T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Freitag, Januar 23, 2009

[Die Rede ist von einer Handvoll Menschen. Und dann:] "Was liegt mir am Rest? Der Rest ist nur die Menschheit. Man muss der Menschheit überlegen sein durch Kraft, durch Höhe der Seele, durch Verachtung." (Friedrich Nietzsche)


Der Rest heisst schweigen


Baden-Badener Disput. Thematik: Glück und Zufriedenheit oder so was Ähnliches dergleichen Vorkommendes. Das ist sicher zwei Jahrzehnte her. Die Leute seien viel zufriedener, als man allgemein annehme. Das war die Stimme der empirischen Sozialforschung. Peter Sloterdijk war überhaupt nicht beeindruckt. Er habe mal mit einem älteren Beichtvater über das Thema gesprochen: "Ach wissen Sie, Herr Sloterdijk, ich bekomme ja seit Jahrzehnten täglich viel zu hören, und ich kann Ihnen versichern, das Ausmass des Unglücks der Menschen ist sehr viel grösser, als einer sich vorstellen mag."

Die Menschen erleben gute Zeiten, haben Erfolge, erfreuen sich an diesem und jenem, und sie leiden ganz entsetzlich. Ja, so wird es wohl sein.

Schon blöd, dass sie sich so vorzüglich darauf verstehen, einander das Leben schwer zu machen. Nun, so haben sie halt wohl nichts Besseres verdient als ihr kleines beschissenes Elend. Die Vorstellung, dass es den neidischen Miesepetern, Stänkerern und bösartigen Wichten gut gehen sollte, wäre schon reichlich unerträglich.

Der Rest heisst schweigen.


[Das grösste Glück der grössten Zahl als Kriterium der Moralität von Handlungen? Das dürfte schon an der Frage scheitern, wie dann Menschen je zu moralischen Handlungen motiviert sein könnten. - Nun, ich habe natürlich nicht im Sinn, was Argumentartiges vorzubringen. (Habe ich das hier überhaupt schon jemals getan?) Der Utilitarismus belustigt mich einfach. So viel mit grosser Denkanstrengung vorgebrachte Albernheit kitzelt.]

[Peter Scholl-Latour ist weit herumgekommen, in den allerverschiedensten Funktionen (z.B. als Fremdenlegionär in Vietnam). Nun sitzt er einmal mehr da, und eine Erzählung sprudelt aus ihm heraus. Sandra Maischberger, etwas belustigt, rundet den Redeschwall ab: "Der Mensch ist schlecht, nicht wahr, Herr Scholl-Latour?" Dieser lässt sich zurückfallen und bestätigt: "Ja, der Mensch ist schlecht." Ernst, sachlich, abschliessend, ganz unaufgeregt jetzt. Es kommt wie das 'Amen' in der Kirche. (An dieser Stelle setzt ein Blog ein, der hoffentlich nie geschrieben wird: Peter Scholl-Latours Liebe zum Islam. Ein Erzkatholik bewundert, was seine eigene Kirche, die er nicht mehr wiedererkennt, ihm weggenommen hat. "Ach, ich rede hier nicht von Islam und Islamismus und so Zeugs, ich spreche, verstehen Sie, von frommen Leuten. Ach was, Sie verstehen das natürlich nicht. Kein Mensch hier versteht das." Ich könnte jeden Satz des ehemaligen Zöglings einer Klosterschule unterschreiben, ich juble, wenn ich ihn höre. Aber eben: Das reicht jetzt.)]