T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

Mein Foto
Name:

Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Sonntag, Dezember 21, 2008

[zu meinen Akten:]

Leitgeplänkel


(1)
Ein formaler Moralbegriff ist nun gewonnen.

(2)
Er darf/soll inhaltlich offen bleiben.

[Habe kurz mit dem Gedanken an so etwas wie ein allgemein-menschliches minimum morale geliebäugelt, wurde dann aber von Vorstellungen wie dieser heimgesucht und kapitulierte kurzerhand: Eine Mutter wird von Schuldgefühlen heimgesucht, weil sie dazu beigetragen hat, dass ihre Tochter der sexuellen Verstümmelung entkam. (Ende Weltethos.)]

(3)
Die Herausarbeitung eines Begriffs der (wechselseitigen) moralischen Begründung hat sich für mich als Sackgasse herausgestellt.

(4)
Ebenfalls als Sackgasse herausgestellt hat sich die Herausarbeitung eines von religiösen und/oder tradierten Elementen gereinigten Begriffs einer autonomen Moral.

(5)
Woran ich aber - unter Bewahrung der beiden Aspekte der Begründung und der Autonomie - weiterarbeiten will:
(a)
Frage: Worin gründet eine Moral?
(b)
Erweiterung/Sprengung des gewonnenen formalen Moralbegriffs



Ein paar Stichworte zu (5):

Worin gründet eine Moral? (Verwandte Frage: Worin besteht die moralische Motivation?) Es gibt ... [Zwischentakt] ... das moralische Sanktionssystem, die Gottesfurcht oder Furcht vor den Göttern, das in der praktischen Überlegung gefundene prudentiell Gute (das, was gut für mich ist), die Liebe (Ja, die Liebe), das Mitleid, die vergnügte Betrachtung und der Genuss des Wohlbefindens anderer, die Liebe zu Gott und seiner Schöpfung, der Kreatur bzw. allen und allem, was da kreucht und fleucht, einem das Herz hüpfen lässt und die gute Laune versaut, ... Aber dich ... [Zwischentakt] ... gibt's nur einmal für mich.

[Es gibt eine Tendenz, einige von diesen Dingen von vornherein auszublenden, wenn man sich auf den Gesichtspunkt der Autonomie versteift. Nun, ich habe nicht im Sinn, mich selber des Nachdenkens über Gestalten wie den Heiligen Franz von Assisi zu berauben, diesen Inbegriff eines freundlichen Kuttenmannes, als dessen Abbilder ich in jungen Jahren die Kapuzinerpatres kennenlernen durfte.]

Das Moment der Autonomie ist eh in jeder (auch einer 'heteronomen') Moral enthalten, weil alle Normen qua sprachliche Normen der auf das prudentiell Gute ausgerichteten praktischen Überlegung ausgesetzt sind. Auch die rigidesten, autoritärsten Moralen sind gegen diese nicht gefeit. (Wo ein Satz steht, da bauen Stellungnahmen, Fragen, Zweifel, Überlegungen, Gründe ihre Hütten. Jede Proposition ist eine Angriffsfläche.) - Und neben der prinzipiellen Zustimmung zu einem Moralsystem gibt es ja immer auch noch die konkrete Entscheidung von Fall zu Fall, die allüberall auf dieser Welt so oder so ausfallen kann. - [Hochwürden ergänzt: Bedenke, oh Philotustan, dass es auch die freie Entscheidung für Lebensformen gibt, die beispielsweise einen absoluten Gehorsam verlangen. Auch die ist von der Vorstellung von einem guten Leben geleitet. Wovon denn sonst, mein Bester? - (Zur Erinnerung: Es ist nicht gut für den Hausherrn, wenn er einem seiner Hausgenossen die Anerkennung versagt.)]