T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

Mein Foto
Name:

Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, Oktober 29, 2005

Rubriken: Buchprojekt; Lebensweisheit

Wer bin ich? (2)


Eine vertrackte Frage, die natürlich ernstgenommen werden will. Wird sie aber ernstgenommen, kann sie jede Leichtigkeit verlieren und zu einer regelrechten Plage werden.

Der Kern unserer Person will unmittelbar und unbekümmert, unangefochten und unbefangen zum Vorschein kommen: Er will schlicht und einfach gelebt werden.

Doch dann kommt der ANDERE und zeigt mit dem Finger drauf: "Du bist so und so!" Manchmal: "Du bist allzu so und so." Und jetzt verschwindet für qualvolle Momente die Unbefangenheit und unhinterfragte Selbstverständlichkeit, mit der wir bis zu diesem Moment - in herrlich unbewusstem Einklang mit dem Kern unseres Wesens - still und zufrieden und unbedenklich vor uns hingelebt haben. Selbstvergessen wie Kinder. Wie im Paradies. Der vom Baum der Erkenntnis gepflückte Satz, der uns aus dem Paradies reisst, stammt vom ANDEREN, der da gewichtig verlautbart: "Bedenke, oh Mensch, dass du so und so bist."
-------------------------------------

Der Schöpfer findet am meisten Gefallen an uns, wenn wir, auf uns selber vertrauend, in seinem Paradies lustwandeln. Sollen andere sich über uns den Kopf zerbrechen. (Für uns hat die Ausgangsfrage eher etwas Spielerisches und Selbstverliebtes: "Was steckt noch alles in dieser tollen Person?") Und dann dürfen sie das Ergebnis ihrer traurigen Wissenschaft hübsch für sich behalten. Sie tun ihr Bestes, wenn sie uns einfach sein lassen. Und dafür werden wir sie dann in unser Herz schliessen und verwöhnen und in ihrer Einmaligkeit und liebenswürdigen Schrulligkeit achten und unterstützen. Nur den Zeigefinger sollten sie hübsch bleiben lassen. Denn keiner hat das Recht, mit ausgestrecktem Finger auf das Allerheiligste des andern zu zeigen und naseweise Bemerkungen zu machen. Der Zorn Gottes wird ihn treffen. Denn der hat uns das Leben geschenkt, das wir nun auch unserem Wesen entsprechend führen dürfen. Der Allmächtige mag gute Kostgänger, die sich an seinen Gaben erfreuen. Das Herummäkeln ist des Teufels und dessen Gefolges, der Heerscharen der inneren und äusseren Kritiker.


[Link zu "Das Gefühl der Absurdität des Daseins";
[Letzterer Artikel kann so ins Buchprojekt integriert werden: Anerkennung erspart dem andern das besagte Gefühl]