T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

Mein Foto
Name:

Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Freitag, August 17, 2007

"Schön ist nicht das, was gefällt, sondern was unter das Geschick der Wahrheit fällt, das sich ereignet, wenn das ewig Unscheinbare und darum Unsichtbare in das erscheinendste Scheinen gelangt."
("Was heisst Denken?", 2. Vorlesung)

Beginn der 90-er Jahre, zweite Hälfte Juni, bei Eggum auf den Lofoten. Es ist Mitternacht. Wir, meine damalige Frau Marianne und ich, haben uns seit einer Stunde der Küste nach langsam vom winzigen Dorf entfernt. Zu unserer Rechten das Meer, zur Linken ein sanft ansteigender bemooster, von heidekrautähnlichen Gewächsen durchwirkter breiter Pflanzenteppich, in den massive Felsbrocken eingelegt sind, die sich allmählich zu einer schroffen Felskette verdichten. Dazwischen Mulden, in der sich letzte Schneefelder versteckt halten. Mit der Sonne im Rücken stapfen wir südwärts, die Augen stetig auf den jeweils unmittelbar vor uns liegenden Ausschnitt des üppigen Pflanzenteppichs gerichtet, der sich auf einmal in einen grossen, begehbaren Weihnachtskrippenplatz verwandelt, der sein goldenes Licht aus einer geheimnisvollen Quelle in seinem Innern bezieht. Die beiden Menschenkinder halten den Atem an ...

Eine wenig erhellende Interpretation eines reichlich dunklen Satzes, der ich einen Satz nachschiebe, der mir nach der Epiphanie in Eggum doch tatsächlich als erster Gedanke ins Gehirn geschneit kam:

"Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist. (Tractatus, 6.44)


[Mir gefallen die Hilfestellungen, die Heidegger in seine Vorlesungen einstreut: "Wenn wir nun, so wie wir jetzt hier sind, uns nichts vorreden lassen, müssen wir das bisher Gesagte als eine einzige Kette leerer Behauptungen zurückweisen". "Es wird gut sein, wenn wir möglichst lange in solcher Abwehrhaltung zu dem Gesagten ausharren; denn so allein halten wir uns in dem nötigen Abstand für einen Anlauf, aus dem her vielleicht dem einen oder andern der Sprung ins Denken gelingt." - Ich teile diese Abwehrhaltung; sie bezieht sich auch darauf, was ich selber hier in meiner Wohnstube, wo es spukt und heideggerlt, schreibe. Es hat ja schon oft geheideggerlt in meinem Leben. Doch diesmal wird der ganze Spuk auf Teufel komm raus aufgezeichnet.]