T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Freitag, Januar 02, 2009

[zu meinen Akten:]

[Wird eine moralische Norm von den Mitgliedern einer moralischen Gemeinschaft akzeptiert, ist sie wechselseitig begründet oder gut gegründet. (ein grammatischer Satz)]


Es gibt ein paar spezielle Normen, die in moralischen Gemeinschaften, denen ich angehört habe, ihre Akzeptanz verloren haben. Sie haben ihren Grund/Boden und damit ihre Existenz verloren. - Ich finde es schon bemerkenswert, wie schnell so etwas gehen kann. Eben noch waren sie gut gegründet, jetzt sind sie weg. Einfach verduftet. Eben noch standen sie da und galten, was das Zeug hielt. Jetzt sind sie komplett ausser Geltung geraten.

Ich bin natürlich weit davon entfernt, den Dingern auch nur eine einzige Träne nachzuweinen. (Hier gar von 'Werteverfall' zu reden, wäre entweder trivial oder dummes Zeug.) Ich stelle eher fest, wie wenig verlorengehen kann, wenn ein paar Normen den Bach runtergehen. Und ich stelle, immer noch ein wenig (naiv) staunend, fest, dass der Standpunkt der Moral selber dadurch in keiner Weise in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Ich habe den kurzen Todeskampf dieser Dinger hautnah miterlebt. War an ihrem Absterben auch nicht völlig unbeteiligt. Was mir in der Rückschau auffällt: Unsereiner hat sich damals standhaft geweigert, den unheroischen/libertären Kampf gegen sie irgendwie als einen moralischen aufzufassen. Wir hätten ins Weihwasserbecken gegriffen, um uns gegen so einen ehrverletzenden Vorwurf zu verwahren. Aber selbstverständlich haben wir diesen Kampf auf dem moralischen Terrain ausgefochten. Es war immerhin ein substantieller Kampf, und damit ein moralischer. Was denn sonst?

[Wie ein nicht-substantieller Kampf aussähe? Nun, da werden Ismen herumgeboten von Leuten, die so tun, als ob sie nicht dazugehörten. Lächerlich! Aber das hatten wir schon.]


Begründungen haben einen Ort. Ich muss bestimmte Normen nicht gegenüber irgendwelchen Ismern begründen, die sich an einem Nicht-Ort eingenistet haben. Was gehen die mich an? - Ronald Dworkin geht so weit zu sagen, dass die ismischen Positionen ihrerseits als moralische Positionen begriffen werden müssten; anders aufgefasst seien sie unbegreiflich. - Ok. Entweder sagt der Ismer etwas Substantielles, oder er darf mich in Ruhe lassen.

Der Ort der Begründungen ist das Terrain des Moralischen.


[Geständnis: Ich habe doch tatsächlich angenommen, einige Autoren glaubten, es gebe so etwas wie eine Begründung der Moral. Tzzz ... Ich bin mir aber immer noch nicht ganz sicher: War ich einfach blöd, oder haben nicht doch einige sich etwas missverständlich ausgedrückt?]

[Thomas Nagel, der die Moral für etwas Grundlegendes und Unvermeidliches hält, hat mich ins Erinnern gebracht. Von ihm habe ich auch die Bemerkung über Dworkin.]