T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Dienstag, August 21, 2007

[Ich bin heute nicht die Bohne auf Feierlichkeiten eingestellt:]

"Was heisst Denken?", 8. Vorlesung:

Ich setze das Denken des letzten Menschen eben mal kurz, sehr kurz, mit dem Grundzug der Philosophie der Neuzeit gleich. - Dann wandle ich zwei (rhetorische) Fragen (vom nervenden Typ "Könnte es im Grunde und eigentlich am Ende nicht doch so sein, dass ...?") kurzerhand in zwei Thesen um:
1)
In der Philosophie der Neuzeit waltet ein spezifisches Verhältnis zu dem, was ist.
2)
Dieses Verhältnis verweigert es ihr, das Sein in seinem Wesen sein zu lassen.

Das führt dann zur Hauptthese: "Das Nachdenken, das Vor-stellen" der neuzeitlichen Philosophie "ist durch die Rache, durch das Nachstellen bestimmt."

[Diesem Satz geht ein bisschen Etymologie unmittelbar voraus: "Rache, rächen, wreken, urgere heisst: stossen, treiben, verfolgen, nachstellen." So Zeug macht mir Spass. Drum ergänze ich: 'wreken' ist holländisch; das entsprechende englische Wort ist 'wreak'; und das lateinische 'urg(u)ere' lässt sich laut Stowasser durch das gotische 'wrikan' mit den andern Wörtern verlinken.]

Die 'Rache' ist aus dem Zarathustra gestohlen:

"Der Geist der Rache: meine Freunde, das war bisher der Menschen bestes Nachdenken; und wo Leid war, da sollte immer Strafe sein."

Und bei wem klingen jetzt nicht die Kirchenglocken? Bei wem nicht zahlreiche weitere - real und in philosophischen Seminaren von dereinst existierende - Glöckchen, die von der wahren, der finanziell und chanciell und überhaupt ausgleichenden Gerechtigkeit, künden? Und wer kennt nicht das Geklapper vom 'Bestehenden' und die eindringlichen Ermahnungen, dass grundsätzlich nicht sein darf, was da besteht?


[Heideggers Texte und die Art, in der er weitere Texte beistellt, laden ein, ja verführen zu farbigen, konkreten Interpretationen. Wer im einen oder andern der letzten Blogs den 'deus absconditus' witterte, hat damit einen guten Riecher bewiesen; und er wird sich jetzt vielleicht fragen, was der heutige antiklerikale und antisozialistische Ausbruch soll. - Nun, eine vorschnelle eindeutige Interpretation vermeidet man nicht dadurch, dass man vorsichtig zuwartet, bis ... ja, bis wann eigentlich? Es ist wie mit dem Bildervorbot: Mach dir ein, zwei, ... viele hübsche Bildchen! (Prinzip der Gewaltenteilung)]