T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Sonntag, August 19, 2007

"Was heisst Denken?" - Auf Feldwegen inmitten ausgedehnter Kabisfelder im Belpmoos die Hoffnung, noch im WS 1951/52 auch nur zuverlässig zu erfahren, worauf die Frage überhaupt abzielt, einem nebenan abhebenden Düsenjet hinterhergeschickt. Die fliegende Hoffnung. Und das Gefühl, mich mit dieser Einstellung keineswegs auf dem Holzweg zu befinden. Das Bedrängende an drängenden Fragen in Watte eingepackt: Kugelige Wolken umsäumen den gesamten Horizont aus Bantiger und weiterem westlichen Gehügel, Belpberg, Längenberg und der Schneise, die Richtung fernabgelegene Stadt und darüber hinaus führt.

Der Mann, der Geschriebenes aus einem kleinen gelben Bändchen wiederkäut und unter den ehrfürchtig lauschenden Kabisköpfen verbreitet, ist mitten aus der 6. Vorlesung, wo von Nietzsches letztem Menschen die Rede ist, zu einer sonntagnachmittäglichen letzten Frage vorgestossen: Was hat es mit dieser Bemerkung Sloterdijks auf sich?: "Der letzte Mensch: Der Passant vor dem Mikrofon."

Im Auditorium zwar anwesend, aber geistig völlig abwesend: Ein mutiger Haustiger, der gebannt auf eine Schar von Krähen starrt, die sich in einem der vom letzten Hochwasser übriggebliebenen Tümpeln ergehen. Marschland. Die Krähen zu Watvögeln mutiert.

Der letzte Mensch ist ein besonders hoffnungsloser Fall, sage ich, weil er, so Heidegger, "das bisherige Menschenwesen gleichsam in sich verfestigt." 'Das bisherige Menschenwesen': das 'animal rationale'. "Der Mensch ist das vernünftige Tier. Die Vernunft ist das Vernehmen dessen, was ist ... Das Vernehmen der Vernunft entfaltet sich als" ein vielfältiges "Stellen, das überall und zuerst ein Vor-stellen ist. So könnte man auch sagen: ... Der Mensch ist das vor-stellende Tier."

[Was zur Allgemeinbildung zwischendurch: Das Wesen der Wissenschaft ist die Technik. Und das Wesen der Technik ist das Gestell. (Hat da jetzt ein Kabiskopf gekichert?)]

Der letzte Mensch ist ein besonders hoffnungsloser Fall: "In der Art des letzten Menschen muss ... die Vernunft, das Vorstellen, auf eine eigentümliche Weise verenden und gleichsam in sich verfilzen."

(Kleine Vorgabe zum letzten Exzerpt heute: Der Passant vor dem Mikrofon ist fester Bestandteil einer jeden Vorstellung von Vorgängen, die als solid formatierte werden auftreten können:)

"Das Vorstellen hält sich da nur noch an das jeweils gerade Zu- und Bei-Gestellte und zwar als ein solches, dessen Zustellung im Betreiben und Belieben des menschlichen Vorstellens geregelt und auf die allgemeine Verständlichkeit und Bekömmlichkeit verabredet wird. Zum Erscheinen gelangt alles, was ist, nur insoweit, als es durch dieses sich stillschweigend verabredende Vorstellen als ein Gegenstand oder als ein Zustand zugestellt und damit erst zugelassen wird. Der letzte Mensch ... bringt sich und überhaupt alles, was ist, zum Stand durch eine besondere Art des Vorstellens."