T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, November 25, 2006

[Ich kann meinen LeserInnen versichern, dass ich den Mittelteil dieses Textes vor seiner Veröffentlichung ganz beträchtlich gekürzt habe und dass mir das keineswegs leichtgefallen ist, wollte ich doch die aberfeinsten Facetten gar manchen öffentlich-rechtlichen und sonstigen Meinungsstreits möglichst adäquat wiedergeben. Ich möchte deshalb darauf verweisen, dass es heutzutage in jedem normalen Haushalt mindestens ein Gerät gibt, das es erlaubt, meine bescheidenen Andeutungen zu vervollständigen und mit nie versiegender Materialflut zu illustrieren.]

Warten auf das Stichwort


Es herrscht Ebbe, und die Möven machen sich über das angeschwemmte Meergetier her.

Wir sollten aber bei alledem nicht vergessen, dass auf jede Ebbe wieder eine Flut folgt.

Das mag schon sein. Wir sollten uns aber auch fragen, ob der Zeitpunkt, auf diesen Umstand hinzuweisen, gut gewählt war.

Auf der andern Seite möchte ich zu bedenken geben, dass auch Möven sich von etwas ernähren müssen.

Ich bin der Letzte, der etwas dagegen hat, dass einer die Dinge zuspitzt. Wir sollten uns bloss vor Übertreibungen hüten.

Das ist doch völlig normal! Ich mache mir Gedanken darüber, was Sie mit Ihrer Aussage bezwecken.

Die von Ihnen vorgenommene Verengung des Blickwinkels auf das 'Getier', wie Sie sich ausdrücken, verhindert den klaren Blick auf die Tatsache, dass mit jeder Wiederkehr des Wassers auch Dinge angeschwemmt werden, die uns allen zu denken geben sollten.

Sie müssen doch zugeben, dass im Grunde nur sehr wenig zurückgeblieben ist. Denken wir doch auch an das viele Wasser, das wieder abgeflosssen ist!

Ich möchte Ihnen entgegenhalten, dass es die Möven gar nicht gibt.

Und was ist mit den vielen Möven, die gerade in diesem Moment, wo Sie mit mit Ihren - Tschuldigung! - Pauschalurteilen kommen, eben kein Meergetier verzehren? Haben Sie daran auch schon gedacht?

Das kommt auch andernorts vor. Und es hat sich herausgestellt, dass die Ereignisse, zumindest was ihre zeitliche Ausdehnung betrifft, zwischen den verschiedenen Weltgegenden höchstens geringfügig voneinander abweichen.

Sie reden von 'Getier' und tun dabei, als ob nicht auch andere Lebewesen ...

Ich möchte mich dem Vorredner anschliessen und als Anregung in die Runde werfen, dass wir uns doch einmal grunzsätzlich fragen sollten, wo denn genau die Grenzen sind.

Ich darf die Ausführungen meines Vorredners vielleicht durch ein konkretes Beispiel illustrieren. Nehmen wir doch eine Alge. Das ist für die meisten Leute sicher eine Pflanze. Aber es stellt sich doch hier die Frage: Wo hört die Alge auf, und wo beginnt der Fisch?

Verzeihen Sie, dass ich an diesem Punkt insistieren muss. Den Fisch gibt es nicht!

Was mich an dieser Diskussion stört, ...

Und was ist mit der Alge, oder - wenn wir mal versuchen, den Gedanken weiterzuspinnen - mit dem Kieselstein? Gibt es denn den Kieselstein?

Ich finde es grunzsätzlich begrüssenswert, dass wir über diese Dinge reden. Aber ...

Sie tun ja gerade so, als ob nur die Möven sich über das Meergetier hermachten! Es würde jetzt zu weit führen, aber ...

Mit Ihren Biologiekenntnissen kann es nicht weit her sein, sonst wüssten Sie, dass es durchaus Meerestiere gibt, die eben gerade nicht 'angeschwemmt' werden!

Sie denken vielleicht, dass Sie hier bloss eine 'harmlose' Beschreibung geben. Aber sollten wir nicht auch an die Wirkung denken, die diese sogenannte 'Beschreibung' auf Menschen ausübt, die die Dinge etwas anders sehen?

Einen Punkt habe ich noch ...

Wir sollten diese Dinge nicht verharmlosen. Auf keinen Fall sollte man dies einfach unkommentiert im Raum stehen lassen.

Die Gefahr ist ja auch noch an einem andern Ort: Dass wir uns nämlich zu stark auf sie fixieren. Ich möchte hier nichts verharmlosen, aber ...

Wir reden hier ja über ein Geschehen, dessen eigentliche Ursache schon etwas zurückliegt. Darauf sollten wir uns konzentrieren!

Es ist schon erstaunlich, dass hier immer wieder das Beispiel mit 'den' Möven gebracht wird. Und ich frage mich ernsthaft, was wohl die Absicht ist, die dahintersteht nein steckt. Ja, steckt! Oder steht. Item! ...

Mir ist auch aufgefallen, dass viele Zuhörerinnen und Zuhörer sich immer stärker die Frage stellen, was denn eigentlich der Sinn ist. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich ein gewisses Verständnis dafür habe.

Ich bedaure sehr, dass wir etwas vom Thema abgekommen sind. Es geht doch hier um einen elementaren Naturvorgang, dessen wahre Bedeutung bei dieser Art der Darstellung leider etwas in den Hintergrund gedrängt wird.

Wir sollten vielleicht, ich meine wir alle, darauf achten, und ich nehme mich hier keineswegs aus, wie wir unsere Worte wählen. Und in einer Demokratie ausgerechnet das Wort 'herrschen' zu gebrauchen ... Ich wollte das nur mal so in die Runde ... Wegen den Worten, wie ich ja eigentlich schon sagte ...

Mir ist das immer noch zu wenig grunzsätzlich. Lasst und doch von blossem Wortstreit weg und endlich zur Sache kommen ...

[Das ist das Stichwort! ]

Unser Gespräch geht im Gekreisch und Gezeter der wirbelnden Vogelscharen unter. - Hast du es bemerkt? Da hat doch eben eine Eiderente ihren Nachwuchs an die ohnehin schon beträchtliche Kette von jungen Entelein angehängt, die in munterem Zickzackkurs der nichtsahnenden Kindergärtnerin in spe folgen. - Der Mond bricht aus dem bizarren Gewölk und schüttet sein Licht auf die Abertausenden von Pfützen und winzigen Prielen, die den Schlick verzaubern.


[Mögliches Motto: Es gibt überhaupt nichts Harmloses mehr. (Theodor W. Adorno, erkennbar geringfügig abgeändert)]