T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Mittwoch, Februar 11, 2009

[Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden. - Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel.]


"Nie wieder Krieg!" - "Der Krieg in Ixheimen hat nach Angaben der Organisation ABC auch in der vergangenen Woche wieder zahlreiche Opfer, darunter auch Frauen und Kinder, gefordert." - "Neue Hoffnung für Ixhausen. Der Friedensprozess in der Region hat neuen Aufschwung erhalten, nachdem der Beauftragte der P-Gruppe der Q-Staaten am vergangenen Mittwoch nach intensiven Gesprächen mit den verfeindeten Parteien erklärt hatte, er sehe neue Möglichkeiten für eine Stabilisierung der Situation in der krisengeschüttelten Region."

Es darf einmal mehr neue Hoffnung geschöpft werden. Und wenn dann erklärt wird, dass die Hoffnungen sich nun endgültig zerschlagen zu haben scheinen, reicht es dann vielleicht gerade noch für ein leichtes Schulterzucken. Man kennt das Ostinato dieser Texte halt mittlerweile auswendig.

Ich will starke Texte, grosse Texte, bejahende Texte. - Μηνιν αειδε, ϑεα ... - Kain erschlägt seinen Bruder. Er hat dafür einen verdammt starken Grund, die Demütigung durch den grossen Urheber der ganzen Veranstaltung selber. Dieser ist mitnichten etwa ein neutraler Beobachter oder Richter, sondern selber ein Teil von jener Kraft, die das Gute sowohl als auch das Böse schafft. Das ist eine Kraft, die für Kontinuität sorgt: Der Herr selber wird Kain fortan schützen: Wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden. Und Lamech, ein Ur-ur-ur-Enkel Kains, stimmt ein in das grosse Wort und spricht zu seinen Frauen: Ada und Zilla, höret meine Rede, ihr Weiber Lamechs, merkt auf, was ich sage: Einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Jüngling für meine Beule. Kain soll siebenmal gerächt werden, aber Lamech siebenundsiebzigmal.

Die Gottesfurcht als vollendete Gelassenheit


Alles ist schon seit jeher da; einiges davon tritt zeitweilig in den Hintergrund, dann beherrscht es wieder die Szenerie. Der Prediger blickt bereits auf eine lange Geschichte des Ewig-Gleichen zurück: Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig.

Ein jegliches hat seine Zeit ... lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit. Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon. [Nichts kann dauerhaft festgehalten werden.] Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit ...; nur dass der Mensch nicht das Werk ergründen kann, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.

Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. ... Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man sich vor ihm fürchte.

Was geschieht, das ist schon längst gewesen, und was sein wird, ist auch schon längst gewesen; und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist.


[Ein kleiner Tip zwischendurch: Ich werde hier beispielsweise nicht erklären, was 'Eitelkeit' bedeutet. Meine LeserInnen wissen ja, was sie zu tun haben: Das Wort Prof. Dr. Dr. Johnny Google an den Kopf werfen. Der verweist dann sofort auf eine grosse Enzyklopädie, und gleich bekomme ich nicht ein quengeliges "Was heisst denn hier 'Eitelkeit'" zu hören, sondern ein wissensstolzes "Ah! Gryphius."]