T(r)iefsinn - Unsinn - Leichtsinn

Hier waltet, streunt, brütet, tanzt ... der Sinn. Hier treibt er sein Allotria. Hier wird ihm der Garaus gemacht. Die Szenerie, in die du geraten bist, bezieht ihr Licht aus einem Bereich, wo die grossen Geheimnisse des Lebens vor sich hinkichern.

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Lizentiat in Philosophie und Germanistik. - Beruf: Gymnasiallehrer. - Jetzige Tätigkeit: Teilzeitjobs und philosophische Beratung.

Donnerstag, April 05, 2012

Plagiatskrise, Staatsschuldenaffäre, Dönerfrauen, Schleckermorde … Doch, doch, ich bleibe da schon dran, an den brennenden Fragen, die die Menschen bewegen und so, aber vorher muss ich noch ein paar wichtigere Dinge auf die Reihe kriegen.

- Wie hat die Elfriede es geschafft, dass die Gemeinde Todtnau die Hütte ans Elekrizitätsnetz anschliessen liess?

[Ich weiss schon, dass es da einen Brief an die Landesregierung in Baden gab. Vermutlich hat die Lehrerin und Volkswirtin selber das Schreiben abgefasst. Die Lösung einer Frage, in der es schliesslich um Sein oder Nichtsein ging, wird sie wohl kaum ihrem ansonsten des Schreibens durchaus mächtigen Gatten überlassen haben. Es mag Elfriede kaum überrascht haben, dass ihr Mann an der Uni Marburg schon mal mit dem Hausmeister oder Heizungsmonteur verwechselt wurde, aber die elementare Unterscheidung zwischen Schein und Sein hatte die Gattin des einschlägigen Experten durchaus intus.]

- Seit wann wusste die Elfriede von der Hannah?

- Welcher Maulesel hat Elfriedes Gatten von Freiburg aus bis zur Hütte hochgeschleppt?

Bevor ich mich mit diesen verwickelten Fragen beschäftige, wende ich mich ein paar leichter zu bewältigenden Fragen zu:

Introduktion, Transduktion und Verfugung


Einleitende Frage: Wie kommt es, dass Martin Heidegger in seinen Reden und Pamphletchen, die er als Mitglied verschiedener katholisch antimodernistischer Bunde und Bündchen verfasste, antisemitische Töne durchgehend vermied? Ich meine, solche Töne gehörten in diesen Kreisen doch einfach zum guten Ton. [Pah, auch das ist nicht so einfach, man könnte glatt zum - ich schliesse hier an das eingangs verwendete Gegenwartsvokabular an - Antisemitismusskeptiker werden. Und wo wir grad beim einschlägigen Vokabular sind: die Nazifrage:]

Die Frage: Heidegger ein Nazi? - Klar doch! Aber warum?!?
(Zum Glück gibt es die einfachen, keine komplexen Antworten erfordernden Fragen!)

Der Übergang: Hier ist das Leben, da das Werk. Das Verbindende: die Stimmung [SuZ, S. xyz …]. Die Stimmung ist das Magnetfeld, das die Elemente von Leben und Werk in einer wohlgeordneten Schwebe zusammenhält.
[Vom 'Magnetfeld' vielleicht abgesehen, heideggerlt das Sätzchen ganz artig, gell? Aber der Meister hatte sich ja nach dem Abbruch des Theologiestudiums an der naturwissenschaftlichen Fakultät eingeschrieben. Philosophie? Ja schon, aber mehr so nebenher halt. Der Wittgenstein und der Feyerabend haben ja auch … Genug der Stinkebildung! Rein ins Wespennest:]

Das Wespennest: Eine antimodernistische und antiklerikale Bewegung trifft die Stimmungslage eines bis in die Knochen antimodernistisch gesinnten jungen Mannes, in dessen Seele sich gerade ein Drama sondergleichen abspielt: Im Sohn des Sakristans von Messkirch, im Schlüsselbub, im Läuterbub, im Sohn einer Mutter, die ihr Vertrauen selbstverständlich und heiter in Gott setzt, im Bruder der Marie, die zusammen mit der Mutter liebevoll und prächtig die Kirche schmückt - in diesem jungen Mann ist ein abgrundtiefer Groll gegen die katholische Kirche gewachsen.


Ich bin erschüttert. Ja, auch darüber, dass mir nun endlich ein (mich selber überzeugendes) Sätzchen zu einem Problem gelungen ist, an dessen Lösung ich seit nunmehr bald vier Jahrzehnten rumdruckse. Aber das sind Fisimatenten im Vergleich dazu, wie mich das (bisher bloss) angedeutete Seelendrama angreift. Oder die Seelendramen des Bruders, dem wegen eines Sprachfehlers die Erfüllung seines Kindheits- und Jugendtraums, Pfarrer zu werden, versagt bleibt. Ja, ich gerate ganz nah ans Wasser, wenn ich mir das Primizfoto von Heinrich Heidegger ansehe, auf dem dieser zusammen mit seinem Vater Fritz und seinem Onkel Martin abgebildet ist.