T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, Dezember 27, 2008

In diesem Blog wird der Ausdruck 'Idee' mit Wonne strapaziert. Am Piräus waren wir gestern. -
[Griechisch '*[Digamma]id' wie in 'eidos', 'oida' oder 'iden' [Das ursprüngliche Digamma, ein f-Laut, ging verschollen]; (ai.) véda 'ich weiss', (lt./Neudeutsch) Video 'ich sehe', (got.) witan, (ahd.) wizzan. - Ein Sehen ohne Tunnel- bzw. Höhlenblick.]


Ich habe eine Idee davon, wie deine Idee davon, wie meine Idee von [X] ausschaut, dreinschaut


Man sieht sofort: Heute schreibe ich über die ganz elementaren Dinge.

Nach Aristoteles gründen die Ideen von Gutem in der prädikativen Struktur der menschlichen Sprachen.

Ich referiere (ohne Konjunktiv und ohne Anführungszeichen) zuerst Tugendhats Referat über das 2. Kapitel der 'Politik' und übe mich anschliessend ein bisschen im Konjugieren:

Die Art, wie Menschen in einem sozialen Gebilde ineinander verhakt sind, läuft über ihre Ideen von dem, was gut für sie ist. Dass Menschen sich überhaupt auf Gutes beziehen können, gründet in der prädikativen Struktur ihrer Sprache. Eine Idee von Gutem - i. Gs. zu einem Gefühl von Angenehmem - kann man nämlich nur haben, wenn man es als Prädikat versteht.

[Wir wiederholen: Prädikat: ein genereller Terminus, der durch singuläre Termini identifizierte Einzeldinge klassifiziert. Ein paar Dinge dazu in einem der nächsten Blogs. Und etwas über Propositionen. - Man kann nicht philosophieren, ohne wenigstens eine umrisshafte Idee von Semantik und Propositionen zu haben. Any objections?]


Ich habe eine Idee davon, was gut für mich ist; du hast eine Idee davon, was gut für dich ist; ich habe eine Idee davon, was gut für dich ist; du hast eine Idee davon, was gut für mich ist.

Wie kommt es, dass ein Lebewesen das Wohl eines andern Lebewesens in den Blick bekommen kann? Nichts ist einfacher: Es kann ja einen singulären Terminus gegen einen andern austauschen und dann ein paar syntaktische Anpassungen vornehmen. Und weil das so ist, kann es natürlich weitergehen:

Ich habe eine Idee davon, was deine Idee davon ist, wie meine Idee, was gut für mich ist, ausschaut; Ich habe eine Idee davon, was deine Idee davon ist, wie meine Idee, was gut für dich ist, ausschaut; Ich habe eine Idee davon, wie deine Idee, was gut für dich ist, ausschaut; Ich habe eine Idee davon, wie deine Idee, was gut für dich ist, ausschaut; Du hast eine Idee davon, was meine Idee davon ist, wie deine Idee, was gut für dich ist, ausschaut; ...

[Übrigens: Ich habe auch eine Idee davon, wie Spraxlis die Ideen, die die Kraxlis von ihnen entwickeln, beurteilen. Manchmal habe ich sogar Zweifel an dieser Idee.]

Item: Wir sind via Ideen miteinander verhakt. Ich sag dir, was gut für mich ist, du sagst mir, was gut für dich ist, [...], wir reden darüber, und wir können uns sogar auf ein paar gemeinsame Ideen darüber einigen, was gut für uns ist. Wir reden dann von 'Regeln' oder 'Normen', die in unserem gemeinsamen Ding gelten sollen. Und weil diese Dinger begründungsbedürftig sind bzw. jederzeit einer neuen (vielleicht gemeinsamen) Einschätzung unterzogen werden können, ist unser gemeinsames Ding ein prinzipiell offenes, flexibles, anpassungsfähiges Ding.

Und genau so ist es auch bei den Bienchen. Halt! Ein Fehlgriff im Genre ... Und so ist das bei den Bienchen gerade nicht. Auch darüber schreibt der bewundernswerte Aristoteles.


[Bemerkenswerterweise war hier einmal mehr nicht von Moral die Rede.]