T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Sonntag, November 30, 2008

"Ob es so oder so oder anders kommt ..." - "Was ist das Richtige?" - Kommt drauf an, grad wie im richtigen Leben.


Im richtigen Leben folgt auf etwas öfter mal was anderes. Das kommt dann jeweils, wie es kommt. Und wie's ist, wenn's losgeht, weisst du, wenn du weisst, wie's gekommen ist. Aber du weisst dann immer noch nicht, wie's war - damals, als alles begann. (Und natürlich gibt es da auch nichts zu wissen, um diesen Abschnitt mit einer ernsthaften Bemerkung abzurunden.)

Gar manches kann ein Ereignis, als das man eine Handlung - von aussen - auch betrachten kann, bestimmen: Gewohnheiten/Üblichkeiten, Attraktionen höchst vieldeutiger Art, anfeuernde Elemente wie eine Leidenschaft oder dämpfende wie die Faulheit, die Vorstellung des Handelnden davon, was für ein Mensch er ist, Überlegungen der vielfältigsten Art (das Abwägen/Gewichten von Gründen, Erwägungen bezüglich künftiger Entwicklungen und solche bezüglich der Erwartungen anderer) und und und ... - Die Aufzählung ist etwas witzlos. Es sollte einen bloss nicht überraschen oder gar beunruhigen, dass man nicht immer den Durchblick hat.

Im Nachhinein ist Mann (auch nicht wirklich) klüger


Williams stellt gegen Ende des 2. Kapitels von 'Shame and Necessity' ein paar interessante Überlegungen zum Problem der akrasia ('Willensschwäche') an. Er präsentiert uns u.a. einen verheirateten Mann, der nach mehr oder weniger reiflicher Überlegung zum Schluss kommt, es sei das Beste, die Finger von seiner Geliebten zu lassen, ES dann aber doch nicht lassen kann:

"Wenn er schliesslich doch wieder bei seiner Frau ist, wird er diese Episoden vermutlich als akratische betrachten. Wenn er sich aber von seiner Frau trennt, um mit seiner Geliebten zusammenzuleben, dann werden diese Episoden wohl nicht als akratische beschrieben, sondern als ahnungsvolle Vorwegnahme der Gründe, die ihn in Wahrheit immer schon geleitet haben." (53)

[Mmmmmh ... Diese "unverstellte Vertrautheit mit den menschlichen Angelegenheiten"!]

Ob eine Handlungsweise als akratisch anzusehen ist oder nicht, hängt hier davon ab, wie die Geschichte weitergeht, nicht von einer bestimmten Einstellung oder bestimmten Motiven, die im Moment (un)wirksam sein sollen. - [By the way: Was immer dieser beneidenswerte Mann tut: Es ist das Richtige. Das Leben kann manchmal aber auch dermassen freundlich zu einem sein.]

Man erinnert sich: Wie schätzen wir einen Mann ein, der Frau und Kinder verlässt, um irgendwo in der Südsee seine Malerei zu betreiben? - Nun, kommt drauf an, wie die Geschichte weitergeht. Vielleicht hat er ja Glück ('moral luck'). - Wir dürfen Gaugin für einen hervorragenden Mann halten.


"Che sera sera, whatever will be will be ..."
[Zitiert - wie schon der Eingangssatz - nach meiner Ernst Tugendhat gewidmeten Arbeit 'Der Schlager als Kompensation für bekümmerte, öfter mal unter den Konsequenzen der Propositionalität ihrer Sprache ächzende 'ich'-Sager'. Nixhausen 2008.]