T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Samstag, Mai 08, 2010

[Tagesgeschehen]


Druckerpresse, Solidarität und Geldsegen


Wie schön wäre es doch für einen VWL-Studenten, einen Staatsbankrott mal live mitzuerleben! Aber er muss sich wohl noch etwas in Geduld üben. Gut möglich, dass Griechenland mit den 110 Mrd. Euro von EU und IMF seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen am Kapitalmarkt nachkommen und seine Budgetdefizite finanzieren kann. Gut möglich, dass die griechische Regierung die harten fiskal- und arbeitsmarktpolitischen Massnahmen erfolgreich durchführt. Gut möglich, dass das Land in keiner Deflation versinkt. Aber dann! Aber dann! Dann beginnt alles von vorne: Ende 2013 wird das Budgetdefizit zwar nur noch die vorgeschriebenen 3% des BIP betragen, aber die Gesamtverschuldung des Landes wird sich auf 150% des BIP erhöht haben (die Kredite der EU und des IMF nicht eingerechnet) ...

Aber ich will ehrlich sein: Ich mache mir da keine Hoffnungen. Die Länder der Eurozone werden einen Bankrott Griechenlands verhindern. Die werden einfach weiter zahlen. [Heute noch nicht gekotzt? Dann lasst es mich so ausdrücken: Sie werden aus Solidarität und gesundem Eigeninteresse heraus alles in ihrer Kraft Stehende tun, um die Attacken der Spekulanten zurückzuschlagen und das Vertrauen in die gemeinsame Währung weiter zu stärken.] Aber dann bleibt immer noch die Hoffnung auf ein anderes spektakuläres Ereignis:

Anfangs Woche hat der Chef der EZB, Monsieur Trichet, mit energischen Worten verneint, dass seine Institution plane, bedrängten Staaten ihre Staatsanleihen direkt abzukaufen. Das ist der Hoffnungsschimmer! Immerhin wird darüber geredet, die Druckerpresse in Gang zu setzen. (Direktkäufe von Staatsanleihen durch die Notenbank, um durch unverantwortliche Spekulanten unter Druck geratene Regierungen in ingewöhnlichen Zeiten durch ungewöhnliche Massnahmen angemessen zu unterstützen - Leute, ich hab das Zeug zum EU-Sprecher!) Ein Traum könnte wahr werden: Geld, Geld, und kein Ende. Was tut man nicht alles, um die Stabilität der Währung der Eurozone zu stärken! Ich glaube schon (noch), dass Monsieur Trichet am kommenden Montag erneut klare Worte finden und die Hauptaufgabe der EZB hervorstreichen wird. Aber ich sage dann: Mami, sie haben schon wieder darüber gesprochen! Und ich darf dann weiter hoffen, dass das Unvorstellbare doch noch zum lebendigen Fallbeispiel wird, so wie dereinst beispielsweise in Vorpommern, wo einer nach ein paar Monaten Hyperinflation mit den Ersparnissen aus 20 Jahren gerade mal einen ganzen Hering käuflich erwerben konnte.


Philotustan, vom Typ her Sparer, stolzer Besitzer von ein paar Markstücken und heilfroh, in einem Land zu wohnen, das in seiner Weltoffenheit sich dem bornierten Europa gegenüber eher reserviert verhält. - Mit einem besonderen Gruss an meine lieben Freunde in Deutschland. Gehabt euch wohl! Und tragt Sorge zu eurer Mark!