T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Freitag, Dezember 26, 2008

[Nein, ich habe noch nicht alle Sackgassen ausprobiert:
Die Begründungsfrage ... Ätsch! ...
Nicht, dass ich sie für übertrieben wichtig halte; Hauptsache ist doch alleweil, dass die Dinge sitzen! Trotzdem:]


Eine Begründung einer moralischen Norm muss eine wechselseitige sein; sie muss auf die Interessen aller Mitglieder einer moralischen Gemeinschaft Bezug nehmen.

Vergleiche zum Beispiel: Ich persönlich pflege mich strikt an die Norm zu halten, aber was die andern tun, ist ihre Sache. Mir persönlich scheint die Norm wohlbegründet, aber ... (Es gibt neben den Kaffetrinkern auch noch die Teetrinker.)

Das sind ganz nette semantische Witzchen, und wer es nicht bei einem Schmunzeln sein Bewenden haben lassen will, mag anfügen: "Mein Bester, du bist dir schon bewusst, dass wir hier über Moral reden, gell?"


Ich erinnere mich an die Ausführungen eines Militärdienstverweigerers in spe, der in den frühen 70er Jahren erklärte, er persönlich könne halt nicht ... Gewissen ... Andere könnten, wie sie es persönlich ... So genau weiss ich das nicht mehr. Jedenfalls habe ich mich anschliessend mit Marianne, meiner verstorbenen Frau, darüber unterhalten, warum uns - das Herz links, die Haltung rebellisch - der Held des Abends so wenig überzeugt hatte. Auch hier ist meine Erinnerung nicht mehr sehr lebendig, drum phantasiere ich lieber gleich:

Die Mischung ist schon seltsam: Da ist der Eindruck, die Rede sei von einer bedeutenden Sache, die eine ernsthafte Stellungnahme nahelege, und da ist auch der Eindruck, dass da einer von einem seiner Hobbies erzählt. Sein persönlicher Geschmack ziele halt nun mal mehr aufs Heldenhafte und den mit diesem verbundenen grossen Auftritten. - "Mir persönlich liegt das Töten nicht so, aber ich will beileibe nicht ..." - Vielleicht tatsächlich ein grosser Gewissenskonflikt, bloss garniert/verdorben mit zu viel Subjektivismus/Relativismus? - Der Richter: "Ich respektiere Ihr Steckenpferd und verdonnere Sie zu ..." - "Mir persönlich ist das Töten nun nicht dermassen zuwider, dass ich lieber in die Kiste wandern würde. Aber tu, was du nicht lassen kannst!" - Was kann unser Held, wenn er nicht ernstmachen und seine Ismen behalten will, darauf schon entgegnen? Wenn er denn auf Teufel komm raus niemandem moralisch kommen will ...

[Ja, wir hatten es auch nicht leicht, damals, wir, die künftigen Helden einer grossen Umwälzung, die sich davor schämten, das Wort 'Moral' (= 'bürgerliche Moral, Pfui!' = 'die Unterdrückung zementierend, die Befreiung verhindernd') anders als denunzierend in den Mund zu nehmen. - (Ich will mich ja nicht nachträglich von diesem Haufen abgrenzen, aber es freut mich schon, dass es für eine kleine philosophische Intuition zwischendurch doch gerade noch gereicht hat.)]

Ich breche ab mit einer kleinen Aktennotiz:

Eine moralische Norm ist begründet nur dann, wenn sie für alle gleichermassen begründet ist. (Eine notwendige Bedingung für eine moralische Begründung, passend zum formalen Begriff der Moral.)



[Eine Sackgasse? - Ich weiss es nicht, weiss nicht, wie das Ende dieser finstern Gasse aussieht. Aber mir ist nicht unwohl hier, auch wenn die Hauswände mit arg vielen Klebern der Marke 'a priori' zugekleistert sind. Ich bleibe meiner Linie treu: Erst festzimmern, dann erweitern/sprengen.]

[Was bedenklicher stimmen mag: Auch wenn es sich nicht um eine Sackgasse handelt, führt sie vielleicht doch nicht weiter, weil sie im Kreis herum führt. - Nun, die Sache hat schon was leicht, wenn auch wahrscheinlich unschädlich Zirkuläres: Die Begründung einer moralischen Norm soll als solche nur gelten, wenn sie den Standpunkt der Moral (als eines Systems wechselseitiger Forderungen) einnimmt. Aber wie sonst sollte sich eine solche Norm begründen lassen? Stelle dich ausserhalb des Standpunkts der Moral und beginn loszulaufen: So kannst du wenigstens sicher sein, dass du dich in einer Sackgasse befindest. - Ist das nun allzu selbstverständlich, oder ist es kühn gedacht? - Tja, nun hat es mich doch ein bisschen gepackt.]