T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Dienstag, Oktober 14, 2008

Laute, Wörter, Sätze 3/103


"Kontrolliert trinken? Nix für dich; du kennst da kein Mass", schrieb der trockene Alkoholiker in sein Kurtagebuch, in der Zeit also, als die durchschnittliche Länge seiner Sätze im Zuge einer um sich greifenen Ernüchterung abzunehmen begann. Und dann das da:
"Leide! Aber tue es kontrolliert!"


Ich lese zwischendurch gern im Heft ('TAGALK') meines Hausgenossen:

"Ich bin alkoholabhängig." (Das ist die halbe Miete, wie er mir heute versichert.)

"Den Alkoholismus vergleichst du am besten mit einer Krankheit wie der Zuckerkrankheit." (Das ist Epikur: Die Götter denkst du dir am besten ...)

"Bier ist etwas Gutes." (Das ist wahrhaftig.)

"Wenn jemand neben dir schweigt, bist du nicht der einzige, der schweigt."

[Thema: das Gefühl, nicht ernstgenomen zu werden:]"Wie du dieses Gefühl pflegen kannst:
1)
Frage dich, was die andern von dir hören wollen.
2)
Worauf es nicht ankommt, ist, ob du überhaupt etwas zu sagen hast oder ob du etwas sagen willst.
3)
Was du sagst, ist sowieso nicht so wichtig. Unterstreiche diese Tatsache durch geeignete Gesten. Achte auf den entsprechenden Tonfall."
(Er hatte den österreichischen Lehrer dabei. Der schlägt ja dann bei jedem irgendwie durch.)

[Hier kommt ein Nietzsche gerade rechtzeitig:] "Nietzsches 'moralischer Imperativ der Natur' (JGB, V, 188): 'Du sollst gehorchen, irgendwem, und auf lange; sonst gehst du zugrunde und verlierst die letzte Achtung vor dir selbst.'"
(Kein Wunder, dass Hochwürden, ein ehemaliger Internatszögling, und der ehemalige Kurgast sich so gern über das Leben hinter Mauern unterhalten. Hand aufs Herz: Die haben ihre Zeit genutzt: Keine Bars, keine Weiber, und viele viele Philosophen.)

[Ein Streit beginnt, oder jemand fängt an zu gifteln:] "Stehst du auch schön in der Schusslinie?"


Und dann versuche ich, ihm nachzueifern. Ich knüpfe beim Leiden an:

Das Leiden hat noch keine(n) so richtig froh gemacht.

Froh zu sein bedarf es wenig, doch ...
Wer leiden will, hat wahrhaft Stoff genug.
(Und wenn es bloss der Stoff ist, aus dem die harmlosesten Geschichten des Lebens geknetet sind.)