T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Mittwoch, Dezember 27, 2006

Ο φρονων την ημεραν κυριω φρονει

Wer den Tag denkt, denkt zum Herrn.


(Röm 14, 6)


Die Gute Nachricht. Die Bibel in heutigem Deutsch: Wer bestimmte Tage beachtet, tut es, um den Herrn zu ehren. -
Das ist die Nachricht, die unfroh macht. Sie erinnert an die Pflicht, den Sonntag zu heiligen und dadurch dem Herrn die gebotene Ehre zu erweisen.

Luther: Wer auf den Tag achtet, der tut's im Blick auf den Herrn. -
Eine wunderbare Übersetzung. In der Verlängerung des Blicks, der sich auf den Tag richtet, treffen wir auf den Herrn. Der Blick, der auf den Tag gerichtet ist und darüber hinaus gleitet, hat eine verheissungsvolle Richtung eingeschlagen.

Meine Übersetzung schliesst hier an und betont die Richtung des Blicks im Gegensatz zum Punkt, wo er haltmacht. Der Satz zeigt, wie der Blick diese Richtung gewinnt.
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Dieser Blick transzendiert. Vertikal. Der horizontal transzendierende Blick gerät in die Geschichte, verfängt sich im Grossen Elend, projiziert das ganz Andere in die Ebene. Er folgt einer Linie des unaufhaltsamen Fortschritts und wird seiner Projektionen schliesslich überdrüssig, wenn er innehält und auf das ewig Gleiche stösst: Menschen schlagen einander tot; für Abertausende von Dingen, die sie wertschätzen; ohn Unterlass.

Wer aus der Vergangenheit in die Zukunft denkt, verfällt allenfalls auf eine Utopie; oder er verfängt sich in einer Theodizee. - Wer den Tag denkt, wird wie die Kinder und macht es wie die Vögel des Himmels. Loblieder ersetzen die Theodizee; das Ungerechtfertigte wird im vertikalen Flug besungen. Die Mühen der Rechtfertigung werden den Flachfliegern überlassen. Mitten aus dem Grossen Unheil wird der heilsame Flug angetreten.

"Was Gott tut, das ist wohlgetan!" - Das ist keine Rechtfertigung. Es ist das Lob des Ungerechtfertigten, geboren aus der Überfülle des Tags.