T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Mittwoch, August 15, 2007

[Meine Frau liest die interessantesten Bücher und lässt es sich nicht nehmen, den stinkgelehrten Herrn, den sie sich einst angelacht hat, reichlich mit Passagen aus diesen Büchern zu füttern und seinen Kommentaren und Erläuterungen abwechselnd mit wohlwollender Geduld und Interesse zuzuhören. Von Iris und Peter von Roten etwa hat sie mir schon einiges vorgelesen, und gestern, auf einem ausgedehnten Spaziergang am Neuenburgersee, war die Reihe an einem anderen berühmten Paar, Hannah Ahrendt und Martin Heidegger. - Nun spukt oder heideggerlt es mal wieder in meiner Wohnstube. Dem Jan gefällt's, er findet diesen Heidi 'einen ganz gelungenen'. Und für meine LeserInnen soll zunächst mal der eine oder andere Satz abfallen. (Das 'zunächst mal' wird wohl eine leere Drohung bleiben.)]


Das Interesse für die Philosophie sei rege und werde immer lauter, meint Heidegger. Doch der Mensch heute interessiere sich eh für alles und jedes. Aus purer Interesselosigkeit, könnte man meinen:

Inter-esse heisst: unter und zwischen den Sachen sein, mitten in einer Sache stehen und bei ihr bleiben. Allein für das heutige Interesse gilt nur das Interessante. Das ist solches, was erlaubt, im nächsten Augenblick schon gleichgültig zu sein und durch anderes abgelöst zu werden, was einen dann ebensowenig angeht wie das vorige."


[Für H. ist die Zeit um 1950 von einer äusserst bedenklichen Schnelllebigkeit. Dabei fällt mir ein: Arno Schmidt hat doch in 'Goethe' seinen Titelhelden durch das moderne Frankfurt geführt ... Also: Mein H. gerät durch einen 'Kommunikationsfehler' nach Zürich, wird, nur schon um weitere Pannen auszuschliessen, mit einem komfortablen Mobile ausgestattet, darf sich dann über Bedenkliches in bedenklicher Zeit und so Dinge verbreiten, wird von mir ein bisschen befragt und geehrt und gepiesackt, dann auch von Journalisten befragt und liest schliesslich, noch ehe er sich eine Pfeife gestopft und die gebührende Zeit gefunden hat, um seine Antworten zu redigieren, letztere auf dem Display seines Mobiles unter www.quickies.ch. (Und da mag dann das Wundersame passieren: H. nimmt es mit Humor! Wer in jeder Lappalie das Walten eines ab- und ankünftigen Geschehens vernimmt, muss bei einer enormen Massierung solcher Lappalien schliesslich irgendwie überdrehen und in eine lächerige Gelassenheit finden.) (Diese Erzähldee darf ruhig gestohlen werden. Dann bin ich sie los und kann weiterwursteln.)]