T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Sonntag, Oktober 23, 2005

Buchprojekt: Der kluge Hausherr: Hausgenossen: Der innere Kritiker (Inkri)

Der innere Kritiker ist ein Plaggeist. Er hat den Überblick. Über das gesamte Hauswesen. Ihm entgeht nichts. Er ist rechtschaffen und fleissig. Sein Blick ist unbestechlich. Seine Lieblingskonjunktion ist das ABER. Und was darauf folgt, ist immer wahr. Versuche, ihm ernsthaft zu widersprechen. Er wird dir unumwunden recht geben. Dann kommt das ABER. Gefolgt von etwas Wahrem. Bis er stirbt. Dann ist Feierabend. Wie schade, dass du ihn nicht überleben kannst!

Der innere Kritiker ist ein Plaggeist. UND er ist ein Meister seines Faches. -
'Anerkennung' ist für ihn ein Fremdwort. UND er will anerkannt sein. -
Das UND ist die Konjunktion der Anerkennung.

Der innere Kritiker


Ich gebe mir keine Mühe, ein Profil von ihm zu erstellen. Jede(r) kennt ihn schliesslich. Und wer ihn nicht kennt, dem möchte ich an dieser Stelle meinen neidlosen Glückwunsch aussprechen. Ich nenne also bloss seinen vollständigen Namen und erzähle kurz davon, wie meine theoretische Beschäftigung mit ihm begann. [Dass ich mich mit ihm beschäftige, schmeichelt ihm nicht etwa. Er ist frei von Eitelkeit und konzentriert sich ganz auf sein Kerngeschäft: "Hast du denn keine bessere Beschäftigung?" - Die Frage ist selbstverständlich berechtigt!]

Vollständiger Name: Fürchtegott Jeremiades Inkri. -
(Jeremiades ist griechelnd und darum auf der zweitletzten Silbe zu betonen. -
Fürchtegott J. Inkri - F. J. Inkri - Kurz: Unser aller Inkri)

Anfang der 90er Jahre. Der Teilzeitbeschäftigte und Hausmann Philotustan sitzt in der Wohnstube auf dem neuen, sehr bequemen Sofa. Zu seiner Rechten ein riesiger Berg frisch gewaschener Socken in buntem Durcheinander. Zu seiner Linken die ersten Sockenpaare. Die Welt ist heil. Es ist 14.00. Zeit für die Frauensendung auf DRS 1. Thema: Der innere Kritiker. Wir Frauen sollen ja besonders stark unter ihm leiden. Wir haben ja einen fatalen Drang zur Ehrlichkeit. Dem Inkri kommt viel Ehre zuteil. Unaufgeregt. Weibsmässig. Besorgt heiter. Ich verspüre Neid. Unternehme nichts gegen Anwandlungen von aufkeimender Frauensolidarität. Das belustigt mich. Der Berg zu meiner Rechten schrumft. Der zur Linken wächst stetig. Es ist 14.30. Zeit zum Einkaufen. Vorher noch ein kleiner Schwatz mit der Nachbarin unten, die sich Sorgen um eine ihrer beiden Katzen macht. Ihr Mann meint halt ... . Und es ist so schwer, es allen recht zu machen.

Der innere Kritiker ist verlässlich: Dem kannst du es nie recht machen. -
Er verschont dich mit den sattsam bekannten"Wenn du nur bloss noch ... könntest/würdest". Seine Botschaft ist konstant: Du bist im Minusbereich.

Lasset uns ihm an dieser Stelle einen Dank für seinen Durchhaltewillen aussprechen!