T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

Mein Foto
Name:

Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Sonntag, August 19, 2007

"Ein Zeichen sind wir, deutungslos."
(Hölderlin)

Na ja, was uns (Akkusativ!) denken heisst (heissen: iubere), ist wohl etwas Ungedachtes, Unbedachtes, das, was eben zu denken gibt, was uns anspricht, das, dem wir denkend ein Andenken bewahren, das, worauf das Denken zielt und was sich dem Denken ständig entzieht. Wir geraten in seinen Zug dadurch, dass es sich uns entzieht. Oder so ähnlich.

Und dabei fallen Texte ab. Es darf nun vermutet werden, dass gute Texte raunen, raunen von dem, zu dem sie unterwegs sind, und dass in ihnen das Sich-Entziehen und das Gezogen-Sein spürbar werden, dass sie so einen Zug oder Drive entwickeln, dessen Bewegtheit wiederum vom Ungeschriebenen/Ungedachten selber herrührt: Das Bewegende ergreift den Denkenden/Schreibenden und treibt ihn fort und fort in immer neue Texte, die allesamt auf das Forttreibende/Ziehende zurück gerichtet sind, ohne dass dieses je durch eine schiere Präsenz seine treibende Kraft verlieren könnte. (Es herrscht hier eine Art Bilderverbot, das den, der das Verbot zu beachten geneigt und gewillt ist, zu stets neuen Bildern des Selben treibt.)

[Warum sollte ein Blogger es sich nehmen lassen, zwischendurch, einem Nachhall lauschend, Dinge erschallen zu lassen, die zwar mit Wucht und Getöse aus ihm herauspurzeln, die er aber selber nicht versteht.]


Heidegger über Nietzsche: "Das Gedachte seines Denkens ist so eindeutig wie nur eines; aber das Eindeutige ist vielräumig, in Räumen, die sich ineinander verfügen."

Und so schliesst er einen Gedankengang ab, der, seinen Beteuerungen zum Trotz, verdammt nach schaler Zeitkritik riecht; doch er kriegt seine Kurve doch noch: "Im Geschriebenen verschwindet das Gedachte, wenn das Schreiben es nicht vermag, im Geschriebenen selbst noch ein Gehen des Denkens, ein Weg zu bleiben."

Es gibt natürlich gute Texte, die etwas auf den Punkt bringen. Und dann scheint es Texte zu geben, die eine Sogkraft besitzen, weil sie nie etwas auf den besagten Punkt bringen. Es darf vermutet werden, dass einer, der nach der Lektüre von Heideggers Vorlesungen in der Lage ist, ihren Inhalt auf den Punkt zu bringen, bedeutend weniger verstanden hat als einer, der schlicht gesteht: "Das verstehe ich nicht." Heideggers Schreibe kommt mir wie ein Kreis von Fluchtbewegungen vor, die jede klare Antwort zurückweisen und stattdessen die Frage ständig verfeinern und - vor allem - beleben. Der gescheite Leser oben gleicht einem, der nach der Lektüre von 'Das Schloss' dessen Koordinaten anzugeben in der Lage ist.


[To do: Einen Titel wie 'Der Zeiger' setzen und in den Text verfrachten. Oder einen neuen Blog mit diesem Titel schreiben und dabei (nur) die ersten beiden Abschnitte zu einem Satz mit Exposition und Durchführung umgestalten.]