T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Donnerstag, September 13, 2007

"Wohin soll ich mich wenden ..."

"... wenn Gram und Schmerz mich drücken", findet sich zur Not immer irgendjemand, der mich abhören mag. - Jedoch:

"Wem künd ich mein Entzücken, wenn freudig pocht mein Herz?"

Die richtige Adresse


Es gibt in der Tat Fragen, die einem durch eine Antwort madig gemacht werden können. Nehmen wir die Frage Spaemanns: "Wohin gehe ich mit meiner Dankbarkeit?" - Meine Antwort möge die Frage dermassen verderben, dass sie alsbald ernsthaft neu gestellt werden kann: "pater.noster@coelis.univ".

Ein kurzer Hinweis (eines mit der schwarzen Dame Bekannten) auf die zahllosen Antworten, bei denen man nur schwer weghören kann:
Ludwig van Beethoven: Streichquartett Nr. 15, a-moll, op. 132. - 3. Satz: Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart ...)

Ein weiterer kurzer Hinweis auf die Myriaden von Antworten, bei denen wegzuhören zur Routine gar manches Gottesfürchtigen gehört:
"In Christo geliebte Gemeinde. Wenn wir heute ... Und so wollen wir denn gemeinsam ..."

Gleiches Theater, ausserhalb der grossen Vorstellung: Zwei in einer Bank [Gitte & Rex: "Sie schweigen und sie träumen / Und in den Bäumen / Da singt der Wind."]: Eine kleines Kirchlein in Fassbinders 'Lola', wo die Hauptfigur und ihr Verehrer (Die Barbara Sukowa ist noch frisch, für den ganzen Rest kann ich nicht mehr garantieren) zweistimmig ein herzallerliebstes Liedchen zum Himmel steigen lassen.


Seit den frühen Nachmittagsstunden schon haben die beiden keine Menschenseele mehr zu Gesicht bekommen. Bei den Vögeln des Himmels ist das schon bedeutend länger her: Sie riechen 'the human stain' und bombardieren die beiden im Sturzflug mit ihrem Kot. Die Schafe, die ihrer von weitem gewahr werden, sprengen in verschiedene Horizonte auseinander. Nur eine kleine Gruppe beäugt aus sicherer Distanz die beiden, die mittlerweile von einem kleinen Felsvorsprung aus bestaunen, wie die Junisonne im Norden wieder einmal gerade noch die Kurve kriegt und sich vor dem Ertrinken im Meer rettet. - Tja, wohin jetzt damit? Rein in die golden schillernden Fluten, zu den neugierigen Seehunden? Oder ist es nun endlich an der Zeit, den Fischen zu predigen wie weiland der heilige Antonius von Padua? Oder sollen sich die beiden an dessen Ordensgründer halten und einen Sonnengesang anstimmen? - "Wohin soll ich mich wenden?" - Nach obe, nach unde, nach rächts, nach links? - Ups! Da hat der Prediger sich im Genre vergriffen und versucht, mit einem Griff zu Augustinus wuchtig Gegensteuer zu geben, bevor ein gefallener Engel ihn flugs wieder aus der/in die Bahn wirft: Ama et fac, quod vis: S'isch mer alles eis Ding / ob i lach oder sing / han es Härzeli wie'n-es Vögeli / darum liebe-n-i so ring.


[An alle Leserinnen Nordfrieslands, Thüringens, Frankens, Kärntens und anderer zugewandter Orte: 'ring' = 'leicht'. Die Schwaben haben's da als Alemannen schon ringer: "S'isch mir älles oi Ding ... Darum lieb i au so ring."]