T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Montag, August 27, 2007

Rubrik: Hegeleien

Ich kannte mal einen Arzt, einen Pegeltrinker, der, wenn er seinen bei chirurgischen Eingriffen und anderen alltäglichen Operationen üblichen Pegel nach Feierabend einmal überschritt, sofort in ein gestochen klares Hochdeutsch verfiel, das er, ein sehr gebildeter Herr, reichlich mit lateinischen Zitaten würzte. Sein Weltschmerz: "Odi profanum vulgus ..." - Ich kannte den trockenen Alkoholiker damals noch nicht: "... et arceo." - Wir beide, der Herr Doktor und der Herr Professor, verstanden uns blendend. Dieses gute Verhältnis wurde auch nicht etwa dadurch getrübt, dass mein Saufkumpan sich schon mal bei einem andern Barhocker danach erkundigen musste, wer denn der Lateiner da neben ihm eigentlich sei. Die Bardame zwinkerte mir bei solchen Gelegenheiten zu, verhielt sich aber anderweitig sehr korrekt und dem Herrn Doktor gegenüber irgendwie loyal. Kein Wunder: Er war, wie ich später herausfand, ihr Lebenspartner. Aber das hatte er selber im Moment wohl gerade nicht präsent.

Auch der Herr Biergstettl, emeritierter Professor für Philosophie in München, greift zu Höherem, wenn er abends im Lokal, wo seine Partnerin als Bardame teilzeitjobt, seinen Pegel richtet:

Wie der Herr Biergstettl eine Bardame in Hegels 'Wissenschaft der Logik' einführt


[Bei der hochdeutschen Niederschrift dieses Dialogs habe ich den Karl Valentin referieren hören und von einer boarischen Version geträumt. Eine meiner Leserinnen, Monika Lichtinger, hat mich nicht lange warten lassen. Tja, Glück ist, wenn Mann eine solche Leserin hat!]

Herr Biergstettl: I sog nua ... Seyn! Wos song Sie?

Koinarin: I sog nix.

Herr Biergstettl: Schaung´s, dann song´s genau des Gleiche wia i, nämlich Nix. I sog Seyn, Sie song Nix, und mia song olle zwoa desselbe, nämlich Nix. Des is Hegel!

Koinarin: A Bia?

Herr Biergstettl: Ja!

Koinarin: Des is doch scho moi ebbas.

Herr Biergstettl: Ja scho, a Bia is wos, und koa Bia is a wos, awa a Seyn ohne Bia und Glasl und woas da Kuckuck wos, do is iwahaupt nix, des is gor nix, rein gor nix, sozusong.

Koinarin: Zum Woi, Herr Biergstettl. Sie hom scho recht: Koa Bia, des is nix.

Herr Biergstettl: Ja hörn´s mia denn iwahaupt zua? Koa Bia is Wos! A Nix vo ebbas, des is selber ebbas. Und eben grod need Nix! ... Ach, wos reg i mi auf!

Koinarin: Is wos?

Herr Biergstettl: Imma is wos, awa ...

Koinarin: I hob den Herrn do gfrogt.

Der Herr: Es is nix.

Herr Biergstettl (zum Herrn): Do irrn´s eana awa gwoitig! Wos do need is, des is Nix vo ... song ma moi Stress. Und des is scho allerhand! Koa Stress, des is überhaupt need Nix!

Der Herr: Koa Stress!

Herr Biergstettl: Sog i ja!

Koinarin (zum Herrn): Es is nix.

Herr Biergstettl: Need mehr und need weniga! Prost! - Seyn! ... Nix! ... Seyn! ...

Koinarin: Nix!

Herr Biergstettl: Des is schee! Jedz ham´s wieda Seyn gsogt, oiso wieda Nix.

Koinarin: O mei, Herr Biergstettl, des is ma wuaschd!

Herr Biergstettl: Genau! Seyn - Nix: Des is einerlei. Und need keinerlei vo Ebbas ... Keinerlei Bia ...

Koinarin: Na, gee ma jedz zu wos Gebranntem über, Herr Biergstettl?

..........

Herr Biergstettl: Na weads scho?!

(Aus dem Hochdeutschen von Monika Lichtinger)