T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Donnerstag, Mai 14, 2009

Das Wesen der Barke


Eine starke, schwarze Barke
Segelt trauervoll dahin.

Wie schwer es sogar einem Heine fallen würde, eine Barke, welcher Farbe auch immer, im Jambenfluss trauervoll dahinsegeln zu lassen, und weitere elementare Dinge hatten wir schon behandelt. Schon bald wurde allen klar, dass es nicht angezeigt ist, beim Vortragen des Gedichts herauszustellen, dass man in der Metrik sattelfest sei; keine Schülerin wollte Heine unterstellen, dass es ihm auf die Anzahl der Barken ankam. Da stellte der Lehrer den angeregt Fortschreitenden doch die saublöde Frage: "Ach, übrigens, warum ist die Barke eigentlich stark?" - Wie ich diese Klasse liebte! Da hoben sich die Fingerchen, und der Unmusikalische wurde mit strafendem Tonfall belehrt: "Also so viel andere Möglichkeiten gibt es da auch wieder nicht, wo sie doch schon schwarz ist, die Barke!" (Gehört? Geschnallt? Is ja nicht sooo schwer!)

Ich weiss beim besten Willen nicht mehr, ob es die ca. 16-jährige Rachel Harnisch war, die mich da ins Bild setzte. Jedenfalls hat sie zum Abschluss der Stunde das ganze Gedicht noch einmal vorgetragen. Das war so üblich bei diesem Lehrer. Und der begeisterte Rezitator ist noch heute stolz darauf, dass er das Gute vom entschieden Besseren zu unterscheiden vermochte.


[Klar erwarte ich jetzt, dass mir die LeserInnen ein Steinchen ins Krönchen setzen. Beim Vasella selig, dem Musiklehrer, könnte ich da lange warten: "Das ist ja wohl das Mindeste!", höre ich ihn poltern. Er hatte die junge Frau gehört und ihr umgehend Gesangsstunden empfohlen.]

[Ich wage es kaum, diesen Blog der grossen Sängerin zu widmen. So beeindruckt bin ich von ihrem Ausdruck. Aber wir wissen ja mittlerweile alle: "Our response to emotion is a sympathetic response." Drum gebe ich mir einen Ruck:]


Für Rachel