T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Donnerstag, Mai 03, 2012

Nein, er ist mir immer noch nicht verleidet. Was mir komplett verleidet ist, sind meine doch reichlich gesuchten Versuche, die Nazi-Frage zu beantworten. Die Frage gewinnt durch die tägliche Einbeziehung neuer, interessanter, lächerlicher, jämmerlicher, auch schmutziger Fakten immer mehr Konturen. Ich lasse sie gedeihen und geniesse es, wenn stets neue höchst vorläufige Antworten aus ihr herauspurzeln. Ein paar Andeutungen: Karl Löwith nach der[!] Rektoratsrede (sinngemäss): "Wir sind etwas ratlos; sollen wir nun die Vorsokratiker studieren oder in die SA eintreten?" - Wolfgang Schadewaldt im Vorbeigehen zum kürzlich zurückgetretenen Rektor: "Na, zurück aus Syrakus?" - "Ich will auch mal so wie Platon", sagt Heidegger, sucht die ganz grosse Bühne, findet sie, besteigt sie mit Jubel, sorgt selber für Standarten und Stiefel und Braunhemden, auch zackige Lieder und zackigen Gruss. - Letzterer wird auf die vierte Strophe des zackigsten aller zackigen Lieder, des Horst-Wessel-Liedes, beschränkt: Die neue Liturgie ist ja für die allermeisten Kollegen noch recht ungewohnt, und man muss ja in der neuen Position Kompromisse eingehen können ... - Soll man lachen oder weinen oder kotzen oder …

Nun, ich habe mich für "Die Grundbegriffe der Metaphysik" (Vorlesung WS 29/30) entschieden.

Nein, er ist mir immer noch nicht verleidet. Sein Denken hat eine Sogwirkung … Ich plane so etwas wie eine kleine Einführung in sein Vokabular zu schreiben. Und überhaupt: Er ist ja schliesslich der Heidegger, ich meine, er ist der Bruder seines Bruders, der mir schon etwas an die Nieren geht. Klar doch, Fritz Heidegger ist Anfang der 40er Jahre auch in die Partei eingetreten, aber er hat halt so manches nicht auf die Reihe gekriegt. Wir wissen schon, dass die verdammten Wörtchen nicht flüssig über seine Lippen kommen wollten. Und mit den zackigen Bewegungen wollte es auch nicht recht klappen: Bloss den Zeigefinger vorstrecken und den Arm gerade mal auf Lendenhöhe vorstrecken, das ist nichts! Nicht auszudenken ist die Schmach, die er seinem begeisterten Bruder, der in solchen Dingen äusserst streng war, als Unigärtner zum Beispiel beschert hätte. Nun, vielleicht hat ihm in diesem Fall auch das innere Feuer gefehlt. Jedenfalls wurde er schon nach einem Jahr wieder aus der Partei geworfen. Braver, wackerer, Fffff…rrritz!


[Ich tu's ungern, aber hier dürfen keine Missverständniss aufkommen: Ich habe früher selber sehr stark gestottert.]