T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Montag, November 24, 2008

[Nietzsche spricht mit ...; Bernard Williams spricht mit Nietzsche; Philotustan spricht mit beiden: ein Blog.]


"Diese Griechen waren oberflächlich - aus Tiefe!" (Friedrich Nietzsche)


Nietzsche, diese Verkörperung des Antinihilismus, nennt das Rezept des 'europäischen Nihilismus' ['Der Wille zur Macht'. Höchst sinngemäss]: Man setze die Werte nur hoch genug an, dann zerfallen sie von selber.

Es gibt Dinge, die wir freiwillig tun, und es gibt eine Unmenge von Faktoren, die unser Tun beeinflussen. Wir haben von diesen Dingen (der Freiwilligkeit und den Umständen/Faktoren/Zwängen/...) mehr oder weniger klare, lebhafte und oberflächliche Vorstellungen. So weit, so gut.

Wir sind nun vielleicht versucht, die Vorstellung/Idee der Freiwilligkeit zu einem klaren Begriff zu verfeinern und ihr, indem wir sie von allen 'äusseren' Faktoren isolieren, einen tieferen Grund (oder eine höhere Weihe) zu geben. Dabei fragen wir dann etwa auch nach der Intention, dem Geisteszustand und der Selbstkontrolle von Handelnden. Und wenn wir uns hier so richtig anstrengen bzw. den Bogen halt überspannen, dann ... "versinken wir im Treibsand eines alltäglichen und völlig gerechtfertigten Skeptizismus. Und dieser Skeptizismus ist tatsächlich alltäglich, da er einer unverstellten Vertrautheit mit menschlichen Angelegenheiten entspringt."

Es mag nun einer an einer metaphysischen Tiefe des Begriffs der Freiwilligkeit festhalten. (Tapfer festhalten, denn eine gewisse Tapferkeit und ein Auf-die-Zähne-beissen [Nicht grinsen!] fordert von einem schon der Widerstand gegen Williams umwerfend kluge Formulierungen.) Tja, und das muss dann wohl den Determinismus, eine weitere, ebenbürtig tiefe Theorie, auf den Plan rufen. Und so hat man sich dann auch gleich ein bäumiges Problem aufgehalst: das Problem der Willensfreiheit. Ohne Fleiss kein Preis, ohne Metaphysik kein Problem der Willensfreiheit. [Das Versprechen im letzten Blog sei hiermit eingelöst.]

Die Idee der Freiwilligkeit "wird durch Versuche, ihr einen tieferen Grund zu geben, eher gefährdet ... Die Griechen hatten mit diesen Versuchen nichts zu tun, und so bewegen wir uns hier an einem Punkt, an dem uns ihre Gabe begegnet, aus Tiefe heraus oberflächlich zu sein". (Williams)


[Bernard Williams: Scham, Schuld und Notwendigkeit. Eine Wiederbelebung antiker Begriffe der Moral. - Verbloggt wurde hier ein Abschnitt, der auf S. 79 beginnt.]

[Ja, da liegt was in der Luft. Man sehe sich diese zwei Sätze aus 'Egozentrizität und Mystik' von Tugendhat an: "Hinsichtlich des moralisch Guten stehen wir in der modernen westlichen Philosophie in einer wenig glücklichen Tradition. ... Man kann in dieser Frage nicht anders, als die antike Tradition auf die eine oder andere Weise wiederaufnehmen." (S. 69f)]