T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

Mein Foto
Name:

Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Dienstag, Dezember 26, 2006

Die Etymologie des Unbewussten


In einem Gespräch zwischen Siegmund Freud und einem seiner Freunde gerät letzterer bei einem lateinischen Zitat ins Stocken. Ein Wort ist ihm gerade entfallen. Wie ärgerlich! Ein simples, höchst geläufiges Wort! Das gibt's doch nicht! So heisst es denn, in Anwesenheit des späteren Autors der 'Psychopathologie des Alltags' frei zu assoziieren. Man nehme den ersten Einfall: Der Freund erinnert sich, am selben Tag in einer Zeitung gelesen zu haben, dass an einer kleinen Wallfahrtsstätte in Italien grosse Aufregung herrscht, weil eine Statue, obwohl es eigentlich an der Zeit wäre, partout nicht bluten will. Oha! Es fliesst nicht, was da, der Regel entsprechend, fliessen sollte! Freud erkundigt sich höflich nach den Damenbekanntschaften seines Freundes. Der Rest ist wenig überraschend: Der Freund erinnert sich an die Dame, die ihn durch die Mitteilung, dass ihre Regel ausbleibe, in Aufregung versetzt hat. Dabei fällt ihm nun auch das 'aliquis' wieder ein, das unter den gegebenen Umständen tiefengrammatisch als 'a-liquis' mit allen unangenehmen Konnotationen gedeutet und aus der Oberflächengrammatik verbannt worden war.

(Aus: Mein erster Freud: Sprachwitze für gehobene Ansprüche.)