T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Dienstag, Juni 16, 2009

[On the way to nowhere]

Ein Pantomime steht erst unbeweglich/unbewegt da, dann verzieht er sein Gesicht ganz plötzlich zu einer entsetzlichen Grimasse.

Satzbezeichnungen bei Schumann: Einfach - Feierlich - (Sehr) lebhaft - Sehr rasch und leicht - Mit einigem Pomp - Hastig - Nach und nach immer lebhafter und stärker - Einfach und zart - Innig - ...


Ich neige mittlerweile dazu, die Attribute, die wir bei der Beschreibung unserer musikalischen Erfahrungen verwenden, schlicht und einfach den Stücken und Passagen selber zuzuschreiben. [Konkret: Der letzte Satz der Jupiter-Sinfonie ist nicht ein Ausdruck von Freude oder ein Stück, das Freude bei uns auslöst, sondern: Das Stück ist Freude pur. Punkt.] Das ist natürlich buchstäblich falsch. Aber: Wovon reden wir denn? Da lassen wir ganz unbekümmert eine Flötenlinie sich an einer Cello-Kantilene hochranken, auf einem bestimmten Ton verweilen, die Klangfarbe wechseln (Die Flötenlinie mutiert zu einer Klarinettenlinie), und dann in einem zarten Glissando zu einem Ton abfallen, der nun einen gehauchten Streicherklang, der sich im Hintergrund aufgebaut hat, harmonisch kräftig eintrübt.

[Ich denke hier an nichts Bestimmtes, ich brabble bloss vor mich hin, ich rede vom Alltäglichsten meines Alltags. Wir treiben hier keine Physik; wir reden auch nicht einfach von dem, was der Gehörsinn mit den Schallwellen veranstaltet. (Zwei akustisch identische Ereignisse können, musikalisch betrachtet, grundverschieden sein.) Wir sprechen von dem, was wir wahrnehmen, wenn wir unsern Geist in Klanggebilde hineinwandern und sie entspannt und aufmerksam erkunden lassen. Und was wir da nicht alles wahrnehmen!]

Warum sollten wir nun auf einmal bedenkenvoll innehalten und Bekenntnisse dieser Art ablegen: "Ich bin mir freilich bewusst, dass nicht das Stück selber Eigenschaften wie Lebhaftigkeit und dergleichen aufweist. Es ist bloss mein subjektives ..." (Es widerstrebt mir, den Mist auszuformulieren. Hier droht die Gefahr, dass sich der Blog in eine Reihe von überaus zustimmungsfähigen Sätzen zerdehnt und zerlangweilt.) "Es ist mein subjektives ..." Genug! Seien wir ehrlich! Meine Wenigkeit oder das Publikum und dergleichen Entitäten wecken hier nicht das mindeste Interesse. Wir wohnen einem Ereignis bei. Etwas Einfaches und Zartes beispielsweise liegt in der Luft. Es liegt da draussen, und ich verweile aufmerksam darin. Oder da herrscht die pure Freude, dass es schon wieder nicht zu fassen ist. Sie spricht mich an. (Soviel Subjekt muss sein.) Oder es findet eine einzige grosse, feierliche Bewegung statt. Ein Leben findet da statt, und ich bin mittendrin. Ich bin ja selber ein Leben oder zumindest einer Verlebendigung nicht gänzlich abhold und so dem Zuspruch durch ein anderes Leben willig ausgesetzt.]

Von mir aus darf einer hier weiterhin ein Subjekt auf ein Objekt treffen lassen. Is ja schliesslich nicht völlig verkehrt. Oder was ist schon falsch daran, wenn einer in 'Philosophie der Musik' einen genitivus objectivus ausmacht? Ich habe ja selber nicht schlecht gestaunt, als ich kürzlich auf eine Anregung von Andrew Bowie (Philosophieprofessor und Jazz-Saxophonist) stiess, hier, Schelling, Schleiermacher, Schlegel und andern folgend, versuchsweise mal einen genitivus subjectivus zu lesen, die Musik also nicht zum Objekt der Philosophie zu machen, sondern sie selber sprechen zu lassen. Was immer das genau heissen mag. Auch das ist ein weites Feld, aber ich erkläre mich nun als mit meinem Latein vorerst mal am Ende. Oh Gott, das ist schon leicht unbefriedigend, darum muss nun auf Teufel komm raus wenigstens noch ein abrundender Titel her:

Musik: Leben trifft Leben oder Es tut sich was