T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, Oktober 22, 2005

Rubrik: Ästhetik

Gefunden in Martin Walsers 'Die Verwaltung des Nichts' (S. 42):

Etwas schön finden heisst aber, durch das blosse Sehen lebendiger werden. Dieses spürbare Einverstandensein mit dem, was man sieht. Diese unwillkürliche Zustimmung zum Augenblick. Und eben: durch das blosse Erleben lebendiger werden.

Zigmal hab ich diese Sätze nun schon gelesen. Sie löen in mir immer wieder schiere Freude aus. Und immer wieder versuche ich, sie irgendwie zu ergründen, als ob sie ein verborgenes, auf nicht ergründete/ergründbare Tiefen weisendes Geheimnis in sich bärgen. Tja. Und wieder fällt mir nichts dazu ein. So halte ich denn bloss zwei Dinge fest:

1. Es ist schön, dass es sie gibt.
2. Eine Frage/Anregung: Woher/Woran rührt die Freude über diese Sätze?

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

Du findest die Sätze so umwerfend gut, weil Du auch den Autor gut findest, intellektuell oder gefühlsmässig.
Ist einem Walser ein Autor unter vielen und nicht besonders wichtig, erscheinen die Sätze neutral und als ein Objekt, das sich kritisieren lässt wie jedes. So fällt auf, wie das Gesellschaftliche keinen Platz darin findet. Wo ich aber Schönes als Schönes empfinde, also ein bisschen auch baff und perplex bin, ist das Gesellschaftliche auch da, sobald das Ding zwischen den Ohren zu rülpsen beginnt und nicht nur JaJa nickt: Wieso ist sowas Schönes nur hier und nicht auch zuhause oder ganz in der Fremde? Wieso sehen es andere nicht und gaffen stattdessen TV? Warum kann ich es oder sie nicht besitzen? Warum sagt es mir nicht, wieso es so ist? Schönes ohne Rätselhaftigkeit dünkt mich nicht umwerfend schön, aber das Rästelhafte ist entschieden gesellschaftlich - das, was in Walsers Sätzen fehlt.

Oktober 22, 2005  
Blogger Philotustan said...

@ ur
1001 kleine Sachen fallen mir zu deinem anregenden Kommentar ein. Für heute nur soviel:
1)
Dein "Ich bin ein bisschen auch baff und perplex", ist erfrischend. Dem geliebten Berg ist damit die gebührende Ehre gezollt. Da brauchst du nicht noch auf die Knie zu gehen und jargonhaft Eigentliches zu brabbeln, wenn du ihn vor die Linse kriegst.
2)
Dass das Gesellschaftliche in Walsers Sätzen fehlt, macht sie mir besonders liebenswert. - Aber schon klar: Dass gerade das ihre Liebenswürdigkeit für mich ausmacht, ist ohne Bezug auf Gesellschaftliches nicht mal im Ansatz zu verstehen.
3)
Dein "Das Rätselhafte ist entschieden gesellschaftlich" könnte der Gegenstand für mindestens zwei Seminarsitzungen sein. Ja, mein lieber ur, dieser Satz hat es in sich: Er schaukelt zwischen 'entschiedener' Überbetonung einer Banalität und Vereinnahmung des letzten Schneefelds am Weisshorn durch die Soziologie. -
Also sprach der negative Dialektiker.

Oktober 22, 2005  
Anonymous Anonym said...

Gibt es denn nicht auch die Pflicht zur absteigenden Dialektik, seit Platon her, und nicht nur im Bezug auf das Wahre, sondern auch das Schöne?

Oktober 22, 2005  
Anonymous Anonym said...

Vom supplementären Aussen mussten sie immer kommen, die ihm sagten, was er denken sollte. Es war ein Psychologe zu Proseminarzeiten im Falken, der ihm klarmachte, dass das Höhlengleichnis auch das Absteigen vom schönen Aussichtspunkt der Einsicht zentral zum Thema hat.

Oktober 22, 2005  
Anonymous Anonym said...

Haha, rot wird er immer, der Draufloswanderarbeiter, wenn man ihm sagen muss, wo ur zu lesen hat und wie!

Oktober 22, 2005  

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