T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Dienstag, Februar 14, 2006

Tagesaktualität: Vogelgrippe und Karikaturenstreit

Was bewegt


Die Abteilungen des Alters- und Pflegeheims, in dem meine Frau Susanne als Abteilungsleiterin arbeitet, weden durch Farben bezeichnet und gekennzeichnet. Susanne arbeitet auf Türkis. Meine LeserInnen werden also leicht erraten, welches Thema z.Z. mein ganzes Sinnen beherrscht, wenn ich ihnen mitteile, was mir zu Ohren gekommen ist: Eine Heimbewohnerin, die noch immer regen Anteil am Weltgeschehen nimmt, soll neulich zu ihrer Physiotherapeutin gesagt haben: "Haben Sie es schon gehört? Die auf Türkisch haben jetzt die Vogelgrippe."

Ein bitteres Thema. Ich will mich deswegen etwas Leichterem zuwenden: dem Karikaturenstreit. Auch da gibt es freilich Aspekte, deren Komplexitätsgrad nicht unterschätzt werden sollte. Natürlich wird man stets bemüht sein müssen, ein Thema von dermassen hoher gesellschaftlicher usf. Relevanz sachlich und gründlich zu diskutieren. Auf der andern Seite wird man dabei aber aus Rücksicht auf die religiösen usf. Gefühle von Anders-usf.-Denkenden wohl kaum das rein sachlich durchaus nötige Anschauungsmaterial beschaffen oder gar vorlegen dürfen.

Ein anderer Aspekt des Problems ist eher erheiternd. Es ist ja schon eine Weile her, dass die Karikaturen in Dänemark veröffentlicht wurden. Kein Mensch regte sich auf. Auch bei uns in der Schweiz wurde ein Teil der Karikaturen (in der 'Weltwoche') veröffentlicht. Kein Mensch regte sich auf. Dann erschienen sie in einer ägyptischen Zeitung. Kein Mensch regte sich auf. Schliesslich nahm ein dänischer Imam sich der wenig beachteten Bildchen an und ging mit ihnen unter der Geistlichkeit in Staaten wie Saudiarabien und Iran hausieren. Und mit einem Mal ärgerte sich die halbe Welt über Bildchen, die sie nie zu Gesicht bekommen hatte.

Bei Themen von wirklicher Bedeutung stets auf Ausgeglichenheit bedacht, beende ich diesen Blog mit einem ganz andern Aspekt des Problems, einem eher ärgerlichen nämlich. Und ich berücksichtige bei dieser Gelegenheit auch mal, was den 'Mann von der Strasse' bewegt, lasse mich also ein auf 'die Ängste und Sorgen der Menschen in diesem Lande' (AeSoMeLa [Auf der zweiten Silbe zu betonen, wie berndeutsch 'Henusode']). Da gibt es doch auf der ganzen Welt Hunderte Millionen von Menschen, die wegen der Olympischen Spiele z.Z. darauf verzichten müssen, sich, einer mittlerweile fest etablierten Tradition folgend, täglich ihre Lieblingsserie(n) reinziehen. Und in den Nachrichten werden ihnen dann Krawallbildchen und anderes zum Karikaturenstreit vorgesetzt. Da sage ich: Das darf doch nicht wahr sein! Die Mullahs in Riad und Teheran und ihr militanter Anhang brauchen doch nur einfach aufzuhören, sich über Bildchen zu ärgern, die sie nie gesehen haben; den Menschen (denen mit den Ängsten und Sorgen in diesem Lande) werden Bildchen weggenommen, an die sich gewöhnt haben.