen! Diese Sprache! Gary redet von short-selling/short-sales, den uns allen bestens vertrauten Leerverkäufen eben.] Das hebt das Gemüt." Auf die Frage, ob er diese Spielchen denn nicht um des lieben Geldes willen spiele, antwortet er wie Josef Ackermann bei der Illner: "Früher schon." [smiley]


[Der Kerl ist gesprächig. Ich muss ihn noch etwas ausbeuten:]

Wer nicht mindestens Fr. 150'000.- im Jahr verdiene, sollte nicht ins Parlament einziehen dürfen, meint Gary. Ich glaube ihn zu verstehen: Wer auf Sitzungsgelder ... Ach was! Gary, sag du's! - "Je weniger Kohle, desto mehr PUK."

"Gary, sag mal was Sozialgerechtes!" - Ich bin ja fleissig und weiss schon allerhand: Deutschlands Staatsetat beträgt 320 Mrd. Euro. [...] Der grösste Posten: die Alimentierung der Pensionskasse: 80 Mrd. Doch heute lese ich in der NZZ, dass die Kosten für "die äusserst grosszügige Subventionierung der Wirtschaft ... 2009 sprunghaft auf einen Rekordstand von fast 165 Milliarden Euro gestiegen" sind. Gary sieht mein verdutztes Gesicht und ergreift die Gelegenheit, meinem Wunsch nachzukommen: "Alle starren aufs Budget. Sparen müsse man ja, also müsse man bei den grössten Posten sparen. Also ran an das Arbeitslosengeld, etc. Dabei könnte man die über vier Jahre geplanten Einsparungen von 80 Mrd. mühelos in einem einzigen Jahr umsetzen. Das Arbeitslosengeld stehen lassen und ran an die unnötigen, unnützen Zahlungen!" - Gary kommt in Fahrt. Nun geht es gegen die Guten: "Das ALG I nicht antasten und dafür den Produzenten der teuren guten Energien die Chance geben, sich was einfallen zu lassen, produktiv zu werden, statt bloss permanent Ökoboni einzuheimsen ..." Tja, das ist doch mal eine Stellungnahme für unterprivilegierte Schichten und so, die mich nicht gähnen und/oder wegzappen lässt. - Man muss bloss bereit sein, mit ein paar Zahlen zu arbeiten; dann kann man sich mit Gary auch über Politik unterhalten. Herrlich!