T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Montag, Juni 15, 2009

Denken mit dem Körper


(ORF, Seitenblicke) Zahlreiche Leute, alt und jung, sitzen in einem Wirtshaus zusammen und ergehen sich in einem längeren mehrstimmigen Silbengesang. Kein Text und keine Melodie ist vorgegeben. Die Leute haben diese Art von Improvisation intus.

Interessant, wie ein Musikethnologe den Vorgang beschreibt: "Die Leute denken mit dem Körper. Was gibt es Schöneres?"


[Dem Opa ist nach Erzählen zumute:] Meine Mutter oder Tante Maria oder Tante Frieda singt in einer kleinen Gesellschaft oder bei der Arbeit ein Lied, und ich kleiner Kontrapunktiker erfinde eine zweite Stimme dazu. Na ja, 'erfinden': Diese Dinge sind natürlich schon längstens gefunden. Der Bub befindet sich da in einem relativ schmalen Bachbett, worin er seine Stimme frei fliessen lassen kann. Für den Wohlklang sorgt eben das Bachbett, auch Tonalität genannt. Heute frage ich mich zuweilen, wie ich das wohl gemacht habe. (Aber weiss ich denn, wie ich das heute mache? Was tust du, wenn du einen Ton abnimmst?) Doch da ist nichts Geheimnisvolles dabei: Ein Bub trinkt Ziegenmilch, isst Roggenbrot, versüsst den Gesang der Frauen mit einer zweiten Stimme und spielt den Indianer und die Handharmonika. Diese kommt etwas später dazu, mit 10, und steuert dann neben den Begleitharmonien auch noch einen kleinen einleitenden Kehr zum allgemeinen Wohlbefinden bei.

Meine Mutter sagte von der ostalpenländischen Volksmusik: "Sie greift mich an." Sie sprach da wohl von der unverschämten Art, wie diese Musik ins Gemüt eindringen und es vollständig in Beschlag nehmen kann. [Schubert über seine 'Winterreise': "Diese Musik greift mich an."]