T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Dienstag, November 04, 2008

Laute, Wörter, Sätze 4/103


Der kleine Nachhall zum grossen Getöse: Das Vis-à-vis von Frank A. Meyer mit Peter Sloterdijk. Thema: Finanzkrise. - Eine herausragende Sendung! Selten wurden in einer Stunde so viele alte Epochen aus- und so viele neue eingeläutet. [Wir leben im Zeitalter der sich überpurzelnden Epochisierungen. (Wollte mir nur kurz bestätigen, dass ich das auch kann.)] Dass der Neoliberalismus zum zigten Mal beerdigt wurde, versteht sich, wie so vieles andere, von selbst. Die sogenannte freie Marktwirtschaft ist durchschaut und hat sich nun selber endgültig erledigt. Das ist alles überaus langweilig. Darum hier nur das Highlight: Der 'homo oeconomicus' hat, wie sich nun eindrücklich gezeigt hat, ausgedient. Zum Schiessen! Und noch schöner: Der Altruismus ist voll wieder im Kommen. [Bei Sloterdijk erscheinen solche Umwälzungen eher am Horizont, während Meyer sie bereits stürmisch umarmt. Aber das sind Nuancen.] - Falls einer die Sendung oder gar die Umwälzungen verpasst hat: Sie kommen wieder - die beiden Herren und die (noch grösseren) Revolutionen.

Thomas Nagel: Das letzte Wort. - Welch eine Wohltat (nach den beiden Trunkenbolden)! Nehme ich doch, neben einem Bernard Williams, glatt mit auf die Insel. [Sylt. Nächste Woche.] Ein nüchterner Rationalist, der Descartes und Frege liebt. [Demnächst in diesem Blog.]

Das Buch von Williams: "Shame and Necessity" (dt.: Scham, Schuld und Notwendigkeit). Es gibt Büchelchen, die man nur schon wegen ihres Titels liest. [Thomas Nagel: The View from Nowhere] Und manchmal beginnt ihre Verarbeitung schon vor der Lektüre. Nun, es mag sich als produktiv erweisen, seine Vorurteile zu pflegen. [Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode. - "Vow!"] Nicht jedes Vorurteil ist so gut wie das andere, aber ein Vorurteil ist jedenfalls besser als keines: Scham wächst im Innern, Schuld kommt von aussen. Netter Ansatz. Und nun: Jemand hat dich schlecht behandelt und du versuchst, ihm eine Schuld anzuhängen. Viel Erfolg! Oder du verhilfst ihm dazu, dass der Keim der Scham in seinem Innern wächst und gedeiht. Vertraue im Zweifelsfall auf die guten Kräfte im Menschen! Das ist natürlich kein Patentrezept für den Erfolg. Stell dir vor, der Übeltäter kommt nun auf dich zugekrochen. Du meine Güte! Dabei sollte er sich doch bloss verkriechen! Was zum Teufel macht man bloss mit so einem Menschen? Erst schlägt er, dann kriecht er, ... zertreten mag man ihn ja schliesslich auch nicht ... Man hat's nicht immer leicht. [Zu Williams demnächst in diesem Blog.]

Und spülen! - Yaşamak şakaya gelmez: Zu leben kommt nicht zum Scherz. Wie gesagt: Das Leben ist kein Schleck/Scherz. Büyük bir ciddiyetle yaşayacaksın: Es will mit grosser Ernsthaftigkeit gelebt werden. Bir sincap gibi mesela: Der Ernsthaftigkeit eines Eichhörnchens etwa. - Aus: YAŞAMAYA DAIR: Nazim Hikmet über das beschissene und unsagbar schöne Leben. [Demnächst in diesem Blog]

Nazim Hikmet war ein Sozialist aus purer Lebensfreude. - Nachdem die Herren Sloterdijk und Meyer den Anstand hatten, wenigstens keine neue Form des Sozialismus wiedererstehen zu lassen, will ich selbigem hier ein klitzekleines Kränzchen gewunden haben. Auch ich besitze Anstand: Einen toten Hund tritt man nicht.


[Wir hatten doch da die Rubrik 'Blogs, die nie geschrieben werden' ...]